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Zu Gast bei Südtiroler Freunden

Lange wurde darauf hin gefiebert. Am Samstag war es dann so weit. Das Gastspiel des FC Wacker Innsbruck in Obermais (bei Meran). Ein Fünftligist gegen einen Viertligisten. Ein Highlight? Auf jeden Fall! Wer dabei war, wird dem vollkommen zustimmen.

Worauf es ankommt

Muss ein Highlight mit einem Spiel gegen einen Großklub, gegen Millionäre oder gegen namhafte Vertreter der Zunft zusammenhängen? Ist es nicht auch ein Höhepunkt, wenn dein Hund zur Abwechslung deine Kommandos befolgt, die Katze die Maus am Leben lässt oder ein Sonnenuntergang an einem wunderschönen Bergsee? Etwa am Achen- oder beim Hechtsee. Es gibt kaum schönere Flecken auf Erden. Was gibt es schöneres im Fußball, als ein Gastspiel bei Freunden? Wo man der Verbundenheit Ausdruck verleihen und die Freundschaft über einen ganzen Tag bis spät in die Nacht hinein zelebriert. Angefangen hat es schon bei der Einfahrt in Meran, wo der voll besetzte Doppeldeckerbus mit Schwarz-Grünen an Bord von einem Mopedcorso abgeholt und angeführt wurde und zu einer kleinen Oase inmitten der Stadt geführt wurde. Ein schattiger Flecken inmitten der Hitze Südtirols. Dort war in großen Lettern geschriebene „39012 UNSERE WAHRE PARTNERSTADT 6020″.

Mehr als einen Ausflug wert

Einen Steinwurf vom Ursprung Tirols (Schloss Tirol) entfernt, erwartete uns eine mediterrane Gegend mit vielen schönen Villen. Darunter auch die „Villa Eden“. Ältere Fußballanhänger werden sich an die Fußballweltmeisterschaft 1986 in Mexiko erinnern. Kein Geringerer als das Fußballgenie Diego Maradona erzielte dabei im Viertelfinale gegen England das Siegestor mit „der Hand Gottes“. Den Feinschliff hatte sich die argentinische Legende in der „Villa Eden“ bei Meran geholt. Dazu wurden sogar eigens Tore im Garten aufgestellt. Diego hat danach noch einige Male in Meran verweilt. Vorbei an diesen Villen ging es zur „Lahn“. Blau-Weiße gemeinsam mit Schwarz-Grünen. Auch die italienische Staatspolizei hat mit zwei Kleinbussen die Lahn beehrt. Der Grund hierfür entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Wahrscheinliche wollten die auch einen entspannten Fußballtag verbringen. Ein Teil der Wackerfans verbrachte das „Warm Up“ zum Spiel in einem gemütlichen Gastgarten. So waren zwei Busse und einige Privatfahrer/innen in Meran zugegen. Dieser Ausflug hat sich trotz hochsommerlicher Temperaturen wahrlich gelohnt.

Beim Spiel hat nur die Freundschaft gezählt

Großartige Stimmung gab es auf beiden Seiten der Lahn. Ein weiteres Fußballfest in Schwarz-Grün und dieses Mal auch in Blau-Weiß. Beide Seiten der Lahn waren gut gefüllt. Ihre Tribüne hat die „Szene Obermais“ ohnehin in sehr viel Kleinarbeit selbst errichtet. Seit 2005 existiert die „Kurva-Süd“ in Obermais. Was einst aus Jux und Tollerei begonnen hat, wurde rasch zum Vorreiter in Sachen Fankultur im südtiroler Raum. Deren Mitgliederzahl liegt jenseits der 100. Das ist für einen Fünftligisten in Südtirol überaus beachtlich. Die Choreografie zum Freundschaftsduell gegen den FCW war fein gearbeitet. Respekt! Den FC Obermais gibt es seit 1972. Der Damenfußball spielt beim FCO ebenfalls eine Rolle. So spielen zwei Mädchenteams im Nachwuchs. Bei den Erwachsenen hatte man einen Kooperationsklub. Aber nach dem Aufstieg in die Serie B (2. Liga) wurde es für den Amateurverein nicht mehr leistbar. Ein freiwilliger Aufstiegsverzicht (aus welchem Grund auch immer) bedeutet im italienischen Fußball etwas völlig anderes, als hierzulande. In der selben Liga einfach weiterspielen gibt es nicht. Dann gehts völlig unfreiwillig weit nach unten. 


Beim Test gegen den FCW war die Freundschaft zwischen den Fans beider Vereine am wichtigsten. Die Mannschaft des FCO befindet sich erst seit letztem Dienstag im Training. So hatten die Schwarz-Grünen leichtes Spiel. Das Ergebnis war bei dieser Begegnung völlig zweitrangig. Viel schöner waren die Wechselgesänge zwischen den beiden Fanlagern. Da feuerten manchmal die Innsbrucker Obermais an und umgekehrt. Nach dem Schlusspfiff bedankten sich beide Mannschaften bei den jeweils „gegnerischen“ Fanlagern. Die Mannschaft des FCO stand auch noch minutenlang vor dem Anhang der Wackerianer, während sich die schwarz-grüne Mannschaft auf den Saisonstart und die Regionalliga Tirol so richtig eingeschworen hat. Danach hatten die Kinder ihren Feiertag. Stolz präsentierten sie mit funkelnden Augen, wo die „Stars“ überall unterschrieben haben. Spieler eines Viert- und eines Fünfligisten. Das sind die wahren Highlights und nicht, ob man gegen eine B-Mannschaft von einem der ganz großen aus Spanien, England oder Italien antritt.


Für den FC Wacker Innsbruck geht es am Samstag um 19 Uhr mit dem ersten Pflichtspiel endlich wieder los. In der schönen Sportanlage in Fliess wird die erste Cup-Runde gespielt.

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Autor: Rudolf Tilg

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