Skip to main content

Mahlzeit!

Wir haben den längsten. Sagen die St. Johanner. Klingt ein bisserl wie Pubertät, was sich da in den Kitzbühler Bergen abspielt, ist aber – wie immer, wenn man sich der Gamsstadt nähert – kluges Marketing. Den längsten Knödeltisch haben sie, und rundherum geht es am Wochenende zu, beim Knödlfest. Dass da Fußball auch noch stattfinden kann, war gar nicht so selbstverständlich. Man hat aber noch ein Platzerl gefunden, und auch eine Uhrzeit, um den FC Wacker Innsbruck zu empfangen…

Stirb, Nudl!

Es ist aber nicht gerade die angenehmste Zeit: Sonntag Vormittag, 10:30 Uhr, wird das Koasastadion zum Hotspot. Da haben die Knödl ausgeknödelt. Oder, wie es die US-Amerikaner sagten, als die Tiroler Band „Die Knödel“ mit ihrem Album „Verkochte Tiroler“ in dunklen Alternativclubs angekündigt wurden: „Die, Noodle!“. Zum Sterben gehen, geht es den beiden Teams aber zu gut, muss man sagen. Tabellenführer gegen Tabellenzweiten, und man darf sich ausschnapsen, wer wer ist. Denn nach Verlustpunkten sind die Unterländer einen Punkt vor den Schwarz-Grünen, sie wären das auch bei einem Heimsieg am Sonntag. Bei einer Niederlage aber nur noch Fünfter, so eng geht es zu in der Regionalliga Tirol. Schaut man sich die Gegner an, die die St. Johanner bislang begrüßen durften, dann muss einem ob der vier Siege auch nicht gerade Angst und Bang werden. Ebbs, Völs, Mils und Silz/Mötz. Niemand aus den Top-5, dafür die beiden Tabellenletzten. Gegen den Träger der roten Laterne brauchte man bis zur 85. Minute, um die knappe 2:1-Führung herzustellen, Ebbs wurde mühevoll mit 1:0 geschlagen. Und gegen Kematen sorgte man für deren bislang einzigen Dreipunkter, indem man gleich gar keinen Knödl in den Topf brachte. Also keine Torgefahr im Unterland? Leider schon, denn die anderen beiden Gegner wurden mit insgesamt 10 Toren abgefertigt, bereits sechs Spieler durften schon anschreiben. Hervorzuheben dabei: Felix Hinterseer (3) und Axel Krimbacher (4). Wo andere nur an Moonboots und Fleischkässemmel denken, ist in St. Johann derzeit Torgefahr garantiert, beide bereits mit mehr Toren als in der gesamten vergangenen Saison. In der Statistik noch etwas mager behaftet ist der Vereinsinterne Torschützenkönig des vergangenen Jahres: Christian Pauli braucht noch 18 Tore, um die 19 wieder zu erreichen.

Sainihonsa

Die Länge, die spielt in St. Johann ja überall eine Rolle. Der längste Knödeltisch auf der einen Seite, die längsten Würstel auf der anderen. Also zumindest recht lange. Die Sainihonsa, wie die Eingeborenen zur St. Johanner sagen, vor rund 100 Jahren von Josef Seibl, dem Wirt beim Gasthaus zum Seisl, erfunden. Ein Brät aus eher grob verarbeitetem Schweinefleisch, manchmal verfeinert mit Rind, dezenter Rauchgeschmack und geheime Gewürzmischung. Gebrüht, etwas Kren und Senf, ein Bitschei – eine große Semmel, alles muss groß sein in St. Johann – und dann kann’s genossen werden. Fast hätte man sich zu Beginn dieser Saison allerdings an den mitgebrachten Würsteln verschluckt. Im Johanner-Kulinarik-Duell im Vorfeld hat man der höherklassigen Fast-Food-Kette aus dem Pongau noch ein Remis abgetrotzt, den Cup hat man aber schon im ersten Spiel für beendet erklärt. Der übermächtige Gegner aus Hippach zwang die Grün-Roten ins Elfmeterschießen, Jevgenijs Kazacoks konnte nicht verwandeln, das Zillertal stand Kopf. Cup, das ist beim Trainer der St. Johanner vielleicht ja allgemein ein ungeliebtes Kapitel, schon im schönen schwarz-grünen Gewand konnte sich Herbert Ramsbacher mit diesem Format nur bedingt anfreunden. Dabei durfte er zwei Meistertitel, zwei Aufstiege mit den Innsbruckern feiern, kam in der legendären Relegation gegen Schwechat zweimal zum Einsatz, aber die K.O.-Bewerbe waren einfach nicht seines. Sein einziger Cup-Auftritt bei den Amateuren des FC Tirol – eine Niederlage gegen Kärnten. Sein erster Cup-Auftritt im Dress der WSG – eine Niederlage gegen den übermächtigen Gegner aus Lanenrohr. Die Cupreise des FC Wacker bis ins Viertelfinale 2003 – verpasst bis auf das erste Spiel. Der nächste Auftritt im Jahr darauf gegen den GAK – 1:2 verloren. Wie dann auch mit Hall gegen die Admira, mit Wattens in einem packenden Elfmeterschießen gegen die Amateure des FAK oder mit Axams-Götzens gegen die Reichenau. Der Pokal will ihn einfach nicht.

Mahlzeit!

Gut für Ramsbacher, dass es am Sonntag in der Liga gegen den FC Wacker Innsbruck geht. Falls er es schafft, seine Mannen von den 26.000 Knödl in 27 verschiedenen Sorten, den 20 Festwirten und vor allem dem 595 Meter langen Tisch fernzuhalten, könnte es ein spannendes Spiel werden. Ansonsten könnten die Gäste sein Team verputzen wie ein Paarl Sainihonsa. Oder Pulled-Beef-Polentaknödel. Oder Uwes Kürbiskernknödel. Oder Kräuter-Käse-Knödel. Oder Serviettenknödel mit Brokkolifüllung. Oder Apfel-Mohn-Knödel. Oder… Ich geh mal zum Kühlschrank, was zu Essen suchen. Mahlzeit, jedenfalls, und viel Genuss!

Avatar photo

Autor: Stefan Weis

Dieser Text stellt geistiges Eigentum des tivoli12 magazins dar und ist somit urheberrechtlich geschützt. Um den Text, oder Teile davon nutzen zu können, setzen Sie sich bitte mit dem tivoli12 magazin in Verbindung.
Skip to content