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Identifikation schlägt Ligazugehörigkeit

1923 Zuschauer im Schnitt haben in der abgelaufenen Herbstsaison die Drehkreuze des Tivoli Stadions bei Spielen des FC Wacker Innsbruck durchschritten. Nein, nicht in der Bundesliga, sondern in der Tiroler Liga. Der aktuell 5. Liga. Aber zum Abheben besteht kein Grund. Für die weitere Arbeit beim Tiroler Traditionsvereins bedeutet das jedoch eine gute Grundlage. Und für mögliche Sponsoren wäre das ein Anreiz. Denn wenn knapp 2000 Schwarz-Grüne in der Tiroler Liga möglich sind, was wäre dann ein paar Ligen höher zu erwarten?

Sensationell oder „normal“

28 Profivereine rittern in der Bundesliga und 2. Liga in Österreich um Auf und Abstieg, um den österreichischen Meister und um die Berechtigung auch in einem der internationalen Bewerbe antreten zu dürfen. Also ist die Spannung in diesen Bewerben vorprogrammiert. Alleine der Kampf um das Erreichen der Meistergruppe und der dann schon mörderische Fight in der Qualifikationsgruppe um den Klassenerhalt, sorgte bei so manchen Bundesligatrainern und Vereinsverantwortlichen für schlaflose Nächte. Davon ist der FC Wacker Innsbruck sehr weit entfernt. Die Gegner heißen Umhausen, Union Innsbruck, SVG Mayrhofen etc. Aber sind die Schwarz-Grünen wirklich so weit entfernt? Was die Liga betrifft, leider ja. Was das Interesse am Verein betrifft, nicht unbedingt. Fußballplattformen sind immer an Themen des Tiroler Traditionsvereins interessiert. So meldete sich eines der Besten davon, der „Ballesterer“, erst kürzlich bei meiner Wenigkeit. Auch wissenschaftlich wird von diversen Instituten der Uni Innsbruck das Fansein und dessen Auswirkungen immer wieder beleuchtet. Schwarz-Grüne mögen nicht überall beliebt sein, aber offensichtlich sehr interessant. Und bei denen schwimmen die Wacker-Fans im selben Topf mit den Sturm-Fans, Lasklern und den Rapidlern.

Der Vergleich macht sicher

Der FCW wurde schon sehr oft totgesagt, ist aber immer noch wer im Staate Österreich. Was bedeuten eigentlich 1923 Zuschauer im Schnitt? Laut Statistik von Richard Turkowitsch, der eine Auflistung aller Zuschauerzahlen anhand der Rohdaten des offiziellen ÖFB-Systems „Fußball Österreich“ erstellt hat (https://twitter.com/richard_TRK/status/1724107841693188548?t=KhHeTviiqed6mh7joMGCTw&s=19), belegt man aktuell den 15. Platz (!) im Ranking der Zuschauerzahlen in Österreich. Also liegen ganze 13 Profivereine hinter dem Fünftligisten FC Wacker Innsbruck. Ja gut, bei den zwei Farmteams der Bundesligisten wäre das jetzt ja nicht so schwierig. Aber sogar in der Bundesliga wäre es in unserem Rückspiegel nicht leer. Auch liegt Austria Salzburg in diesem Ranking hinter unserem FCW. In der Fremde konnte der FC Wacker Innsbruck 900 Fans im Schnitt begeistern…

Quelle: Screenshot X @richard_TRK Richard Turkowitsch

Kein Grund zum Abheben – aber Verpflichtung

Diese Momentaufnahme ist keinesfalls ein Grund zum Abheben, aber eine Verpflichtung zu guter Arbeit. Dieses Faktum verpflichtet. Es ist aber auch die Basis für die weitere Arbeit der Schwarz-Grünen. Und was man nicht unterschätzen darf, diese Fanbase macht es unseren Vereinsverantwortlichen einfacher zu argumentieren. Nicht nur Spielerverstärkungen zu überzeugen, sich für Schwarz-Grün zu entscheiden sondern auch in sämtlichen anderen Bereichen. Doch auch die Ligazugehörigkeit ist wichtig. Darum hat der Aufstieg des FCW auch oberste Priorität. Aber das kann nur der Anfang vom Weg des FC Wacker Innsbruck sein. Der Kern der schwarz-grünen Mitglieder und Fans halten dem FCW die Treue. Aber das wird nicht viel bringen, wenn man nur schnell nach oben kommen will und dann nicht mehr weiterweiß. Denn das Ziel können natürlich nicht nur 2000 Zuschauer im Schnitt sein, sondern das Publikum wieder zurückzugewinnen, das man am Weg in die Fünftklassigkeit verloren hat. Ohne echte Heimat wird das ohnehin schwer genug werden. Das ständig zu verbessern, sollte ein Ziel sein. So wie bei unserem Jubiläum, das wäre ein Traum. Zumindest ein Eitzerl davon. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass der Weg zurück auch gelingt. Man darf nicht über das fehlende Publikum jammern, sondern soll froh über jene sein, die dem Verein in jeder Lage die Treue halten!

Die Mär von der ständig vollen Bude

Wer kennt sie nicht, die Verklärung alter Zeiten? Auch und vor allem im Fußball. Schön war sie, die alte Zeit. Und am Tivoli waren echt tolle Spiele zu sehen. Dabei hat es im alten Tivoli mehrere Mythen gegeben. Waren die Stadionecken mit Leuten gefüllt, so war die Zuschauerzahl fünfstellig. Nur war das selbst in den goldenen Zeiten seltener der Fall, als heute viele annehmen. Gegen Simmering, St. Veith oder Kapfenberg usw. hat da schon mal der Kassier jeden Fan mit Handschlag begrüßen können. Und wenn es immer derart voll gewesen wäre, hätten in der zweiten Halbzeit nicht derart viele Schwarz-Grüne von der Südtribüne auf die Nordtribüne wechseln können. Das haben wir jedoch regelmäßig gemacht. Spazierte man dann entlang der Osttribüne und haben sich die Blätter auf den Bäumen im Innsbrucker Föhn bewegt, so war das selten ein gutes Zeichen. Beide Mythen haben zumeist gestimmt. 

Mitte der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts ist der Zuschauerschnitt am Tivoli weit unter 3000 gesunken. Der Höhepunkt davon dürfte ein Westderby gegen Austria Salzburg inklusive „Auswärtsfans“ vor lediglich 870(!) Zuschauern gewesen sein. Kaum drei Jahre später war der Innsbrucker Tivoli das Non plus Ultra in Österreich. Die Quintessenz davon ist, der FC Wacker Innsbruck hat sehr schwere Zeiten hinter sich. In jeder seiner Epochen. Aber die Schwarz-Grünen sind immer wieder aufgestanden. Das Publikum blieb mehrmals in Scharen fern. Aber es ist auch immer wieder gekommen. Und es wird auch wieder in Massen ins Tivoli strömen. Das Publikum ist hungrig. Aber das wird nur mit einem noch hungrigeren Personal des FC Wacker Innsbruck funktionieren!

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Autor: Rudolf Tilg

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