Der Berg
Groß und mächtig. Schicksalsträchtig. Nix davon trifft auf den Patscherkofel zu. Tiroler Schicksal wird am kleinen, vorgelagerten Hügel entschieden, und mit 2246 Metern ist er selbst nicht gerade der mächtigste Gipfel rund um Innsbruck. Dennoch, er prägt das Bild von der Stadt mit, nicht ganz so stark wie die nördlich gelegene Felsenkette, aber doch. Und er schickt den Sturm ins Tal, dass es die Innsbrucker manchmal so richtig beutelt. Hoffentlich nicht am Mittwoch, denn da steht der Patscherkofel wieder mal im Mittelpunkt des lokalen Sporterlebens.
Der Berg ruft!
Wenn der Patscherkofel ruft, dann folgen ihm die Menschen. Zum schnell Raufwandern, zum Moosbeeren- oder Schwammerlklauben. Manchmal jubeln sie Menschen mit Brettln an den Schuhen zu, ob den Olympioniken Egon Zimmermann (Olympische Winterspiele 1964) und Franz Klammer (Olympische Winterspiel 1976), die mit einer golden glänzenden Medaille belohnt wurden, oder gleich einem ganzen Haufen ihrer Landsmänner im Alltagsgeschäft, die den besten Nicht-Österreicher, Lasse Paulsen, auf Platz zehn verwiesen (Super G 1998). Aber der Patscherkofel kann auch Sommer. Und wenn er da ruft, dann kommen auch beinahe so viele zusammen, genau sieben an der Zahl: Aldrans, Ampass, Ellbögen, Igls, Lans, Patsch und Vill. Sie alle fanden sich, um nicht eine Spielgemeinschaft, sondern einen Verein zu gründen. Und das ein bisschen in historischer Umgedrehtheit zum FC Wacker Innsbruck, denn 2009 findet sich die Eintragung ins Vereinsregister, 2021 aber erst die eigentliche Umsetzung und der erste aktive Auftritt als Ballesterer – im Tiroler Fußballcup. Zwischen diesen Jahreszahlen traten der SV Aldrans und die SPG Patsch/Ellbögen weiterhin getrennt auf, über den Rest der nunmehrigen Patscherkofler hüllte sich fußballerisches Schweigen. Es ist kein einfaches Terrain für den Ballsport, ganz unabhängig von der Hangneigung und Zersiedelung war die Nähe zur Stadt, zu anderen Vereinen einfach zu groß. Doch mit der immer stärker werdenden Bebauung, mit dem Zuzug wuchs auch die Begierde, selbst aktiv zu werden. 7 Gemeinden und Fraktionen mit rund 10.000 Einwohnern haben nun eine neue Heimat, und mit ihnen 240 aktive SpielerInnen von Kindergarten bis Kampfmannschaft, mit einem eigenen Frauenteam. Wenn der Ball ruft, werden 14 Mannschaften und fast 200 Kinder in 37 wöchentlichen Trainingseinheiten aktiv. Und auch die Kampfmannschaft, der nächste Gegner der Schwarz-Grünen aus der benachbarten Stadt.
Aufi muass i, i muass!
Eine Aufgabe des eigenen Vereins, eine Löschung des Namens aus den Tabellen, das fällt niemandem leicht. Die Lockdowns, das Einfrieren des sportlichen Betriebes einerseits und die (erhoffte) verbesserte Finanzierungsaussicht zukünftiger Saisonen andererseits haben hier geholfen. Und natürlich das gemeinsame Ziel: nach oben zu kommen. In das Vereinsleben stieg man mit einer glatten 0:6-Niederlage gegen Axams/Götzens, in die Bezirksliga West mit einem klaren 3:0-Sieg gegen Sistrans und einem Platz im Mittelfeld ein. Dieses Spiel setzte man in der kommenden Saison fort: Cup-Aus vor Ligastart, gesichertes Mittelfeld. Der Leistungssprung kam im vergangenen Jahr, als man drei Cuprunden mitkickte und nur knapp gegen Natters ausschied – und in der Tabelle gar nur vier Punkte auf den Meistertitel fehlten. Der dritte Platz war aller Ehren wert, den erhofften Aufstieg brachte es aber leider nicht. Und so findet man sich erneut in der Bezirksliga wieder, gewann das Pokal-Auftaktspiel gegen den Landesligisten Innsbruck West und die erste Ligarunde gegen das Sellraintal. Der Trainer Christopher Mantl, der die Patscherkofler seit dem ersten Antritt an dirigiert, hat erneut die Verantwortung dafür zu tragen, das große Vereinsziel zu erreichen – ein Platz in der Landesliga. Aber, so realistisch war man von Beginn an, es ist ein langfristiges Ziel. Deshalb blieb es auch recht ruhig am Transfermarkt, Abgängen nach Tulfes, Landeck und Rum stehen Neuzugänge aus Wattens (der 18jährige Jakob Pichler) und Schlitters gegenüber (Simon Fili wird mit seinen 48 Jahren aber wohl nicht allzu oft im Tor, sondern mehr im Training zu sehen sein).
Da Berg, i muass eam unterkriag’n
Da geht es jetzt also rauf auf den Berg, der bezwungen werden will, in ein Schmuckkästchen von einem Stadion. Wobei eben „…kästchen“, denn viele Gäste wird er nicht aufnehmen können. Wer allerdings einen Platz ergattert, wird mit einer phänomenalen Aussicht belohnt. Mitten im Grünen gelegen, mit prachtvollem Bergpanorama umrahmt – ob man allerdings so viel Zeit haben wird, sich an der Natur zu ergötzen, wird sich zeigen…
Foto: Von Myatz, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16425187