Ist das nicht der…?
Gleich vorweg, bevor sich jemand wundert: Josef Geisler wird beim Spiel sein. Mehr noch, er wird den wackeren Kickern aber so richtig genau auf die Beine schauen. Die Volderer nach vorne schreien. Und sich sicherlich nicht freuen, falls die Schwarz-Grünen ein Tor erzielen. Aber, ganz ehrlich, nichts anderes war schon vor dem Spiel zu erwarten. Josef Geisler ist nämlich weder Landesrat noch Jurist mit Fußballfunktion, sondern Co-Trainer beim FC Volders. Und bei weitem nicht der einzige bekannte Name im Umfeld des kommenden Gegners…
Unbestrittene Legende
Der Unterschied zu den anderen Bekannten: da sind es nicht unglückliche Namensgleichheiten, sondern ehemalige Schwarz-Grüne auf Rendezvous mit der alten, großen Liebe. Ein bisschen weiter auf der Bank daneben etwa, der Head-Coach, Michi Streiter. Legende am Tivoli, 405 Bundesliga-, 44 Cup-, 33 Europapokal-Einsätze. Urgestein bei SSW, FCS, FCW, FCT, und als Trainer wieder FCW – er kennt den Verein in all seinen Ausformungen. Einst hat Franz Wolny den 17jährigen von Volders zu den Innsbruckern gelotst. Er kickte sich in die Stammformation und von dort aus bis in das Nationalteam und zur Weltmeisterschaft nach Italien, wo ein gewisser Salvatore Schillaci in einer „notte magica“ die Azzurri zur Verzückung brachte. Streiter durfte drei Meistertitel feiern, seinen letzten noch knapp, denn der nicht ganz friktionsfreie Abschied als Verknüpfer zwischen der Kampfmannschaft und dem Kooperationsclub Wattens bescherte dem Volderer nur mehr 55 Minuten im Innsbrucker Trikot. Er kehrte aber fulminant zurück, schon an der Seitenlinie und mit einem unglaublichen Marsch durch die Regionalliga-Plätze, die der SPG Wattens-Wacker die sofortige Rückkehr in den Profibereich brachte. Nachdem er 2014 nochmals für ein Jahr die Innsbrucker coachte, steht er seit 2016 im Dienste seines Jugendclubs. Des Clubs, dem er auch als Obmann vorsteht und in dem der Name Streiter eine lange, lange Tradition hat. Der Kassier des Clubs? Klaus Streiter. Der sportliche Leiter? Manuel Streiter. Der Obmann 1968-1975? Fritz Streiter. Der Sektionsleiter 1993-1996? Daniel Streiter. Sportliche Leiter 2001-2003 und 2010-2015? Jürgen Streiter. Dass die Trainer 1980-1995 nur in zwei Jahren nicht Streiter hießen, versteht sich da schon von selbst.
Alte Bekannte
Zwei Karrierestationen von Michi Streiter teilen auch gleich 14 seiner Spieler. 9 haben Teile ihrer Ausbildung etwas weiter östlich von Volders genossen. Mit Ackerl, Ayckbourne, Brugger, Deflorian, Egger, zweimal Hochmuth, Kohler und Mössmer wurde rund ein Drittel der Mannschaft von den grün-weißen Farben der Werksportgemeinschaft geprägt. Dem gegenüber stehen 37 Jahre wackere Bindung am Feld mit Elias Hochmuth, Elias Ortner, David Sukiasyan, Jakob Triendl, Fabian Wessiak. Und nicht zuletzt Reinaldo Silva Ribeiro, der erst zu Beginn dieser Saison den Weg von Wacker über die Leihstation Union aus Innsbruck ins Unterland gefunden hat. Ribeiro ist Teil eines kleinen Umbruchs beim letztjährigen Tabellenzweiten im Grunddurchgang und dritten im oberen Playoff der Regionalliga Tirol. Abbruch des Erfolgslaufs hat es dadurch nicht wirklich gegeben, in den vergangenen vier Pflichtspielen gab es gleich 16 Treffer bei nur zwei Gegentoren. Im Cup wurde der FC Achensee mit 3:1 besiegt (drei Tore durch die ehemaligen Schwarz-Grünen Reinaldo und Elias Ortner), zum Ligaauftakt der SC Kundl mit 4:1 (drei der vier Tore durch ehemalige Grün-Weiße). Volders spielt oben mit, immer in der Nähe der Regionalliga West. Möglich wird das durch eine starke Jugendarbeit, Kontinuität im Verein, und ein gesichertes Budget. Dazu tragen Sponsoren bei, deren Namen auch in Innsbruck nicht unbekannt sind: Pyhsiotherm etwa, mit Geschäftsinhaber Josef Gunsch, ehemaligem Präsidenten des FCW.
Ah du a do?
Die Reisen durch Tirol zeigen: Der FC Wacker Innsbruck begeistert landauf, landab und macht einfache Cup-Partien zum Spiel des Jahres oder mehr. Sie zeigen: Der FC Wacker Innsbruck hat in ganz Tirol seine Spuren hinterlassen. Sie zeigen aber auch, wie eng Fußballtirol miteinander verwoben ist. Kaum ein Schritt, an dem man nicht auf die eigene Vergangenheit trifft, auf dem man nicht alten Bekannten begegnet. Da braucht es keine Lippenbekenntnisse, die alltägliche Arbeit mit Jugendlichen und mit dem runden Leder sind die beste Visitenkarte…
Grafik: google maps