Mr. Bombastic
Der Name an sich ist ja schon ein Kunstwerk. Philippus Theophrastus Aureolus Bombast von Hohenheim. Viel zu lang, um ihn sich zu merken, darum ist er auch nur mit einer Übersetzung seines Familiennamens in Erinnerung geblieben: Paracelsus. Der Wegbereiter der modernen Medizin hat auch in Tirol seine Spuren hinterlassen. Was sag ich, in Tirol – beim nächsten Gegner des FC Wacker Innsbruck! Tirol von A bis Z: heute M wie Mils.
Ein heißes Pflaster
Es war zu einer Zeit, als der Ort noch als Mülß oder Mülles bezeichnet wurde. Von Graubünden kommend, reiste der Arzt und Theologe Paracelsus wieder einmal durch Tirol, wo er in Schwaz schon Therapien für die Krankheiten der Bergknappen gesucht hat. Nur, die Pinzgauer verwehrten ihm die Weiterreise nach Salzburg, und so musste er sich in Tirol eine vorrübergehende Bleibe suchen. Gut, dass er in Mils einen hier zur Jagd weilenden bayerischen Adeligen kennenlernte, bei dem er nächtigen konnte. Wobei, es immer die Dosis ist, die über gut und schlecht entscheidet. Und da kann das beschauliche Mils dann auch schnell zum heißen Pflaster werden. Denn die Gastfreundschaft wurde so überbordend, dass Paracelsus mit auf das Schloss Hohenburg im Isartal gelockt – und dann dort gefangen gehalten und als vermeintlicher Alchemist zur Goldmacherei gezwungen wurde. Dem Arzt gelang die Flucht, doch als er um Neujahr 1534 in Innsbruck auftauchte, war er in einem derart heruntergekommenen Zustand, dass man ihm sein Schicksal nach dem vermeintlich netten Treffen in Mils deutlich ansah.
Die Dosis
Gut, dass die Schwarz-Grünen nicht nach Mils müssen. Denn die beschauliche Gemeinde ist immer noch ein heißes Pflaster, zumindest für alle, die als fußballerische Gäste dort aufschlagen. Vier Spiele trug der Sportclub in dieser Saison daheim aus, viermal ging man als Sieger vom Platz. Von der Doppelbelastung Cup schon in der ersten Runde gegen den FC Patscherkofel befreit, mussten neben dem Mittelständler Umhausen auch die direkten Verfolger und Konkurrenten um den Aufstiegsplatz Natters, Oberperfuss und Längenfeld in der Brunnholzstraße Federn lassen. Dabei konnte sich vor allem ein Spieler auszeichnen: Mario Angerer, derzeit Mr. Bombastic in Blau-Weiß. Das Milser Urgestein traf dreimal in den Heimspielen, hält derzeit bei 8 Toren in ebenso vielen absolvierten Spielen und ist damit der dritterfolgreichste Torschütze der Liga. Dass man mit 24 erzielten Toren nur am vierten Platz der Offensivkraft liegt, ist völlig nebensächlich, denn der einstige Milser Gast Paracelsus wusste schon: „Alle Ding sind Gift und nichts ohn Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“. Und sie dosieren recht gut. Nur zwei Niederlagen in neun Spielen hat sie zum ersten Verfolger des FC Wacker Innsbruck auserkoren. Wobei die Spiele gegen Innsbrucks Jubiläumsgegner Mayrhofen und Kirchbichl, die zwei Partien ohne Punkte, unterschiedlicher nicht sein könnten. Gegen die Zillertaler entschied ein einziges Tor, die gesamte Milser Mannschaft blieb ohne Verwarnung. Gegen Kirchbichl erzielten die Milser, Verzeihung, Mario Angerer allein, drei Tore, sie führten noch zur Pause mit 2:1, bis es dann in Halbzeit zwei vogelwild wurde und der Spielstand innerhalb von sieben Minuten von 2:2 auf 3:5 umschlug. Sechs gelbe Karten ergänzten die insgesamt neun Tore (schlussendlich 3:6), dem Publikum wurde etwas geboten.
Doppelt hält besser
Nicht vergessen werden sollte aber: Mr. Bombastic hat einen zweiten „Angerer“ im Team, zu Mario gesellt sich Martin. Im vergangenen Jahr brachten die 22 Angerer-Tore, gerecht zu jeweils 11 verteilt, die Milser auf den Rang direkt hinter Innsbruck, in den direkten Duellen blieb nur ein einziger Punkt für Schwarz-Grün übrig. Besonders gute Erinnerung an dieses Aufeinandertreffen hat Daniel Zauner, der bislang erst bei einem Saisontreffer steht – aber im vergangenen Jahr dreimal gegen Wacker gescort hat…
Bild: Portrait Paracelsus von Quentin Massys (17.Jhd.), wikipedia.org