A Gaudi im Zillertal
Das Gipfeltreffen in Fügen im vorderen Zillertal endete mit einem souveränen 4:0-Auswärtserfolg der Schwarz-Grünen. Das Duell des Tabellenzweiten SV Fügen gegen den Tabellenführer FC Wacker Innsbruck konnten die Innsbrucker klar für sich entscheiden.
Die Revanche
Wir erinnern uns an den 10. April 2023, als Akif Güclü nach missglückten Frühjahrsauftakt seinen Trainerposten beim FCW verlor und Fabian Lantschner das Traineramt beim Tiroler Traditionsverein interimistisch übernahm. Zum Kennenlernen mit der Mannschaft war kaum Zeit, da stand das Cupspiel gegen den damaligen RLW-Klub SV Fügen an. Die Zillertaler erwarteten die Schwaz-Grünen mit einem beinharten Verteidiger in ihren Reihen. Dem Ex-Wacker-Urgestein, Sebastian Siller. Trotzdem war die Mannschaft der Schwarz-Grünen gegenüber den vorangegangenen Partien nicht wiederzuerkennen. Zur Halbzeit führten die Gäste verdient mit 2:0. Nach dem Seitenwechsel gingen dem jungen Wacker-Team aber die Körner aus und die Zillertaler konnten diese Partie noch komplett drehen. Die Fügener waren zwar eine Runde weiter, aber ein paar Tage später haben sie verloren. Wenn sein FC Wacker Innsbruck ruft, kann Sebastian Siller unmöglich nein sagen. Schließlich fließt in seinen Adern schwarz-grünes Blut. Sein Abschied aus Fügen ist dem aktuellen Trainer des FCW nicht leicht gefallen. Aber einmal die Luft am Tivoli eingesaugt und da war sie zurück – die FC Wacker-DNA. Wer würde jetzt Revanche nehmen? Die Schwarz-Grünen wegen der äußerst unglücklichen Cup-Niederlage, oder die Fügener, weil der FCW ihnen ihren Spieler abspenstig gemacht hat?
Zillertal, du bisch mei Freid
Es heißt ja, ob mit Flugzeug, Bahn oder Auto in die Fremde. Wenn ich an Fügen zurückdenke, war es aber das Fahrrad oder das (frisierte) Mofa. Mit dem Fahrrad vom Schwazer Zintberg bis ins Zillertal. Ja, das gab es. In die Zillertal Tenne, zum Sternkeller, die Palette oder später ins Badwandl. Juchheißa , das war nicht schlecht. Auf dem Heimweg lagen ja noch der Zillertalkeller (Strass), das Migre (St. Margareten) oder der Ochsenkeller (Buch) am Weg. Legendär war allerdings die oftmalige „Endstation“ im „Scotsch-Club“ Schwaz beim Glockenturm. Da wurde Sperrstunde gemacht. Aber der damalige Ortssheriff nahm es nicht so genau und war selbst der beste Gast. So waren die Bauern mit dem melken nicht selten längst schon fertig, als der junge Rudl den Zintberg hoch droben, über der Silberstadt Schwaz „aber hallo“ gesagt hat. Lange vorbei ist die Zeit der Discos. Heute muss man weit suchen, ob man von Schwaz bis ins hintere Zillertal noch etwas findet. Aber Fügen und ich, das hat immer gepasst. Auch wenn ich an meine erste Ehe zurückdenke. Vor dieser war ich sehr oft im Tal der Krapfen. Bei ihr, dem Kochlehrling in der Metropole des Zillertals. Also in Fügen neben der Spieljochbahn.
Dominanter Auftritt
Die Wetterprognose für Samstag hat nichts Gutes verheißen. Trotzdem kamen mehr als 1200 Zuseher zum Spitzenspiel in der Regionalliga Tirol. Es blieb zwar trocken, doch die unterkühlte Temperatur war eher für den Dezember geeignet. Der Fanclub „Unterland“ hatte zu Beginn und nach der Pause eine tolle Choreografie kreiert.

Franz Oppacher, der sympathische Obmann des SV Fügen, hat mir gesagt, dass wir uns nicht einbilden sollten, gegen sie zu gewinnen. Wie man sich doch irren kann…
Die Zuschauer bekamen dann ein flottes Spiel geboten. Die Hausherren konnten in den 90 Minuten lediglich zwei Torchancen verbuchen. Im Gegensatz zu den Gästen. Es schien fast schon so, als ob die Schwarz-Grünen den Chancen-Tod sterben würden. Wieder einmal. In der zweiten Halbzeit haben die Rot-Weißen das Spiel etwas einschlafen lassen. Das war dann wohl ein Fehler. Aus Sicht der Hausherren nicht der Einzige. Wunderbar, dass die Wacker-Fans auch Alexander Gründler vom SV Fügen nicht vergessen haben (Sprechchöre!). Der gebürtige Schwazer spielte 10 Jahre für die Schwarz-Grünen. Der 4:0-Sieg der Innsbrucker war über die 90 Minuten gesehen fast schon zu niedrig. Damit konnte Wacker die Tabellenführung auf fünf Punkte ausbauen. Die ersten Verfolger sind nun die WSG Juniors, die im zweiten Schlagerspiel der Runde den SK St. Johann besiegen konnten. Aber auf diesen Vorsprung sollte man sich nicht ausruhen. Die WSG verfügt über einen breiten Kader und bekommt auch immer wieder Unterstützung aus dem Profibereich des Klubs. St. Johann ist auch vom Spielerkader her keinesfalls zu unterschätzen. Die Unterländer und der SV Wörgl haben außerdem noch ein Nachtragsspiel zu absolvieren.
Schöne Erinnerung
Sechs Jahre sind vergangen, seit der FC Wacker in der Bundesliga spielte. Die Schwarz-Grünen trafen heute vor sechs Jahren auf den LASK. Die Linzer wurden mit einer Niederlage nach Hause geschickt. Ich konnte den Sieg der Schwarz-Grünen damals nicht live verfolgen. Wir feierten an diesem Tag meine Hochzeit mit Andrea. Dass meine Frau das damals so erleben durfte, war neben vielen guten „Engeln“ auch der Unterstützung der „Tivoli Nord“ zu verdanken. Es war ein rauschendes Fest. Aber leider auch ein Abschied von einer starken Frau. Ihr letzter Wunsch. Das Motto der Hochzeit war „das Leben ist schön“. Dieses Motto hatte meine sterbenskranke Frau selbst gewählt. Diese Stärke hat sie durch ihre und meine Familie, Freunde und die Wacker-Familie bekommen. Die Zuversicht durch mein positives Denken. Anderes wurde nicht zugelassen. Es tut mir im Herzen leid, wenn ich täglich mitbekomme, wie sehr die Zuversicht bei vielen Menschen auch ohne gesundheitliche Probleme schwindet. Nach dem Erfolg gegen die Linzer überraschte uns mein Fanclub, die IFuriosi, und Vertreter der Tivoli Nord mit einem Spruchband, Bengalischen Feuern und Gesängen. Sie waren gekommen, um zu bleiben. Bis lange nach Mitternacht. Am Wattener Hof – inklusive Pizza lange nach Sperrstunde. Dieser Tag verlieh mir die Kraft, alles Weitere zu überstehen. Und für Andrea war es der schönste Tag in ihrem Leben. Andrea, immer mit uns!
