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Da geht der Rauch auf

Überall brennt es. Öffnet man die Tageszeitung des Landes, sind es wieder die Berge, die lodern. Hans Krankl, der Kurzzeittrainer der Innsbrucker, kehrt zurück an die alte Wirkungsstätte am Inn und lässt wieder einmal die Nordkette brennen, diesmal musikalisch. Die schon im Mai von seinem Tourmanager und ehemaligem Stadionsprecher Ralph Schader angekündigte „Tirol-Premiere“ ließ zwar die Besucher des Konzerts im Stadtsaal in Lienz, wo der Hansi-Burli kurz zuvor schon einen Auftritt absolvierte, geographisch etwas orientierungslos zurück, an der Freude am bunten Musikmix tat dies jedoch keinen Abbruch. Etwas orientierungslos taumelt man auch bei der Suche nach den Gegnern des FC Wacker Innsbruck manchmal durch das Land im Gebirge und entdeckt Täler und Dörfer neu – nicht jedoch diesmal. Der SC Kundl ist ein alter Bekannter.

Finger verbrannt

Natürlich, werden die Älteren jetzt sagen, die Frühzeiten, als Wacker noch nicht professionell am Weg war, da war man mit Kundl in Kontakt. Ja, da auch. Aber viel spannender waren die Kontakte in Pflichtspielen der 80er-Jahre. Da war es nicht der Ligaalltag, sondern der Cup, der die Begegnungen brachte. 1983, Franz Wolny war als Trainer gerade zurückgetreten und sein Co Heinz Binder hatte die Regie übernommen, da wurde der SC Kundl den Innsbruckern zugelost. Eine Einstiegshürde, die Selbstvertrauen stärken kann – und auch tat. Alfred Roscher schlug gleich dreimal zu, Gerd Steinkogler traf zum ersten Mal, und auch der im Vorjahr aus Austin, Texas, zu Wacker gestoßene Osttiroler Robert Idl (vielleicht hat das Ralph etwas verwirrt) schoss eines seiner seltenen Pflichtspieltore. 5:1, eine Runde weiter, alles gut. So gut, dass man sich zwei Jahre später keine Sorgen machte, als man den Kundlern erneut im Cup gegenüberstand. Was sollte schon groß passieren, ein paar Autogrammwünsche an den Bundesligisten, für die Unterländer das Spiel des Jahres, alles gut. Die Volksfeststimmung wurde auch vom strömenden Regen nicht beeinflusst, 2000 Zuschauer wollten einen Kampf ihrer Mannschaft in Blau-Weiß nicht verpassen. Und was sie erlebten, wird noch immer weitererzählt. Kundl, das zuvor bereits Zweitdivisionär Bregenz/Dornbirn durch Tore von Lella aus dem Bewerb gekickt hat, ging auch gegen Innsbruck durch Fritz Kreidl früh in Führung. In der 12. Minute konnte Heinz Peischl zwar ausgleichen, doch davon, dass die Wackeren nun das Heft in die Hand nehmen würden, war man weit entfernt. Hannes und Alfred Pöll erhöhten in der 30. und 38. Minute auf 3:1, Kurt Welzl korrigierte das Ergebnis bis zur Pause noch um ein Tor. In der Kabine muss es rund gegangen sein, die Innsbrucker kamen völlig verändert aufs Feld, schnürten die Kundler ein, zauberten, wollten den Ball auf nassem Rasen ins Tor tragen – und trafen kein einziges Mal. Mehr noch, der aufopfernd kämpfende Underdog gewann die entscheidenden Zweikämpfe und fügte dem Bundesligisten mit Streiter, Peischl, Hansi Müller, Linzmaier, Welzl, Hörtnagl, Westerthaler, Roscher und vielen mehr in den letzten Minuten noch eine schallende Ohrfeige zu. Was sage ich, gleich drei davon. Werner Montibeller in der 85. und 88., Simon Dengg in der 89. Minute – Wacker schied mit 6:2 aus dem Cup aus, Felix Latzke tobte.

Feuer im Herzen

Für Kundl endete die Cupreise im Achtelfinale gegen Vorwärts Steyr, ein Eigentor riss sie beim 2:3 ins Verderben. Auch für Krankl reichte es nach drei Cupsiegen in Folge diesmal nur noch für das Finale. Aber das alles ist Geschichte. Krankl steht jetzt auf der Bühne und im Fernsehstudio, Innsbruck hat die große Bühne Profifußball verlassen – doch in Kundl brennt man immer noch für Fußball. Sagt zumindest die vereinseigene Homepage, und der wollen wir glauben. Das Feuer ist zwar entfacht, aber so richtig brennen will es in dieser Saison noch nicht. Zum Tirolcup-Auftakt musste man gegen Kössen ins Elfmeterschießen, dem FC Volders unterlag man 4:1, gegen Fügen löschte der Regen den Willen und das Spiel musste abgebrochen werden. Einzig gegen den Cup-Gegner Weerberg wurde man vor 150 Zuschauern der Favoritenrolle so halbwegs gerecht und setzte sich (spät in den letzten 10 Minuten) mit 5:2 durch. Da fehlt halt das Feuer und die Sicherheit eines Sebastian Siller, der 2017 bis 2022 im blau-weißen Trikot die Landesebene unsicher machte. Wenn Siller jetzt ins Achenstadion zurückkehrt, kommt er mit einer ganz anderen Bilanz angerauscht. In vier Spielen kein Gegentor, 23 Treffer erzielt, 4 Siege – ein Saisonstart wie aus dem Bilderbuch. Insgesamt ist Wacker seit 11 Pflichtspielen, seit 15 Ligaspielen ungeschlagen. Man brennt auf eine Verlängerung der Serie.

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Autor: Stefan Weis

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