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Der Wert der Papierform

Was für ein Start in die neue Saison. Aufsteiger gegen Absteiger. Der Erste der einen Liga, erfüllt mit Erfolgserlebnissen und topmotiviert bis in die Haarspitzen gegen den Letzten der anderen Liga, geplagt von Misserfolg und einem sich auflösenden Team. Könnte man meinen – ist aber nicht so. Ja, sicher, die Schwarz-Grünen von der Sill sind enthusiastisch in die neue Saison gegangen, aber eine gebrochene Spielgemeinschaft aus dem Oberland? Weit und breit nicht zu sehen…

Ein Absteiger, der keiner ist

Silz-Mötz, das mag vielleicht der Absteiger aus der Regionalliga West sein. Aber einer, der sich mit Energie und Erfolg, und vor allem mit erhobenem Haupt verabschiedet hat. Denn die Relegation nach unten erfolgte freiwillig, um sich dem eigenen Nachwuchs wieder mehr widmen zu können. Silz-Mötz, das ist die dritterfolgreichste Tiroler Fußballmannschaft des vergangenen Jahres, besser als Schwaz, als Imst, als Kufstein. Lediglich vier Punkte hinter der Reichenau, 29 Punkte vor dem sportlich schwächsten Team der Liga. Mit 76 Toren in 30 Spielen zweitstärkste Offensive hinter der unangefochtenen Nummer eins, den Unaufsteigbaren aus der Mozartstadt, die erneut am Infrastrukturproblem scheiterten. Als man sich in der Winterpause endgültig dazu entschlossen hatte, den freiwilligen Gang nach unten zu suchen, da hätte man einen Einbruch der Mannschaft erwarten können. Und hätte man das wirklich getan, man hätte sich phänomenal getäuscht. Das erste Spiel nach der großen Verkündung traf man auf den Tabellenführer – und gab den Verfolgern die Chance, die Saison nochmals spannend zu machen, nachdem man die violetten Festungsstädter mit 3:1 schockiert hatte. Auch die Reichenau bog man in der Rückrunde, mit 3:0. Und zum Drüberstreuen auch noch gleich Saalfelden, ebenso 3:0. Auf drei der Top-Vier traf man nach dem freiwilligen Abstieg, alle Meisterschaftskandidaten wurden geschlagen. Silz-Mötz war nicht bereit, sich sportlich schon auf ein schlechteres Niveau zu begeben.

Schwarz-Grünes Oberland

Nichts anderes ist auch in dieser Saison zu erwarten. Zunächst kam aber der Umbruch am Spielermarkt: Nicht mehr in Gelb-Blau zu sehen sind in diesem Jahr unter anderem Paulo Rosetti, der nach 16 Toren in der vergangenen Regionalliga-Saison und einem SPG-Schnitt von 0,47 Treffern pro Spiel nach Imst abgewandert ist. Noch bitterer ist wohl der Abgang von Michael Augustin, der nach Stationen in der U17-Nationalmannschaft und bei Wacker Innsbruck im vergangenen Jahr zu Silz-Mötz gekommen ist, zum erfolgreichsten Torschützen wurde – und jetzt die Schuhe an den Nagel hing und seine Karriere beendete. Immerhin bleibt er dem Team als Koordinator und Individualtrainer erhalten. Ebenso nicht mehr mit an Bord wird ein weiterer wackerer Name sein, Samuel Krismer übergibt die Kapitänsbinde und folgt Rosetti nach Imst. Sefik Abali, ein weiterer Ex-Wackerianer, verstärkt die Reichenau, und Alexander Schwab den FC Kufstein. Und da gibt es ja auch noch Philipp Viertler, der in der vergangenen Saison Stammspieler bei den Oberländern war und jetzt wieder beim FCW in der Innenverteidigung steht. Trotzdem haben die Oberländer ihr erstes Pflichtspiel erfolgreich hinter sich gebracht. SU Roppen, in der Bezirksliga tätig, erzielten zwar früh gleich zwei Tore, trotzdem stand es nach 11 Minuten nur 1:1 – einem Eigentor sei Dank. Dann wachte die Spielgemeinschaft auf, Yildirim traf vom Elfmeterpunkt, Peintner nach dreißig Minuten, Alak zu Beginn der zweiten Halbzeit. Der Käs war gegessen, die Burschen von Helmut Kraft zogen in die nächste Runde ein. Wenn es den ein oder anderen jetzt bei den Namen reißt: Es ist nicht gerade einfach, den Silz/Mötzener Kader zu durchforsten, ohne noch viel mehr wackere Vergangenheit zu entdecken. Mit Tobias Rottensteiner, Simon Stigger, Mehmet Durmus, Simon Plattner, Can Alak, Simon Waldauer und Ertugrul Yildirim haben gut ein Drittel der Oberländer Ballesterer schon einmal das schwarz-grüne Trikot getragen, rund ein Drittel der Spieler steht mit ihnen im Team, das bislang noch keine anderen Farben als jene ihres derzeitigen Vereins getragen haben.

Papierform und Realität

Man begegnet also alten Freunden, so manchem, der das Kicken bei Wacker erst richtig gelernt hat. Und vor allem ganz vielen Ballesterern, die in den letzten Jahren auf ganz anderem Niveau gespielt haben als der FC Wacker Innsbruck. So leichtfertig von vielen Trainern der Konkurrenz für Schwarz-Grün der Titel „Favorit“ verwendet wird, so wenig ist genau das vor dem ersten Spiel vom Blatt abzulesen. Es wird eine spannende Standortbestimmung am Tivoli zum Beginn der neuen Saison…

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Autor: Stefan Weis

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