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Young Guns

Kennen Sie Henry McCarty, William H. Bonney oder Henry Antrim? Nein? Kein Problem. Es sind alles Namen eines Mannes, der als Revolverheld Westerngeschichte geschrieben hat: Billy the Kid. Junger Kämpfer im Lincoln-County-Rinderkrieg, Legende des Western, Grundlage für Filme, Literatur, Musik. Die Young Guns des Duells am Samstag werden wohl nicht zu solchem Ruhm kommen, der wilde Fußballwesten kann aber trotzdem seine Blüten treiben…

The Kid

Als die Teams das letzte Mal aufeinandertrafen, fand sich unter den Gegnern der Schwarz-Grünen auch einer, der ehemals das Innsbrucker Trikot getragen hat. Eine Legende des Unterhauses. Marco Hesina. An diesem Mai-Tag wollte er aber so gar nicht glücklich werden. Als es draußen am Feld noch so richtig hoch herging und man sich Liebenswürdigkeiten und Karten austauschte, war Hesina schon am Weg in die Dusche. Gefrustet. Gerade hatte er einen Elfer verschossen, der seinem Team einen wichtigen Punkt im Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga Tirol gebracht hätte. Von den Diskussionen mit dem Schiedsrichter an diesem Tag gar nicht zu sprechen. Ja, das Spiel hatte keine Auswirkung, Völs kam nach oben, Wacker blieb unten. Ja, das Tor mehr wäre zwar schön gewesen, aber 24 Tore in 26 Spielen machten ihn nicht nur zum gefährlichsten Völser Spieler, sondern auch zum Top-Torschützen der ganzen Liga. Etwas, das man von ihm gewohnt war – im Unterhaus. Dabei hatte es einst ganz anders ausgesehen, fast auf den Tag genau 15 Jahre zuvor. Da kickte der junge Marco im Dress der Landeshauptstädter, und die spielten sogar Bundesliga. Der Ligaerhalt war gesichert, in der letzten Runde gegen Mattersburg ging es um nichts mehr und genau so spielten die Innsbrucker auch. Man lag bereits 1:5 zurück, das Pappelstadion stand ob der UEFA-Cup-Qualifikation Kopf, da wurde in der 81. Minute Hesina eingewechselt. 15 Jahre, 5 Monate und 14 Tage alt, der jüngste Bundesligaspieler aller Zeiten. Es waren seine letzten Bundesliga-Minuten. Ja, man sah ihn noch sechsmal im ÖFB-Pokal, etwa gegen LASK oder Altach. Er kickte noch neunmal im Innsbrucker Dress in Liga Zwa, insgesamt 81 Minuten. Aber sein Glück sollte er im Tiroler Unterhaus finden. Bei Wacker etwa in der Saison 2015/16, als er in 26 Partien 25 Tore schoss und sich nur Simon Zangerl geschlagen geben musste, der Wattens in allen 30 Partien zur Verfügung stand und alleine gegen Wacker viermal netzte. Am Samstag wird kein Hesina am Feld zu finden sein, im vergangenen Jahr kam er noch sechsmal zum Einsatz, traf fünfmal, und hängte dann seine Legendenschuhe an den Nagel.

Blaze of Glory

Im Glanze des Ruhms sah sich auch schon ein anderer Kicker, der beide Vereine gut kennt: Kelvin Attah. 2018 vom IAC zu Wacker gewechselt, sah sein Weg recht vielversprechend aus. Denn nach Kelvin zog es weiter, nach Hütteldorf, versehen mit unfassbaren Vorschusslorbeeren. Für die U-15 geholt, wurde der Tiroler mit Ghanaischen Wurzeln mit seinem Tempo und seiner körperlichen Überlegenheit zum Schreck der Gegenspieler und zur wichtigen Stütze. 15 Tore in 12 Partien ließen Rapid im Frühjahr 2020 noch jubeln, ein Jungprofivertrag stellte sich ein. Doch irgendwie kam die Karriere ins Stocken, von der U18 der Wiener wechselte Kelvin in den Nachwuchs des LASK, von dort wiederum nach Hause nach Tirol, jedoch zur WSG. Und selbst dort kam Attah nur in der Zweier-Mannschaft zum Einsatz. So glorreich die Transferliste auch ausschaut, der Alltag heißt jetzt Völs und Regionalliga Tirol. Da kam er bereits achtmal zum Einsatz und konnte zwei Treffer erzielen. Erfolgreichster Torschütze im Verein ist er damit nicht. Der heißt Benjamin Pranter, wie Florian Toplitsch ein weiterer alter Bekannter an der Sill.

High Noon

Es wäre nebenbei schön gewesen, dürften sich die Young Guns vor dem heimischen Saloon am Tivoli duellieren. Denn nur ein Team hat auswärts öfter verloren als Völs. Zu Hause schaut es für den SV ganz anders aus, da kennt man Wind und Sonne. Nur ein einziges Team hat vor heimischen Publikum mehr Punkte geholt, nur ein Team daheim öfter gewonnen als Völs. Blöd nur für die Grün-Weißen, dass das beste Auswärtsteam angereist kommt – call me young gun…

Foto: Privat

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Autor: Stefan Weis

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