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Die Herbstkönige

Nicht selten kommt das Beste zum Schluss. Die „Melach Road“ gehört zum besten, was der Tiroler Fußball zu bieten hat. Sportlich erwartete die Schwarz-Grünen die zweitbeste Defensive der Regionalliga Tirol. Aber Wacker glänzt nicht nur mit der stabilsten Defensive, sondern auch mit der besten Offensive im Bewerb. Der 3:0-Sieg der Innsbrucker beendete eine denkwürdige Herbstsaison.

Ungeschlagen

Die Dominanz des FCW erkennt man schon an den Zahlen. Elf Siege und zwei Remis haben die wackeren Innsbrucker im Titelkampf der Regionalliga Tirol vorzuweisen. Dazu 46 erzielte Treffer und nur drei erhaltene Gegentreffer. Lediglich Kundl, die WSG Juniors und der SK St. Johann konnten Lukas Tauber im Tor des FCW bezwingen. Aus unserer Sicht war das engste Spiel im Wattener Gernot Langes Stadion. Die Juniors lieferten den Gästen aus Innsbruck einen heroischen Kampf. Dieser war wirklich sehenswert und spannend. Der Rückstand der WSG-Fohlen auf Tabellenführer Wacker Innsbruck beträgt fünf Punkte. Zwei Punkte hinter den Wattenern lauert der SK St. Johann. Doch beide Verfolger sind gezwungen im Frühjahr die „Festung Tivoli“ zu erobern, um an den Tabellenführer heranzukommen. Während der Herbstsaison schien das Tor der Schwarz-Grünen dort jedoch eine unüberwindbare Barriere für die Gegnerschaft zu sein. Wacker hat alle Trümpfe in eigener Hand – beziehungsweise auf dem Fuß – und dennoch muss man jede Partie hoch konzentriert spielen. Fünf Punkte Vorsprung bedeuten lediglich einen Ausrutscher und die Konkurrenz befindet sich wieder in Schlagdistanz. Der Tiroler Traditionsverein hat am 4. November 2023 in Natters (2:3) seine letzte Niederlage erlitten.

Wahrlich kaiserlich

Der SV Kematen bemühte sich sehr um sein „Spiel des Jahres.“ Fast täglich bekamen die Fußballanhänger Updates vom Sportplatz „Melach Road“ geliefert. Und dann noch dieses Traumwetter dazu. Da die Luft so klar war, hatte man das Gefühl, die fern gelegenen Berge greifen zu können. Dort, wo sich die imposante Martinswand befindet, hatte sich einst Kaiser Maximilian auf der Gamsjagd verstiegen. Den sicheren Tod vor Augen rettete ein einheimischer Jüngling Kaiser Max aus dem Berg. Einer Sage nach soll es gar ein Engel gewesen sein. Ein sehr moderner Engel, mit Hosen und Kniestrümpfen. Servus Kaiser. Die Bevölkerung applaudierte und jubelte. Aber der Jüngling war nicht mehr aufzufinden. Die Einzigen, die nicht gejubelt haben, waren die Gämsen.

Aber zurück zum Samstag und zum Spiel der Blues gegen die Schwarz-Grünen: Der Sportplatz in Kematen hat einiges zu bieten. Sehr viel Platz, mit einer großzügigen Terrasse und dahinter liegend einen Kunstrasenplatz. Eine Infrastruktur, die sich sehen lassen kann. Aber am wichtigsten ist die Tatsache, dass man sich dort wohl und willkommen fühlt. So wurden abseits des Spielfeldes viele Biertische aufgestellt. Obwohl es aufgrund des Hanges auf der Ostseite nicht unbedingt eine Tribüne benötigt hätte, wurde den Wackerfans eine hingestellt. Vielen Dank! Der SV Kematen hat auch zahlreiche Feuerwehren zu diesem Spiel eingeladen. Als Dankeschön für deren Einsatz während des Hochwassers in Tirol, aber auch in den noch weit ärger betroffenen Gebieten in Niederösterreich. Nachahmenswert!

