Das Tivoli als Konstante des FC Wacker Innsbruck
Viele Mythen und Geschichten ranken sich ums Tivoli, der legendären Heimstätte unseres FC Wacker Innsbruck. Viele Siege unserer Schwarz-Grünen konnten bejubelt werden, aber auch viele Tränen wurden unweit der Sill vergossen. Auch in der Zeit, in der die Identität des Tiroler Traditionsvereins gelitten hat, blieb eine Konstante über all diese Jahre erhalten: Das Tivoli-Stadion. Egal ob das Alte, oder das im Jahr 2000 neu errichtete.
Das Stadion auf Bombentrichtern
Die Stadtgemeinde Innsbruck erwarb 1904 das Areal östlich des Sillufers, auf dem 49 Jahre später das „alte“ Tivoli Fußballstadion eröffnet wurde. Dieses war ursprünglich für Viehmärkte, Kinderspielplätze und eine Trabrennbahn gedacht. Schon 1903 wurde auf diesem Gelände das Gasthaus „Tivoli“ eröffnet. Eine Gaststätte, die erst vor wenigen Jahren Wohnblöcken weichen musste und einst als berüchtigte Stätte für Kartenspieler bekannt und legendär war. 1922 begann man am Tivoli mit dem Bau eines Sportplatzes samt Infrastruktur und Tribünen, einer Umkleidekabine, einem Buffet sowie einer Laufbahn. Während des Zweiten Weltkrieges zerstörten 67 Bombentreffer das ganze Areal. Die Nähe zum Innsbrucker Bahnhof dürfte wohl der Grund hierfür gewesen sein. Kurz nach Kriegsende wurde am Tivoli Gemüse und Getreide zur Linderung der Not der Bevölkerung angebaut. Unerschütterliche Sportfreunde konnten nicht abgehalten werden und begannen mit der Begradigung des Geländes, errichteten Baracken, Tribünen und einen Reporter-Turm. Im Frühjahr 1950 waren die Vorarbeiten für das Tivolistadion abgeschlossen. Geplant war ein Spielfeld mit einer Größe von 105 mal 70 Metern. Bald darauf wurde mit den Arbeiten für die Sitzplatztribüne im Westen und die Stehplatztribüne im Osten begonnen. Das Material dafür beschaffte man aus Bauschutt von zahlreichen Bauruinen, vorwiegend vom zerbombten Hotel Tyrol in der Maria-Theresien-Straße. Am 29. August 1952 fand die Firstfeier statt. Im August 1953 wurde das Stadion mit dem Spiel zwischen Rapid und OGC Nimes (5:1) eröffnet. Zu dieser Zeit galt das Stadion als eine der modernsten Sportstätten in Österreich und die Tore wurden erstmals mit runden Torstangen ausgestattet. Das erste Spiel des FC Wacker Innsbruck am „neuen Wacker-Platzl“ im Ortsteil Pradl fand im Jahr 1953 gegen den SC Schwaz statt. Die Schwarz-Grünen haben die Knappenstädter mit einem 6:2 aus dem auf Hochglanz gebrachten Tivoli geschossen. Am Ende wurde Wacker (Aufsteiger) in seiner ersten Saison im neuen Schmuckkastl in der Tiroler Landesliga (damals Tirols höchste Liga) mit nur einem Punkt Rückstand Zweiter hinter dem SVI.
Das neue Tivoli
Das neue Stadion wurde in knapp eineinhalbjähriger Bauzeit errichtet und liegt nur wenige Meter von der alten Arena entfernt. Nur das Eisstadion und der Südring liegen zwischen dem alten und dem neuen Areal. Ein Grund, warum der alte Name erhalten geblieben ist. Architekt Albert Wimmer plante das Stadion, das von Bund, Land Tirol und Stadt Innsbruck finanziert wurde und etwa 23 Mio. Euro kostete.
