Business as usual
Wieder zurück im Land Down Under. Kein Wunder, woanders zieht es den FC Wacker Innsbruck in diesem Frühjahr ja nicht wirklich hin. Autobahnauffahrt Mitte, einmal ein höfliches Grüß Göttin zum Kreisverkehr, und ab Richtung Osten. Diesmal ist der SV Brixen der Gastgeber, und mit ihm ein alter Bekannter aus schwarz-grünen Kampftagen – Trainer Andreas Hölzl.
Immer dieselbe Leier
Ein Sieg, ein Remis, zwei Niederlagen – das Frühjahr passt ganz gut in die bisherige Saisonleistung hinein. Man fühlt sich ganz schön wohl im unteren Drittel der Tabelle. Und ist doch ein g‘standener Fünftligist. Das zeigen etwa die Testspiele. Vor Saisonstart wurde der Sportklub aus dem Pillerseetal mit 8:0 weggeputzt, das erste Bewerbsspiel gegen den Landesligisten Angerberg im Pokal war ein lockeres 4:0. Und dann musste man doch fünf weitere Pflichtspiele abwarten, um den ersten Sieg bejubeln zu dürfen. Gegen Breitenbach, das bis dahin drei Niederlagen und 1:10 Tore erleben durfte. Ein Pflichtsieg also, ein Muss, und trotzdem ein äußerst knappes 2:1. Es ging in dieser Tonart weiter für die Brixentaler, gegen den FC Wacker gab es im Herbst etwa ein niemals gefährdetes 0:4 vor 1548 Zuschauern im Tivoli, Ramo Buljubasic machte mit zwei Toren in drei Minuten schon in Halbzeit eins alles klar, die Treffer von Okan Yilmaz und Alex Schaber waren eine wohltuende Draufgabe im zweiten Durchgang. Der Herbst brachte gesamt 8 Niederlagen, zwei Remis und drei Siege – neben dem Tabellenschlusslicht aus Breitenbach (das auch in der vergangenen Runde den Kürzeren zog) mussten sich der SC Münster und die SPG Oberland West geschlagen geben. Die untere Tabellenhälfte ist also nicht nur das Zuhause, sondern auch das bevorzugte Jagdrevier der von Andreas Hölzl dirigierten Buben.
Ein gewohntes Bild
Andi Hölzl an der Seitenlinie, das ist in Brixen bereits ein gewohntes Bild. Mehr noch, seit 2019 leitet er mit seiner UEFA-B-Lizenz das Training bei den Unterländern und ist damit nicht nur im Verein, sondern auch in der Liga ein Urgestein. Dabei findet man ihn noch gar nicht so lange dort – und fand ihn früher ganz woanders. Zehnmal im Nationalteam, zum Beispiel, mit zwei Toren gegen die Türkei. Oder im Wörtherseestadion, beim Hochrecken des Pokals mit Sturm. Mit den Blackies jubelte er auch im Jahr darauf, in Graz. Da gab es keine Zurückhaltung, als er in der letzten Runde der Meisterschaft sein Team mit 1:0 in Führung brachte – gegen den FC Wacker. Nerven hat ihn das Spiel dennoch gekostet, denn Alex Hauser köpfelte aus dem Nichts den Ausgleich, und der Blick ging öfter als gewünscht zur Parallelpartie von Salzburg. Nach 90 Minuten konnte Andi Hölzl aber doch seinen ersten Meistertitel in der Bundesliga feiern. In der zweiten Liga hatte er ja schon einen, war er ja fester Bestandteil des Teams, das zu Beginn der Nuller-Jahre den schwarz-grünen Durchmarsch aus der Regionalliga zurück in die höchste Spielklasse geschafft hatte. 104mal lief Hölzl in der Bundesliga für Wacker auf, 78mal in der zweiten Liga, 11mal im Cup, 16mal durfte er dabei über einen eigenen Treffer jubeln. Aber das sind vergangene Zeiten, der Alltag heißt jetzt Brixen, und beinahe wäre er mit seinen Buben ja bereits früher in die Tiroler Liga aufgestiegen. Aber ein Spiel im Juni 2021 verhinderte den großen Erfolg. Das erste Relegationsspiel gegen den IAC hatte man in Innsbruck 0:2 gewonnen, daheim wurde ein 0:3-Rückstand aus der ersten Hälfte schnell auf 2:3 verbessert, im gesamten hätte man die Nase vorne gehabt. Es waren die letzten 15 Minuten und Tore von Marcel Fiechtner und Christoph Eller, die dem IAC den Vorteil verschafften. Nicht nur durch die Ligareform, sondern mit dem Meistertitel und einem Torplus von 42 erspielte man sich fair and square den Aufstieg.
Der normale Wahnsinn
Aufstieg ist ein Wort, das im Brixental nur bei schwarz-grünem Besuch fällt. Für die Heimmannschaft ist der Klassenerhalt als Ziel ausgegeben, ein Punkt im Nachtragsspiel gegen Längenfeld würde schon für den beruhigenden Platz 10 reichen. Aber zunächst muss man gegen den Tabellenführer antreten, und der wird sich keine Blöße geben wollen. Aufstiegsdruck, Pflichtsieg – der ganz normale Wahnsinn, der Innsbruck jetzt halt in der fünften Liga begleitet.