Die letzten Minuten der Herbstsaison

Die Stimmung auf diesem Saisonkehraus konnte mit dem tollen Ambiente im Sportplatz Kematen locker mithalten. Davon schwärmen auch zahlreiche nicht regelmäßige Fußballbesucher. Und die waren vom Tempo und dem Niveau im Tiroler Unterhaus äußerst überrascht und angetan. 1.760 begeisterte Zuschauer sahen das „Spiel des Jahres“ für den SV Kematen. So hatten die Blues dieses Spiel beworben. In der 11. Runde gegen die SPG Silz/Mötz kamen lediglich 150 Zuschauer in die Melach Road und sahen einen 6:1-Sieg der Ihrigen. 13 Tage später gegen den FCW kamen dann beinahe 1.760 Zuschauer in die Arena an der Grenze zum Tiroler Oberland. Da in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kematen die Spiele des Völser SV gegen die WSG-Juniors und des SV Oberperfuss (Tabellenführer in der Tiroler Liga) gegen den SV Umhausen beinahe zeitgleich gespielt wurden, konnten sich die Vereinskassiere über 2310 zahlende Zuschauer in dieser Region freuen.

Die Zuschauerzahlen der restlichen sechs Spiele in der Regionalliga Tirol zusammengerechnet waren praktisch identisch mit jener der Partie des SV Kematen gegen den FC Wacker Innsbruck. Tatsächlich waren es an der Melach um zehn Besucher mehr als beim Rest der Liga. Am grünen Rasen sahen die Anhänger beider Vereine in der Melach Road einen mit Leidenschaft anstürmenden Wacker. Aber ebenso leidenschaftlich verteidigende Hausherren. Fast wäre man geneigt zu sagen, wenn die beste Offensive gegen die zweitbeste Defensive der Liga antritt, erscheint das logisch. Glücksgöttin Fortuna trug über eine lange Zeit ein blaues Gewand. Kurz vor der Pause half aber auch die nicht mehr. Die Fans bekamen zwei Zaubertore von Wacker-Kapitän Rami Tekir zu sehen, bestaunten aber auch ein recht kurioses Tor von Adrian Lechl. Weitschuss-Stange-Rücken des Tormanns (FCW-Leihgabe Simon Berger)-Tor …

Nach dem Schlusspfiff feierten die zahlreich mitgereisten Wackerianer ihre „Herbstkönige.“ Und das sehr laut, feurig und enthusiastisch. Nicht wenige blieben danach im Sektor und genossen auf den Bierbänken den Abend und den Erfolg. Oben im Vereinsheim vernahm man „Afro“-Klänge. Da ging es hoch her. Wohl bis zum Morgengrauen. Aber das weiß ich nicht so genau. Alte Männer müssen schließlich früher heim. Auf jeden Fall war die Kantine in der Melach Road bei der gemeinsamen Feier zum Bersten gefüllt. Danke an den SV Kematen!

Sieg und Niederlage

Die schwarz-grünen Damen siegten gegen die SG Geretsberg/Bürmoos mit 3:0 und befinden sich weiterhin auf dem 4. Tabellenplatz der 2. Frauen Bundesliga. Vier Punkte vor dem FC Pinzgau-Saalfelden. Wacker II hat bei der SPG Arlberg/Stanzertal hingegen eine 1:3-Niederlage hinnehmen müssen. In der Tabelle ist aber dennoch alles offen geblieben. FCW II und der FC Tiroler Zugspitze liegen punktegleich an der Tabellenspitze, doch dahinter liegt alles eng zusammen. Der Tabellenfünfte, IAC II, befindet sich lediglich zwei Punkte hinter der Tabellenspitze. Weiter geht es für die Kampfmannschaft am Samstag (14 Uhr) in Ebbs. Der TFV-Cup sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, bietet dieser Bewerb doch die Möglichkeit zur Standortbestimmung gegen höherklassige Vereine. Zudem erwartet den Titelträger der ÖFB-Cup und ein Supercupspiel gegen den Südtiroler Titelträger.

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Autor: Rudolf Tilg

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