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Am Freitag in die Zukunft

Was musste man sich in den letzten Jahren nicht alles anhören. Etwa: Warum haben die Innsbrucker Spieler jetzt alle neue Fahrräder? Damit sie schon mal das Absteigen üben können. Muhahha, haben wir gelacht. Es war halt leider nicht unverdient, denn wenn man nichts verdient, dann geht’s nach unten. Aber das ist Schnee von gestern, wie der, der vom Klimawandel aufgefressen wird. Wacker Innsbruck darf den Aufstieg feiern, einen Meistertitel als Zuckerguss oben drauf. Ein letztes Mal Tirol Liga.

Zukunftsreich

Der Gegner dabei könnte allerdings nicht unpassender sein. Natters, das sportliche Familienparadies mit Tiroler Dorfromantik und bodenständigem Charme. Sagt zumindest der Innsbruck Tourismus, der auch für die Bewerbung der Terrassendörfer zuständig ist. Der bodenständige Charme war es auch, der Wacker die perfekte Saison mit weißem Leiberl gekostet hat, denn Boden ist ein rares Gut im Land. Und da gibt man es nicht so gerne her für Rasenvierecke, auch wenn man mit vollem Herzblut hinter seinem FCN steht. Gut, dass bei der Statistik der täglichen Bodenversiegelung nicht die Natterer Arena als Grundlage genommen wird, die Statistik wäre noch um einige Fußballfelder dramatischer. Denn was die Mittelgebirgler als Heimatstadion bezeichnen, ist für andere der Grünstreifen zwischen Villeneingang und Spa. Und dort, auf diesem Grünstreifen, ist es für die Schwarz-Grünen auch passiert: die einzige Niederlage in dieser Saison, im letzten Spiel im Herbst. Ein Kick, der so gar nichts von einem Weihnachtsfrieden ausstrahlte, der mit vielen Lücken auf Grund von Verletzungen gespickt war, zerfahren. Der Innsbrucker Führungstreffer aus einem Elfmeter wurde durch einen weiteren Elfmeter ausgeglichen, nach einem Natterer Doppelschlag innert 9 Minuten sah Yilmaz Rot und durfte sich den Weg in die Kabine gleich teilen mit Christoph Hackl, der nur 2 Minuten später vom Platz gestellt wurde. Der dritte Strafstoß des Tages durch Rami Tekir brachte nur mehr Ergebniskorrektur. Man ist halt nicht Leverkusen, eine Niederlage hat man in Innsbruck am Konto stehen.

Zurück in die Zukunft

Nebenbei, es war nicht die erste Niederlage in diesem Ort, schon im vergangenen Jahr drängten sich 850 Zuschauer um das Grasfleckerl und mussten eine 2:0-Niederlage ansehen. Natters ist vielleicht nicht die beste Mannschaft mit den stärksten Individualspielern – aber sie wissen, wie sie ihren Heimvorteil ausnützen können. Von dreizehn Teams in diesem Jahr mussten neun Punkte dalassen, sieben gleich die vollen. Kirchbichl etwa kam mit 6:0 unter die Räder, Längenfeld und Hall haben sich nur Remis erspielt. Auswärts ist der FC Natters allerdings gleich um eine Stufe weniger gefährlich, nur ein Drittel der Spiele konnte gewonnen werden, drei der vier Siege sind schon vor Oktober geschehen. So wie allgemein das Frühjahr nicht gerade die große Freude in Natters gebracht hat. Der letzte Sieg datiert im April, nebenbei auch der einzige Auswärtssieg nach der Winterpause, und Umhausen stellt dabei nicht die wertvollste Trophäe dar. Der siebte Tabellenplatz schmeichelt da etwas, die Tordifferenz von knappen +9 zeigt schon eher das Standing der Blau-Schwarzen (in der EU-Wahl kamen diese beiden Farben in Natters nebenbei auf 49,89%, knapp unter Landesschnitt). Jetzt wartet der Meister, das Team ohne Frühjahrsniederlage, das Team ohne Heimniederlage. Dass man hier, auf eigenem Boden, in einem Ligaspiel verloren hat, das ist schon eine Zeit her. Es war der 8. April 2023, im Nachhinein eine fatale Geschichte: Ebbs gewann im Sechspunktespiel 2:0 und lag am Ende fünf Punkte vorne. Diese eine Partie hätte gereicht, um die Relegation zu erreichen. Aber das sind vergangene Zeiten, für Wacker geht es jetzt zurück in die vierte Liga, zurück in die Zukunft.

Ein Freitag für die Zukunft

Anklang könnte man sich dabei am vergangenen Jahr nehmen, als die Natterer trotz Führung mit 3:1 aus dem Tivoli geworfen wurden. Damals wollten rund 1300 Besucher das Spiel sehen, in diesem Jahr könnten es trotz des Freitag-Termins noch ein paar mehr sein. Und sie sollten es auch rechtzeitig zum Tivoli schaffen, auch wenn eine angekündigte Fahrraddemo mit Route vom Landestheater am Tivoli vorbei über die Autobahnauffahrt Mitte auf die A12 und kurz vorm Wiltener Tunnel zurück in die Innenstadt den Verkehr zwischen halb Vier und halb Sechs doch etwas beeinträchtigen wird. Demonstriert wird für ein gutes Thema, „Rad, Bus, Bahn statt Autowahn“ hat seine Berechtigung – für alle, die an ein funktionierendes Öffi-Netz angeschlossen sind und mit Stubaitalbahn, M oder J durch die Stadt oder der S-Bahn durch die Furche andüsen. Ein Blick aus der Bubbel hinaus in die Täler und Dörfer zeigt, dass ohne Individualverkehr kein funktionierendes System vorhanden ist und der Auf- und Ausbau einer Infrastruktur, nicht die Verhinderung des Alltags die vielleicht bessere Herangehensweise wäre. Ein Freitag für die Zukunft, in- und außerhalb des Tivoli.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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Autor: Stefan Weis

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