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DAS nennt man Reaktion zeigen

Aber so etwas von einer Reaktion. 1200 Zuschauer dürften am Fennerareal Rekordkulisse bedeuten. Der Großteil davon war im Lager der Schwarz-Grünen. Und beim Rest schlugen bei nicht wenigen zwei Herzen in einer Brust. Man kennt sich schon lange und mitten in den Achtzigern des vorigen Jahrhunderts war die Innsbrucker Union maßgeblich am Neustart der Schwarz-Grünen in der 2. Klasse Mitte beteiligt. (Während des Engagements von Swarovski am Tivoli). Es ging freundschaftlich zu. Am Fennerareal. Dafür aber weniger am holprigen Rasen. Da machte Wacker mit der Union kurzen Prozess. Der Endstand von 1:4 aus Sicht der Unioner schmeichelt den Hausherren.

Schwierige Wochen

Eigentlich schien alles angerichtet zu sein. Eine packendes Spiel im Cup-Achtelfinale gegen den Regionalliga Tirol Klub SK Ebbs, gefolgt von einem 6:0-Schützenfest gegen Längenfeld und in Münster hat man auch nichts anbrennen lassen. Dazu ergab die Auslosung des Cup-Viertelfinales ein Hammerlos gegen den RLW-Spitzenklub SVG Reichenau. Aber der Saharastaub hat nicht nur Tirol heimgesucht, sondern der Sand gelangte auch etwas in Wackers Getriebe. Im Vorfeld des Cup-Schlagers mühte man sich zu einem Arbeitssieg beim SV Brixen. Einige Spieler waren angeschlagen. Dazu kamen noch Verletzungen und ein erkrankter Kapitän. Das nahm den Schwarz-Grünen etwas an der ansonsten gewohnten Selbstsicherheit. Der Mut des Cup-Achtelfinales gegen die Ebbser schien dann im Viertelfinale des TFV-Cups dahin zu sein. Die Burschen standen gegen die Reichenau sehr tief. Zu tief. Erst mit Fortdauer der Partie wurden die Hausherren mutiger. Es reichte aber nicht für ein Tor. Und auch beim Gegner, dem bestplatzierten RLW-Klub aus Tirol, nicht. Im Elfmeterschießen hat man schließlich den Kürzeren gezogen. Da spielen die Nerven die größte Rolle. Aus und vorbei. Im Cup hat man nur eine Chance. Diesem Dämpfer folgte der nächste gegen Hall. Der bittere Ausgleich in der Schlusssekunde gegen schwache Haller Löwen im Heimspiel vom Samstag. Dieses Unentschieden hat sich wie eine Niederlage angefühlt…

Das Positive der letzten Wochen

Man konnte in den Tagen vor dem Stadtderby gegen die Union das Gefühl einer Euphoriebremse bekommen. Aber solche Phasen sind mehr oder weniger normal. Das kann passieren. Die Tore, die man nicht macht, bekommt man. Möchte man meinen. Aber Wackers Bollwerk hielt gegen die „Violetten“ aus Brixen im Thale stand. Der 2:1-Sieg im Brixental war hochverdient. Im Cup, ein paar Tage später, wurde gegen die viel höher eingeschätzte SVG Reichenau ein 0:0 erkämpft. Dabei wären sogar gute Chancen auf den Führungstreffer vorhanden gewesen. Ja, auf beiden Seiten. Im Elferschießen versagten den Hausherren am Tivoli die Nerven. Das ist schon hochbezahlten Profis passiert. Was aber wirklich sensationell war, waren die 3089(!) Zuseher am Tivoli. Eine derartige Atmosphäre würden sich viele Bundesligisten wünschen. Zum zweiten Mal in dieser Saison durfte der wackere Kassier über 3000 Zuschauer verbuchen.

