Eine uneinnehmbare Festung
Die 12. Runde der Regionalliga Tirol ist geschlagen und mit einem 6:0 gegen den SC Mils kürte sich der FC Wacker Innsbruck im letzten Heimspiel des Jahres zum Herbstmeister.
Neigt sich das Jahr zu Ende und die Hütte macht zu, so nennt man das hierzulande „abkasern.“ 2.117 Schwarz-Grüne haben den Saisonabschluss am Tivoli gebührend gefeiert. Dieses Jahr war alles andere, als ein „Kas“.
Einzementiert
Wie beschreibt man ein Spiel, bei dem man nicht anwesend sein konnte? Der Grund war ein Cousinentreffen meiner Familie mütterlicherseits. An die 35 Cousins und Cousinen trafen sich am Fuße des Schloss Tratzberg. In einer anderen „Festung“, etwa 35 Kilometer westlich, hatte die Wackerfamilie auch ein Treffen zum Herbstkehraus gegen den SC Mils. Bis auf das Elfmeterschießen gegen den RLW-Spitzenklub, die SVG Reichenau, blieb der FCW 2024 ungeschlagen. Zum Schluss präsentierte sich mit dem SC Mils der stärkste Konkurrent der Vorsaison am Tivoli. Nach dem 6:0 Sieg der Hausherren befinden sich die Blauen mit sechs erreichten Punkten am Tabellenende und weisen ein Torverhältnis von -24 auf. Am oberen Ende der Tabelle befindet sich der FC Wacker Innsbruck mit 32 Punkten und einem Torverhältnis von +40.
Auf nach Kematen
Da ich mir zur gleichen Zeit die Gerstensuppe, das Gselchte und die Kaischtn schmecken ließ, wagte man zur späten Stunde einen Blick in das „tivoli12 Forum“ und erfuhr, dass Wacker ohne zu glänzen, mit 6:0 gewonnen hat. Das war dann nach einem schmackhaften Essen das Sahnehäubchen obendrauf. Wie hoch hätte der FCW denn gewonnen, wenn er geglänzt hätte? Fest steht jedenfalls, dass der Kasten der Hausherren im Tivoli in den sechs Spielen der Herbstsaison nicht zu bezwingen war. Lediglich Marcel Schreters SV Telfs vermochte sich ein torloses Remis zu erkämpfen. In den restlichen fünf Heimspielen erzielten die Schwarz-Grünen 25 Treffer. Wacker Toptorschütze der Herbstsaison vor dem letzten Ligaspiel am 2. November um 15 Uhr beim SV Kematen ist der Ghanaer Bright Owusu mit 15 Treffern. Lukas Tauber, im Tor des FCW ist nun seit 506 Minuten ohne Gegentreffer. Der vom Wacker an den SV Kematen verliehene Simon Berger ist 352 Minuten ohne Gegentor geblieben, ehe die Torsperre des jungen Torhüters gestern in Volders von Dominic Hochmuth in der 33. Minute durchbrochen worden ist. Durchschnittlich 2.300 Zuschauer kamen in der Herbstsaison zu den wackeren Heimspielen. Und jetzt heißt es, „Alle auf nach Kematen“ zum letzten Meisterschaftsspiel des Jahres! Das letzte Auswärtsmatch der vergangenen Herbstsaison haben die Schwarz-Grünen überraschend verloren. Die „Melach Road“ in Kematen ist aber nicht der Gatsch vom Natterer „Kleinfeld“. An der Grenze zum Oberland ist Klaustrophobie ein Fremdwort. Die Road bietet genügend Platz, ein gutes Verpflegungsangebot und eine Feiermöglichkeit in ihrer legendären Kantine. Zum letzten Ligaspiel in diesem Jahr sollte es eine schwarz-grüne Völkerwanderung nach Kematen geben!
