You better run
Wenn der Aufstieg fixiert und der Meistertitel da ist, dann wird die Spannung zusammenbrechen. Dann werden auch die Buben in Schwarz-Grün Nerven zeigen und nicht mehr jedem Ball so nachgehen wie gewohnt. Glaubte man zumindest hinter vorgehaltener Hand vor dem letzten Spiel. Dass dem nicht so ist, dass man keinerlei Nerven gezeigt hat, beweist das Ergebnis, das knapp an der Zweistelligkeit kratzte und auch in keinster Weise unverdient war, so leid es einem für die Umhausener tun kann. Was jedoch vemeintliche Underdogs mit nervelnden Ballesterern anstellen können, das musste der nächste Gegner des FC Wacker Innsbruck leidvoll erfahren.
Lauf, lauf, gib nicht auf
Als die Zillertaler und die Innsbrucker das letzte Mal aufeinandertrafen, stand das Spiel unter völlig anderen Vorzeichen. Da gab es zunächst einmal die wackeren Kicker: ungeschlagen im Cup, ungeschlagen in der Liga, ein einziges, torloses Remis am Konto. Und vor allem: man war noch immer da. Denn genau das hatte man eigentlich nach all den Turbulenzen, dienstäglichen und mittwöchigen, aber erst nächste Woche dann stattfindenden Geldüberweisungen, Versprechungen von Glück und Seeligkeit und Holzbauvisionen von der Hafenkante nicht unbedingt erwarten können. Aber es gab ihn immer noch, den FC Wacker Innsbruck, und das wurde nach einer Saison in Österreichs fünfter Spielklasse gefeiert, dass so mancher Bundesligist auch außerhalb der Inntalfurche ganz schön blass werden würde. Niemals aufgeben, keinen Schritt zurück – 3650 Besucher und eine vor Energie brodelnde, wieder geöffnete Nordtribüne bewiesen die Lebendigkeit. Auf der anderen Seite standen die Mayrhofner. Die kamen zwar mit stolzgeschwellter Brust aufs Tivoli, hatten sie ja das letzte Duell im vorangegangenen Mai zuhause mit 2:1 gewonnen und vor 1200 Besuchern den Gästen nicht nur die Grenzen aufgezeigt, sondern letztlich auch den Klassenerhalt bedeutenden Aufstieg (mit)versaut. Da darf man schon ein bisserl stolz sein, auch wenn es dann in der Tabelle selbst nur für Rang elf gereicht hat. Andererseits lief es in der aktuellen Saison eher so naja. Gerade erst war man im Cup ausgeschieden, gegen Ebbs im Elferschießen. In der Liga hatte man nach drei Siegen und einem Remis eine kapitale Niederlagenserie eingefahren, gegen Münster, Oberland, Kirchbichl und Oberperfuss viermal in Folge verloren und 17 Tore kassiert. Wäre da nicht Breitenbach gekommen, der abgeschlagen Tabellenletzte, und hätte den Mayrhofnern wieder Mut beigebracht, es wäre wohl anders ausgegangen.
Run like hell
Ja, gegen Innsbruck kassierte man eine 1:3 Niederlage. Aber das war dann die letzte, für lange Zeit. Gegen Brixen ging man mit einem Sieg in die Winterpause, in der man auf die bestehende Mannschaft vertraute. Eine Mannschaft, die sich liest wie das Zillertaler Telefonbuch, nebenbei: Aschenwald und Eberharter (die gleich viermal), Eberl und Fankhauser, Kröll und Hauser und noch viele mehr, sie alle blieben zusammen. Von den zwei Neuzugängen kam einer noch zu gar keinem Einsatz, der andere wurde zum Stammspieler. Kein Wunder, Alexander Szabo kennt das Unterland nach seinen Stationen in Jenbach, Schwaz, Buch, Vomp und zuletzt Münster wie die eigene Westentasche. In der Vorbereitung holte sich die SVG Selbstvertrauen, schlugen Hippach und Zell am Ziller, Bruckhäusel und Stumm und starteten mit breiter Brust in das Frühjahr. Und das hatte es in sich. Hall zu Hause, Union in Innsbruck, Oberland zu Hause, Mils auswärts, Umhausen und Münster zu Hause, Natters am Minimundus-Feld auf der Terrasse, Kirchbichl daheim, Oberperfuss auswärts – insgesamt 10 Spiele in Folge, ohne auch nur einen einzigen Punkt in der Liga abzugeben. 31 zu 14 Tore in den Pflichtspielen, die Mayrhofner rannten wie die Hölle und spielten sich aus dem Nirgendwo des Mittelfeldes auf Rang 3 und damit in die beste Ausgangsposition, um den zweiten Aufstiegsrang zu ergattern. Die Konstellation war perfekt: Mils hatte man gerade erst geschlagen, Mils musste den FC Wacker Innsbruck empfangen, und selbst hatte man den Tabellenletzten zu Gast. Die Party war vorbereitet – und blieb ungefeiert. Denn Breitenbach erwies sich als unguter Partycrasher, ging 2:0 in Führung, ließ die Zillertaler wieder auf 2:2 heran und stieß sie dann in den letzten fünf Minuten mit zwei weiteren Toren ins Verderben.
Always on the run
Da hieß es dann schnell zusammenpacken und ab, beliebt hatte man sich nicht gemacht. Für die SVG Mayrhofen bleibt jetzt nur noch: Laufen, als wäre man auf der Flucht. Zwei Spiele gibt es noch, um zwei, eigentlich drei Punkte Rückstand aufzuholen. Die Gegner dabei sind der Meister der Liga und Brixen. Mils auf der anderen Seite darf noch gegen Hall und die Union auflaufen. Der bessere von beiden Konkurrenten begleitet die Schwarz-Grünen eine Liga höher – nicht gerade die besten Karten für die SVG…
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