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Es war einmal…

…vor langer, langer Zeit. Wir kennen den Beginn von Märchen, und wir wissen: was jetzt kommt, ist eine schöne Geschichte, aber eben erfunden. Wenn man vom schwarz-grünen Fußballclub aus Innsbruck erzählt, beginnen die meisten Sätze auch so – erfunden ist da wenig. Gut, über das genaue Gründungsdatum kann man jetzt diskutieren. Dass der FC Wacker sich aus den Buben von „Olympia“ begründet hat, ist aber ziemlich unumstritten. Und die kickten schon im Sommer 1913 auf den Innsbrucker Wiesen herum. Selbst in den kühnsten Träumen hätte sich niemand von den Jungspunden träumen lassen, dass ihr Freizeitvergnügen 110 Jahre später noch am Leben, mehr noch, mit Leben gefüllt und einer bunten Geschichte versehen sein wird. Als Gratulant kommt ein Team aus dem eigenen Land ins Tivoli, das am Nationalfeiertag Überstunden machen musste. Tirol von A bis Z, heute M wie Mayrhofen.

Anno Schnee…

Da haben die Österreicher mal wieder nicht gut aufgepasst in der Schule. Anno Salutis, im Jahr des Heils, diente lange auch als Zeitangabe, gleichbedeutend mit Anno Domini und n.Chr. Aber wer soll sich schon die Bedeutung von AS merken? Mach ma halt Schnee d’raus. Hat nichts damit zu tun, dass es früher keinen Altweibersommer gegeben hätte, das zeigt schon der Blick in die Innsbrucker Nachrichten vom 28. Oktober 1913: „Die sonnigen Herbsttage, deren wir uns nun schon seit längerer Zeit erfreuen, lassen es auf den sonnigen Höhen der Umgebung Innsbrucks noch immer blühen und sprießen. Von verschiedenen Seiten kamen uns in den letzten Tagen von Naturfreunden schöne Erdbeersträußchen zu und gestern sandte man uns vom Nockhofe schön erblühte Gentianen zu, deren sattes Blau noch keine Spur von den herannahenden Novembertagen zeigt, wo man auf den Nockhofwiesen statt blumensuchenden Kindern die schifahrenden Wintersportler findet.“ Die schönen Tage konnte man auch vor 110 Jahren wunderbar zum Feiern verwenden. Die Touristen erfreuten sich der neu eröffneten Tuxerstraße, die von Mayrhofen nun endlich bis Lahnenberg, Verzeihung, Lanersbach führte, während man am 26. Oktober noch dem Abgeordneten Niedrist den Wunsch nach einer Straße von Mayrhofen bis Breitlahner vortrug. Der Piusverein hielt am Tag darauf seine Jahreshauptversammlung ab, und am Tag darauf wurde von einem Vereinsmitglied zillertalerisch geheiratet, dass sogar die Zeitungen davon berichteten. Thomas Kröll, auch Mitglied des Militär-Veteranen-Vereins, und Judith Geisler, Mitglied der Marianischen Jungfrauenkongregation, gaben sich das Ja-Wort, 250 Gäste ließen es in Mayrhofen krachen. „Viel Glück dem Brautpaare!“, schrieben auch die Tiroler Stimmen.

Neue, alte Namen

Es krachte ein paar Jahre später dann erneut, nun auf schreckliche Art. Europa taumelte in einen Krieg. Am 2. April 1915, drei Monate nach der amtlichen Vereinsbewilligung für den FCW, findet sich ein Sterbebild von Thomas Kröll, Gutsbesitzer in Mayrhofen, der dort fiel, wo auch jetzt wieder Bomben fallen, in der Ukraine. Mit dem Zauber des Fußballs war es für die jungen Innsbrucker schnell wieder vorbei, die Furchtbarkeiten des Lebens holten sie ein. Die Tuxer Straße führte kurz darauf nicht mehr nur in die Berge, sondern an eine neue Grenze, manch früherer Gegner des FC Wacker war nun in einem anderen Staat beheimatet. In den regulären Meisterschaftsbetrieb startete man 1920, sämtliche Konkurrenten waren aus Innsbruck: der TV (später SVI) mit seiner Einser und Zweier wie auch der kommende Fusionspartner Rapid mit den beiden Teams. Von Auftritten in Wien, geschweige denn in Madrid, Lissabon, Glasgow, Turin oder Kiew wagte niemand zu träumen. Der Blick war auf das Land Tirol gerichtet, so wie nun auch wieder. Und dort gründete sich 1953 eine Sportvereinigung, die in dieser Saison eine Wundertüte bleibt. Am Nationalfeiertag ärgerte Mayrhofen den SK Ebbs über die 90 Minuten hinaus, ging in Führung, konnte auch ausgleichen und zwang den höherklassigen Gegner ins Elfmeterschießen. Gegen den Drittletzten, die SPG Oberland, verloren die Zillertaler mit 1:0, schlugen aber den Tabellenzweiten aus Mils. Gegen Oberperfuss erlitt man vor eigenem Publikum eine schmachvolle 3:7-Niederlage, putzte aber nur zwei Wochen Später Längenfeld mit 7:1 vom Platz. Und sollten die schwankenden Leistungen den Gegner noch nicht genügend verwirrt haben, kann es der Trikotaufdruck bewirken: im Kader finden sich mit Christoph, Fabian, Matthias, Patrick und Robert gleich fünf Eberharter, die allesamt in dieser Saison schon zu Einsätzen gekommen sind.

Zeitlos

Ein einfacher Gegner für die Jubiläumsfeier schaut sicherlich anders aus, dafür sorgen nicht zuletzt Manuell Einwallner und Josip Filipovic mit gesamt bereits 12 Saisontoren. Nur – vom Ergebnis wird die Stimmung am Samstag nicht abhängen, da wird gefeiert bis die Zeit stehen bleibt. Gut, dass die Nacht auf Sonntag eine Stunde mehr Schlaf verspricht…

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Autor: Stefan Weis

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