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So Dinge

Man soll die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Aber man sollte auch dafür sorgen, dass die Dinge so kommen, wie man sie nehmen möchte. Das meinte der deutsche Schauspieler und Schriftsteller Curt Goetz. Er konnte in seinem Leben selbstverständlich nicht alle Dinge so drehen, wie er sie haben wollte – wer kann das schon. Doch er blieb wandlungsfähig, und er wandelte sich, wenn es die Umstände ihm vorgaben. Wandlungsfähigkeit, das macht auch bei Vereinen, das macht bei Spielern, das macht im Fußball den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus. Am Sonntag hat man wieder die Möglichkeit, dies bei Schwarz-Grün zu beobachten. Und das nicht nur einmal…

Aller guten Dinge sind drei

Der Sonntag steht nämlich vollkommen im Zeichen des Tiroler Traditionsvereins. Dreimal wird es den FC Wacker zu sehen geben, drei Auftritte werden dem Tivoli einheizen. Bei Frühtemperaturen von 5 und Höchstwerten von 14 Grad ja auch kein Fehler. In Unterstützung mit der Sonne bringen die Damen, FCW II (Juniors) und Herren etwas Wärme ins Herz der Innsbrucker und werden das Fußballareal im Süden der Stadt von 11:30 Uhr bis 18:15 Uhr bespielen. Den Frühschoppen übernimmt dabei der Pokalbewerb im Frauenfußball. Die Spielgemeinschaft aus Lustenau und Dornbirn kehrt zurück an alte Wirkungsstätte, denn noch letzte Saison standen sich die Vorarlbergerinnen und die Damen des FC Wacker Innsbruck in der Bundesliga gegenüber. Mehr noch, sie waren direkte Konkurrentinnen um den Klassenerhalt. Vier der sieben Punkte, die die Schwarz-Grünen im vergangenen Jahr erreichten, wurden gegen die Mädels von der Birkenwiese geholt. Dennoch konnten sich die Ländle-Ballesterinnen in der Gruppe der Abstiegskandidatinnen durchsetzen, vor allem, weil man Teams wie Neulengbach oder Vienna bog.

Wer jetzt glaubt, dass man damit zufrieden war und auf Kontinuität setzt, der hat nicht mit den Dornbirnerinnen gerechnet. Sieben Abgänge, neun Zugänge. Und diese haben es in sich, denn die neuen Kickerinnen kommen nicht nur von den naheliegenden Clubs aus Frastanz und Rankweil, sondern auch aus Honka (FIN), Odense (DK), Kvindefoldbold (DK), FFC Frankfurt (DE), Lazio (ITA) und Petah Tikva (ISR). Der Einbau hat gar nicht schlecht funktioniert. Zwar musste man im Rheintalderby gegen Altach (ehemals Vorderland) eine Niederlage einstecken, dem vermeintlichen Abstiegskandidaten Bergheim wurde jedoch ein torloses Remis abgerungen, der LASK gleich zum Auftakt besiegt. Und im Cup war man gegen die SG Tennengau ohne Zurückhaltung unterwegs und fertigte sie mit 0:11 ab.

Aber auch die Wackeren Damen haben einen Wandel vollzogen, bedingt nicht zuletzt durch den Abstieg in die zweite Liga. Und es ist nicht unbedingt ein bitterer Wandel – endlich durfte man wieder mehrfach die Luft des Erfolges schnuppern. Zum Testspielauftakt wurde der Bundesligist LASK mit einem Tor mehr besiegt, als dies die Dornbirnerinnen gemacht haben. In der Liga zwei von drei Spielen gewonnen, im Wiesengassen-Derby dem SVI die Grenzen aufgezeigt. Die Dinge stehen gut im Damenfußball.

Gut Ding braucht Weile

Ein bisschen holpriger war der Einstand der Juniors (FCW II). Vielleicht musste man sich erst mit dem neuen unsäglichem Namen arrangieren, doch in den Testspielen lief es gegen die Zweier von Imst und Rum noch gar nicht rund, 11 Gegentore in zwei Spielen waren nicht gerade der Motivator für die Liga. In dieser ging auch das erste Auswärtsspiel verloren, die Zugspitze, Tabellenführer ohne Punkteverlust, feierte einen 3:2-Gipfelsieg. Aber Raunzen wäre jetzt nicht angebracht, vier Siege aus fünf Pflichtspielen ist aller Ehren wert. Gut Ding braucht eben manchmal Weile, so wie der Weg der Jungkicker in die Kampfmannschaft und damit in höhere Ligagefilde. Und dass man aus dem Nachwuchs des FC Wacker Innsbrucker seinen Weg machen kann, zeigt derzeit etwa Florian Micheler. Von 2011 bis 2018 bis zur U14 im Nachwuchs der Schwarz-Grünen, führte ihn sein Weg über einen Kurzaufenthalt in der Akademie nach Hoffenheim, wo er vor zwei Wochen gegen Eintracht Frankfurt sein Bundesliga-Debut gab.

Ganz so Bundesliga-reif ist man in in der Kampfmannschaft der Wackerianer selbst noch nicht, aber man drängt nach oben. Und wie sich die Dinge derzeit darstellen, ist man auf gar keinem so schlechten Weg. Das einzige ungeschlagene Team der Liga hat erst zwei Tore erhalten, zwölf geschossen. Dass man dennoch nicht von der Tabellenspitze lächelt, verdankt man den beiden Remis in den letzten Runden, die dennoch nicht hätten unterschiedlicher sein können. Da kommen die Innsbrucker Athletiker gerade recht. Sie sind zwar die Remis-Könige der Liga und haben (gemeinsam mit Kematen und Wattens) mehr als die Hälfte ihrer Spiele ohne Sieg oder Niederlage beendet, die Gegner waren dabei aber nicht gerade in der oberen Tabellenhälfte zu finden, im Gegenteil. Mit Volders, Mils und Silz/Mötz sind es drei der vier letzten Mannschaften der Liga, die fünf Punkte auf das Konto der Violetten spülten, als Draufgabe verlor man gegen den Vorletzten der Regionalliga Tirol. Wacker Innsbruck wird also zum ersten echten Gradmesser für die Athletiker – sozusagen das Maß aller Dinge…

Das vierte Ding

„Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.“, erweiterte Immanuel Kant die Idee seines Philosophie-Kollegen Voltaire. Wer schon Jahrelang bei Wind und Wetter am Tivoli steht, der weiß – manchmal ist Wacker Innsbruck Teil der Mühseligkeit des Lebens. Aber oft auch das vierte Ding, das hilft, Mühseligkeiten zu ertragen. Am Sonntag gleich stundenlang.

Bild von Alexa auf Pixabay

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Autor: Stefan Weis

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