Dann folgte das Meisterschaftsspiel gegen den SV Hall. Deren Ausgleich in der letzten Sekunde schien doch ein Stimmungskiller zu sein. Aber he, das ist passiert und abgehakt. Es gab trotzdem was zu feiern und das gleich zweimal. Den Geburtstag meines Freundes Bertl. Der hat seit 56 Jahren kaum ein Heimspiel verpasst. Wer bin ich dagegen? Oft durfte Berti in den vergangenen Jahrzehnten über Tore und Siege seines Vereins jubeln. Gejubelt haben auch die Schüler des Volksschuldirektors. Nach einem Sieg seines Wackers, wurden die Hausaufgaben schon mal gestrichen. Die schwarz-grünen Fans feierten zudem vor und während des Spiels ein Fest. Ein „argentinisches“ Fest. „Dale Wacker“. Auch die Choreografie auf der Tribüne war dann argentinisch angehaucht. Nach dem Spiel ging es trotz des unerwarteten Punkteverlusts hoch her. Die neue Fanzone unter der Nordtribüne wurde bestens angenommen. Für sehr viele (nicht nur für die Ehrenamtlichen) die bessere Lösung als unter der Westtribüne. Fußball ist ein Ergebnissport. Aber es hängt nicht alles von Ergebnissen ab. Wie man seinen Verein lebt, hängt von jedem einzelnen ab. Und Wacker lebt. Eine der großen Stärken des FC Wacker Innsbruck. Gerade darum konnte bis jetzt alles gemeistert werden…

Und noch was Positives gab es, auch wenn man das von der Tribüne aus nicht immer sieht. Etliche Spieler gingen angeschlagen in die vergangenen Begegnungen und haben mit Blessuren gespielt. Wären es nicht so wichtige Spiele – wie etwa im Cup – gewesen, man hätte wohl auf sie verzichtet. Doch alle Spieler wollten auch unbedingt spielen. Auch diese Einstellung und dieses Verhalten ist definitiv positiv – und im wahrsten Sinne des Wortes WACKER!

Bärenstarker Wacker

Das Stadtderby gegen die Union sahen im Vorfeld viele als schwieriges Spiel. Aber die Schwarz-Grünen spielten dominant auf. Die Reaktion nach dem Last-Minute-Treffer gegen Hall konnte sich sehen lassen! Auch die Atmosphäre auf dem Fennerareal. Am Platz über der Tiefgarage war die Sektorentrennung schon so etwas wie logisch. Auf der Ostseite Blau-Weiß, auf der Westseite Schwarz-Grün. Eine Überraschung war die kleine Tribüne im FCW-Sektor, welche die Union für unsere Fans aufgestellt hat. Vielen Dank dafür! Während des Spiels herrschte dort eine ausgezeichnete Stimmung. Auf der Gegenseite war hinter der nördlichen Spielhälfte nur ein Zaun, hinter dem sich der Busparkplatz befindet. Und hinter diesem Zaun beobachteten sehr viele „Zaungäste“ dieses Derby. Darum wurde ich Ohrenzeuge folgender Anekdote einer jungen Frau mit ihrem Sohn aus Mils. So hatte die Frau zu den Umstehenden gesagt, sie hätte von Fußball keine Ahnung, wisse auch nicht, wer da spiele, aber wenn sie unsere Fans so beobachtet, könnte sich das ändern. Das sei schon extrem lässig. Die blieben auch die gesamten 90 Minuten in ihrem „Gratissektor“ hinter dem Zaun und ihr kleiner Sohnemann versuchte genauso lange ihr das Fußballspiel zu erklären. Am Sonntag ist Muttertag…

Schwarz-Grün zeigte bei der Union vor 1200 Zusehern eine überaus starke, dominante und sehr konzentrierte Leistung. Die Union ist mit vier Gegentoren noch gut davon gekommen. Die Hausherren waren aber auch effizient. Deren einzige Torchance landete im Netz zum Ehrentreffer. Mit dieser Reaktion haben sich die Spieler selbst ein großes „Geschenk“ gemacht. Genau so muss das sein!

Eine ähnliche Reaktion sollte auch FCW II zeigen. Bei ihrem recht laschen Auftritt im Vorspiel ging man verdient mit 1:5 unter. Die Union-Spieler agierten mit dem sprichwörtlichen „Messer zwischen den Zähnen“ und kauften den jungen Schwarz-Grünen gehörig die Schneid ab. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das im nächsten Spiel wieder ändern wird…

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Autor: Rudolf Tilg

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