Im Eröffnungsspiel hatte der damalige FC Tirol Innsbruck den SK Rapid zu Gast und gewann durch ein Tor von Markus Scharrer in der Nachspielzeit mit 1:0. Nach mäßigem Meisterschaftsstart war dies die Wende zur Titelverteidigung 2001. Im Jahre 2006 fuhren am Tivoli die Bagger auf. Das Stadion wurde für die Europameisterschaft 2008 auf 30.000 Sitzplätze ausgebaut. Dieser Umbau kostete über 30 Millionen Euro und bescherte unserem FC Wacker Innsbruck einiges an Schwierigkeiten. Nach lediglich vier Spielen im Jahre 2008 reagierten dann wieder Baukräne und Bauarbeiter auf den Tivoli. Das Stadion wurde wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht.
Die Zuschauerstatistik am Tivoli
Ein fußballspezifisches Portal im Internet hat eine Umfrage gestartet, welche Stadien die legendärsten in Österreich gewesen sein sollen. Das Tivoli war da ganz vorn mit dabei. Sowohl im altehrwürdigen Tivoli als auch im neuen Stadion fanden denkwürdige Spiele statt. Schon im ersten Jahr in Österreichs höchster Liga drängten sich 10.500 Schwarz-Grüne im Schnitt ins Tivoli. 1964/65 noch ohne Nord- und Südtribüne. Die Stahlrohrtribünen sollten erst rund neun Jahre später errichtet werden. In der Saison des ersten Meistertitels unserer Vereinsgeschichte, 1970/71 waren es dann etwa 9.000 Besucher pro Spiel. Dann ist die Zeit der Spielgemeinschaft mit Swarovski Wattens gefolgt und im ersten Jahr durfte sich der Kassier des SSW Innsbruck über einen Zuschauerboom von 11.000 im Schnitt freuen. Aber an diesem Schnitt sollte man in den goldenen Siebzigerjahren nicht mehr herankommen. In den Folgejahren waren es 5.500 bis maximal 7.100. Nach dem Abstieg in die 2. Liga 1979 sank dieser Wert auf 4.100 bzw. 5.300 in der Wiederaufstiegssaison 1980/81. Wohlgemerkt in der 2. Liga. In der FC-Swarovski-Ära ab 1986 waren die Zuschauerzahlen ähnlich wie in den Siebzigerjahren. Im Jahr des Doubles 1988/89 waren es mit knapp 11.000 pro Spiel aber die meisten Zuschauer dieser Ära. Nicht sonderlich weit entfernt haben sich die Zuschauerzahlen in den Neunzigerjahren entwickelt. Einmal mehr, einmal weniger. 1997/98 waren es mit knapp 4.000 im Schnitt am wenigsten und 1994/95 mit rund 8.100 Zusehern am meisten in diesen Jahren. Mit der Eröffnung des neuen Stadions an der Stadionstraße 1 kamen in der Saison 2000/01 mit knapp 12.000 pro Begegnung die meisten Zuschauer unserer Vereinsgeschichte. Eine Saison später waren es immerhin noch deren 10.200 im Schnitt. Die Saison des Neustarts des FC Wacker wollten in der Regionalliga West sensationelle 4.000 Zuschauer im Durchschnitt ihre neuen Lieblinge sehen. Wobei die 14.000 in der Relegation nicht mit gerechnet wurde. In den Folgejahren sticht die Saison 2010/11 mit 10.800 Zuschauern pro Match heraus. Es folgten Jahre mit etwa 5.000 im Schnitt, Zweitligasaisonen mit zwischen 3.000 und 4.000 Besuchern pro Heimspiel. In der Bundesligasaison 2018/19 kamen noch knappe 5.000 im Schnitt und die Folgejahre kann man wegen der Corona-Bestimmungen nicht werten. Im ersten Jahr im Amateurfußball (Tiroler Liga) hielten knapp 1.100 Schwarz-Grüne pro Spiel die Treue und in der abgelaufenen Herbstsaison kamen 2.000 im Durchschnitt zu den Spielen des FC Wacker Innsbruck. Ich glaube, um sein Publikum muss sich der FCW keine Sorgen machen …
Fotos: Innsbrucker Stadtarchiv, Privat