Erinnerungen
November, da war doch etwas? Jetzt muss ich etwas vom Thema abweichen. Ein innerer Drang verleitet mich dazu, um 47 Jahre zurückzublicken. Fußball am Allerseelentag und das im hl. Land Tirol. Zu jener Zeit lief am Totengedenktag im Regionalradio nur leise Trauermusik. Tanzen, lachen und singen kamen einer Blasphemie gleich und an Veranstaltungen jeder Art war in Tirol nicht zu denken. Ausgerechnet an einem Allerseelentag mussten die Schwarz-Grünen ein Europacupspiel abhalten. Heutzutage kann man sich den Aufschrei von damals nicht mehr vorstellen. Aber die Moralapostel hatten enormes Glück. An diesem Tag war der Tivoli gesperrt. Ein Jahr zuvor wurde ein Schiedsrichter aus der Schweiz nach einer skandalösen Leistung in seinem Auto durchgeschüttelt. Der ist sich vorgekommen, wie eine Tiroler Bauernbutter beim Kübeln. Mit zwei Spielen Stadionsperre sind die Innsbrucker damals noch relativ glimpflich davongekommen. So ging es nach Salzburg-Lehen. Nach dem Aufstieg gegen den FC Basel war der schottische Spitzenklub Celtic Glasgow der Gegner von Wacker im Achtelfinale des Meistercups. Mit einem 1:2 Rückstand ging es am 2. November 1977 nach Salzburg-Lehen. Trainer „Sir“ Georg Kessler war über die Schotten bestens informiert. So schrieben es die Medien. Sein alter Freund Waddle konnte über jede Einzelheit und Schwäche der Grün-Weißen berichten. Wer war dieser Waddle? Kessler erläuterte den anwesenden Journalisten seine Taktik und verkündete, dass zur Halbzeit ein Ergebnis von 3:0 für seine Mannschaft zu erwarten sei. Niemand hat ihm das abgenommen. Der 2. November 1977 war ein nebliger und regnerischer Tag. Das typische britische Wetter. An die 19 000 Zuschauer sorgten im Stadion Lehen für eine Rekordkulisse. Darunter war auch ein Spruchband von den Wackerfans zu lesen. „3:0 IN LEHEN – CELTIC AUF WIEDERSEHEN.“ Nach 27 Minuten stand es 3:0 für die Innsbrucker und danach ist nichts mehr angebrannt. Wer hat da in einem Zillertaler-Granat in die Zukunft geblickt und wer war jetzt dieser ominöse Mister Waddle? Georgs „imaginärer“ Freund, den es nicht gab. War das das beste Europacupspiel von Wacker? Ich würde behaupten, der 3:1-Sieg im „Viertelfinale des Meistercups“ über den deutschen Top-Klub Borussia Mönchengladbach am 1. März 1978 ist noch um einiges besser gewesen. Gegen Spieler wie Jupp Heynckes, Hans-Hubert (Berti) Vogts, Rainer Bonhof, Ewald Lienen usw.
Der heiße Wunsch zur kalten Jahreszeit
Also am 2. November zum Jahrestag dieses Meilensteins der 111-jährigen Vereinsgeschichte auf nach Kematen in die „Melach Road“ dem denkwürdigen Datum noch einen draufsetzen und das Jahr 2024 ungeschlagen beenden. Die Verfolger scheinen sich entgegen den Schwarz-Grünen zu ihren Siegen zu mühen. St. Johann gelang erst in der Nachspielzeit der Lucky Punch gegen den SV Wörgl. Und die WSG Juniors hatten mit dem SK Ebbs mehr zu kämpfen als erwartet. Die Kristallbuam konnten sich in Unterzahl aber dennoch mit 3:2 durchsetzen. Und auch die „Tivoli Nord“ möchte am Tivoli weiter punkten und macht ihren sehnlichen Wunsch der Öffnung ihrer Nordtribüne sichtbar. Man wird sehen, ob daraus ein Spiel (lt. des Präsidenten Hannes Rauch angedacht) oder die Heimat unserer Fans doch des Öfteren geöffnet werden wird. Auf jeden Fall wäre das für den Verein und Fußballtirol ein Ausrufezeichen!
Aber halt, am 9. November geht es noch zum TFV-Cup-Spiel nach Ebbs. (14 Uhr.) Das wird ebenso ein wichtiger Termin werden. Im weiteren Verlauf ermöglicht der TFV-Cup eine Standortbestimmung, eventuell gegen starke RLW-Klubs antreten zu können …