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Nur nicht die Kreise stören lassen…

Na, was soll man da noch viel sagen. Breitenbach gegen Wacker. Abgeschlagener Letzter gegen überragenden Ersten. Alles andere als eine klare Niederlage der Heimmannschaft wäre ein Wunder, ein Sieg für die Schwarz-Grünen Pflicht. Oder anders gesagt: berühmte letzte Worte, bevor man mit offenem Mund am Sportplatz Breitenbach steht und Unterländern beim Jubeln zusieht.

Ach, wie schießt ihr schlecht!

Mit den letzten Worten ist das so eine Sache. In den wenigsten Fällen nachvollziehbar, ob ein Sterbender das ihm Zugeschriebene tatsächlich gesagt hat. Und Zeugen sind da in solch einem Fall auch nur bedingt glaubwürdig, haben sie doch meist ein Interesse, den Verblichenen in einem für sie nützlichen Licht dastehen zu lassen. Das mit dem Schießen, das hat ja angeblich ein Wirt aus dem Passeier gesagt, als er in Mantua füsiliert wurde. Hat etwas Spöttisches an sich, so, wie es auch einst Österreichs Biathlon-Trainer meinte: Sollte er einmal vor einem Hinrichtungskommando stehen, wünscht er sich seine Männer als Schützen – er hätte dann recht gute Überlebenschancen… Die hat man im Herbst auch gehabt, wenn man den Breitenbacher Offensivreihen gegenübergestanden ist. Es war ja kein leichter Einstieg für den SV. In der vorangehenden Saison war man mit 15 Siegen und 5 Remis in 26 Partien, mit 59 Toren und einem Plus von 20 noch Zweiter der Landesliga Ost geworden und konnte sich für die neue Tirol-Liga qualifizieren. Nur, um recht schnell zu merken, dass dort ein anderer Wind weht, ein um vieles rauerer. Noch vor Saisonbeginn schied man im ersten Cup-Auftritt gegen Brixlegg-Rattenberg aus, kassierte in Folge zwei Heimniederlagen, um beim ersten Auswärtsspiel gegen Wacker am Tivoli mit 0:4 unterzugehen. Noch lange nicht die höchste Saisonniederlage, gegen Umhausen und Oberperfuss kassierte man gar ein 0:5. Bis zur 12. Runde musste man warten, um überhaupt den ersten Punkt anschreiben zu können, ein Remis gegen Kirchbichl war bisher das Beste, das die Breitenbacher Fans erleben durften. Überschaubare acht Treffer gab es bis zur Winterpause zu bejubeln, bei 40 Gegentoren. Dass sich das Breitenbacher Urgestein Christoph Ellinger das alle Spiele lang angetan hat, darf einem schon Respekt abfordern. Ebenso wie die Torschützen der 8 Tore es verdient haben, dafür gewürdigt zu werden: Nico Jamnig, Stefan Rendl, Fabio Ungericht, Kevin Pockenauer (2), Marcel Rappold (2), Mario Ingruber.

Do jit et nix ze kriische!

Dann kam der Winter. Und mit ihm – kaum Veränderung im Kader. Stefan Rendl verließ den Verein und mit ihm ein Achtel der bisher geschossenen Tore. Was sollte sich also verändern? Alles, wenn man die letzten beiden Auftritte der Breitenbacher anschaut. Die Buben von Stefan Oberhuber hatten in den Vorbereitungsspielen Selbstvertrauen getankt, gegen Kufstein 1b und Westendorf gewonnen, gegen Thiersee remisiert, und auch wenn gegen Kundl verloren wurde, waren nun 10 Tore in den vier Spielen erzielt worden. Man war auf den Geschmack gekommen. Mit Münster wartete zum Frühjahrsauftakt ein Team, das dem SV in den letzten beiden Aufeinandertreffen 10 Tore eingeschenkt hatte, und in dieser Tonart schien es weiterzugehen. Denn frühen Führungstreffer Breitenbachs drehte man bis zur 31. Minute in ein 2:1, es schien wieder der alte Trott einzukehren. Pustekuchen. Nach Zierhofer trafen Rappold und Taye, das Spiel endete 3:2. Zum ersten Mal seit 16. Juni hatten die Unterländer wieder mehr als zwei Tore in einem Pflichtspiel gemacht, zum ersten mal seit diesem Freitag im Frühsommer 2023 wieder drei Punkte mitgenommen. „Do jit et nix ze kriische – Da gibt es nichts zu weinen.“, um es mit Konrad Adenauers letzten Worten zu sagen. Und weil man sich nun wieder an Erfolg erinnerte, legte man nach. Nicht gegen irgendjemand, gegen Längenfeld, das zu diesem Zeitpunkt offensivstärkste Team der Liga. Ingruber, Rappold, Taye, alles in der zweiten Halbzeit, die nächsten drei Punkte am Konto der Unterländer.

Μή μου τοὺς κύκλους τάραττε!

Was jetzt noch auf der Bucket List fehlt, wäre ein voller Erfolg zu Hause. Und gegen wen würde es sich denn besser feiern lassen als gegen den Tabellenführer, die nunmehr offensivstärkste Mannschaft, den noch vor der Saison erkorenen Aufsteiger, der Spiel für Spiel seiner Verpflichtung gerecht werden muss. Man sollte sich bei den Schwarz-Grünen nicht aus dem Konzept bringen lassen, nicht von erfolgshungrigen Breitenbachern, nicht von hochemotionalen Siegen im Cup, nicht von medialem Störfeuer wegen feiernden Kindern und einer verirrten Klorolle. So, wie Archimedes entgegnete, als die Römer meinten, seine Zeichnungen im Sand durchtrampeln zu müssen: „Störe meine Kreise nicht!“

Bild: google maps

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Autor: Stefan Weis

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