Gefühlschaos
Das Leben in der Regionalliga Tirol ist kein leichtes. Zu groß sind die Klassenunterschiede, die sich allein innerhalb der vierzehn Teams auftun. Da gibt es die Schwarz-Grünen mit ihren Verfolgern aus Wattens und St. Johann. Dann Telfs, das derzeit im Niemandsland dahinspielt. Und dann den Rest. Mitten drin: Kundl, der nächste Gegner des FC Wacker.
Anspannung
Beim SC Kundl weiß man nicht so recht, wie man sich fühlen soll. Sechs Punkte trennen die Unterländer vom Tabellenende. Zwei Siege respektive zwei Niederlagen, das ist recht schnell passiert, nicht wirklich ein Ruhekissen. Sechs Punkte mehr würden sie aber zum Spitzenreiter des Rests machen und bis auf Rang fünf vorspülen. Es ist kein leichtes Leben in der Regionalliga Tirol, das sieht man auch am bisherigen Saisonverlauf des SCK. Denn Serie lässt sich dort keine ablesen. Im Cup steht man zwar im Achtelfinale, der Weg dorthin war aber von Hürden geprägt, die mehr Probleme machten als zu erwarten war. Gegen einen Bezirksligisten musste das Elfmeterschießen her, gegen einen „Erstklässler“ kassierte man zwei Gegentreffer und konnte erst in den letzten 10 Minuten die erwartbaren Verhältnisse herstellen. Und zuletzt im Frühjahr, gegen den Gebietsligisten fielen die zwei Tore in Minute 49 und 91. Souverän sieht anders aus. Das weiß man auch im Ligaalltag, und dennoch blickte man zufrieden auf die Herbstsaison zurück. Denn man kam ja nicht gerade verwöhnt in die neue Saison. Der Drive des Meisterjahres in der Hypo-Tirol-Liga 21/22 war verflogen, die Regionalliga Tirol hat sich als schwerer Brocken erwiesen. Als ein Ungetüm, das man von den hinteren Rängen aus betrachten muss. Ob Grunddurchgang, unteres Playoff, ob 2023 oder 2024, Kundl hatte seinen Platz gefunden. Und das war der vorletzte. Der, der ungemütlich nah an der roten Laterne war. Kein Wunder, dass es vor dieser Saison zu Umstellungen kam, kein Wunder, dass man nicht gerade mit den allergrößten Erwartungen in die neue Saison ging.
Erleichterung
Eine neue Saison, die nicht nur mit Wechseln am Feld, sondern auch auf der Trainerbank einherging. Stefan Oberhuber, der einst bei Schwarz-Grün als Jugendlicher reinschnupperte, um dann bei Wörgl, Jenbach, Kundl und Breitenbach den Tiroler Fußball zu leben, darf auf eine Saison zurückblicken, die zumindest eines nicht brachte: das Tabellenende. Man war zweimal knapp dran, fand sich wieder auf dem angestammten vorletzten Rang. Aber man kämpfte, und das mehr als respektvoll. Der FC Wacker Innsbruck kann davon ein Liedchen singen, denn sein Besuch im Achenstadion brachte zwar drei Punkte, aber dies erst nach einem mühevollen Arbeitssieg und drei Toren von Okan Yilmaz. Dominik Prantner, der Ex-Innsbrucker, war ständiger Gefahrenherd, seine Hinterleute ließen wenig zu. So stand es eine Viertelstunde vor Schluss erst 0:1 für die Gäste, das 0:2 in der 77. konterte Bejamin Weidenhofer quasi direkt, und erst mit dem Schlusspfiff konnte ein Zwei-Tore-Sieg des FCW eingefahren werden. Der Kundler Torschütze gegen Innsbruck ist auch der erfolgreichste Teamtorschütze. Sein Weg führte ihn von Hall über Wattens zu den Blau-Weißen. Neun Tore in der Meisterschaft, drei im Cup – mit Weidenhofer ist immer zu rechnen. Seine Leistungen trugen nicht zuletzt dazu bei, dass man nach Niederlagen immer wieder in die Spur fand. Niemals gab es mehr als zwei Niederlagen in Folge – allerdings auch niemals mehr als zwei Siege in Folge. Die drei Remis gegen Mils, IAC und Kematen war die längste ungeschlagene Serie in dieser Saison, die im Herbst mit Siegen gegen Silz/Mötz und dem Derbyerfolg gegen Wörgl noch einen positiven Abschluss fand und das Team erleichtert in die Pause gehen ließ.
Vorfreude
Das Meisterschaftsziel, einen einstelligen Tabellenplatz zu belegen, war in Griffweite, die doch sehr klaren Auftaktniederlage gegen Fügen kam dabei allerdings ungelegen. Die massive Kaderveränderung in der Winterpause – drei Abgänge mit Isik Esen, Leo Mayr (beide Breitenbach) und Stefan Bergmeister (Münster), fünf Neue mit Kilian Zierhofer (Breitenbach), Jakob Antretter (Schwaz), Nico Schiegl (Langkampfen), Nils Lackner (Kitzbühel) sowie Ardi Kycyku – hatten der Offensivkraft von Alex Gründler und Teamkollegen nichts entgegenzusetzen. Für Kundl nicht gerade die besten Vorzeichen, auch wenn die Freude vor dem Auftritt im Innsbrucker Tivoli groß ist…