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13 Siege

13 Siege, zwei Unentschieden und ein Torverhältnis von 55:3. So sieht die Bilanz des FC Wacker Innsbruck nach 15 Runden in der Regionalliga Tirol aus. 11 Mal haben die Schwarz-Grünen dabei zu null gespielt. Nimmt man jetzt das Elfmeterschießen im TFV-Cup-Viertelfinale gegen die SVG Reichenau (0:0 in der regulären Spielzeit) im Vorjahr weg, dann ist der FCW seit 506 Tagen ungeschlagen und darf sich erfolgreichstes Team der „Top-4 Ligen“ Österreichs nennen.

Hohe Erwartungen – ambitionierte Ziele

Freilich spielt es sich mit weniger Erwartungsdruck lockerer (siehe den Tiroler Bundesligisten). Aber was ist ein Verein ohne Perspektiven und Ziele? Eines kann man dem FC Wacker Innsbruck keinesfalls vorwerfen: Keine Ziele und Visionen zu haben. Solche hatte man in den vergangenen zwei Jahrzehnten genug. Wäre es besser gewesen, lediglich den vorletzten Tabellenrang als einziges Ziel auszurufen, den Damenfußball auf ein Minimum zu reduzieren und beim so erfolgreichen Nachwuchs zu sparen? Wohl eher nicht. Nun hat man wieder Ambitionen in Schwarz-Grün. Der Tiroler Traditionsverein will zurück in den Profifußball. Manche meinen sogar, er sei sogar dazu verpflichtet. Als hätte der Verein nicht einen Rucksack von sehr erfolgreichen Zeiten in dessen Historie zu schleppen, kommt ein weiterer hinzu. Im ersten Rucksack sind viele tolle Siege und Erlebnisse drinnen, welche das Publikum immer hat träumen lassen und so Spieler und Vereinsverantwortliche weit mehr als normal unter Druck gesetzt haben. Im anderen ist die Zukunft verpackt. Da sind eine ganze Menge Erzählungen und Erinnerungen aller Wackerianer drin. Diese sind eine unerschöpfliche Nahrung für den Verein. Nahrung ist notwendig, um überleben zu können. Es befinden sich neben dem Druck des erfolgreich sein zu müssen aber auch eine ganze Menge Perspektiven und Aufbruchstimmung am Buckel. 

Wie zu besten Zeiten

Jetzt ist aber genug philosophiert worden. Am Freitagabend bei Flutlicht war der SC Kundl zu Gast am Tivoli. Daher wurde in Tirols Fußballtempel auch der Unterländer Dialekt gesprochen. Aber nicht nur gesprochen. Denn der Wacker Fanclub „Unterland“ präsentierte zusammen mit deren Jugendgruppe (Aspirante) eine tolle Choreografie. Für Freund und „Feind“ war das eine besondere Begegnung. Neben sämtlichen Tiroler Dialekten waren hessische und auch schwizerdütsche Töne zu vernehmen. Knapp 2900 Zuschauer ließen sich diese Viertligapartie nicht entgehen. Die Kurve ganz im Norden der Westtribüne kann man schon als keine schwarz-grüne Wand bezeichnen, derart stimmgewaltig präsentiert sie sich.

Gegen den SC Kundl war doch schon einmal was? Die Unterländer waren Wackers erster Gegner nach dem Neustart 2002. Damals kamen zum Regionalligaauftakt 5800 Schwarz-Grüne ins Tivoli. Schon zur Halbzeit hieß es an den Kiosken, nichts geht mehr – alles leer. Knapp 23 Jahre später kamen gegen denselben Gegner eine Liga tiefer, auch nicht so viel weniger Zuseher als damals nach drei Meisterehren hintereinander. Einmal mehr beweist der FC Wacker Innsbruck seine Zugkraft. Zumal ich mich an einige Bundesligaspiele mit deutlich weniger Publikum erinnern kann…

Die Atmosphäre vom freitäglichen Flutlichtspiel erinnerte an glanzvolle Zeiten. Die Schwarz-Grünen haben wieder ihren Kasten sauber halten können. Weil leidenschaftlich verteidigende Kundler auf einen spielfreudigen Wacker mit etwas falsch eingestelltem Visier trafen, endete das Spiel „nur“ 2:0 für die Hausherren. Damit waren im Tivoli aber alle glücklich. Glücklich war auch wieder mein „Praktikant“ und Glücksbringer Enkel Raphael. Zumal ihm Leute des Wacker Fanclubs „Wacker Unser“ eine kleine Fahne geschenkt haben und er seinen Trainer bei der SPG Vomp/Stans, Olcay Bingöl als Schiedrichter dieser Begegnung begrüßen durfte. Wie klein ist doch die Welt.

Vorfreude

Die Damen des FC Wacker Innsbruck schafften mit dem Punktgewinn (0:0) gegen die Tabellenführer SpG Südburgenland/TSV Hartberg eine Überraschung. Der FC Wacker Innsbruck II kehrte mit einem eindrucksvollen 6:0-Kantersieg gegen SV Hall II auf die Siegerstraße zurück. Für unsere Kampfmannschaft geht es am Sonntag um 16 Uhr am „Emat“ in Telfs weiter. Und da hatte einer in den sozialen Medien voller Vorfreude etwas auszurichten: Die schwarz-grüne Legende schlechthin, Marcel Schreter hat den Wunsch, dass alle Wackerianer zu ihm, den Trainer des SV Telfs, auf die Emat kommen sollen. Der Auswärtssektor befindet sich hinter der Bank der Heimischen. Ein Highlight für den bekennenden Schwarz-Grünen. Wir haben einige Legenden, aber niemand redet so positiv wie Marcel über den Verein und seine Fans. Da könnten sich so manch andere einige Scheiben abschneiden…

P.S.: Etwas Persönliches

Mitten unter dem Verfassen dieses Fanviews erreichte mich die niederschmetternde Nachricht, dass meine Mama friedlich eingeschlafen ist. Am Nachmittag, bei meinem letzten Besuch bei ihr im Marienheim (Silberhoamat Schwaz), habe ich ihr gesagt, dass unser Tati auf sie wartet. Ich bin stolz auf meine Mama und dankbar für mein Leben. Einiges von meiner Stärke und Ausdauer habe ich von ihr geerbt. Den Mut dazu, seine Meinung zu vertreten und auch mal gegen den Strom zu schwimmen. Auch wenn es manchen gar nicht gefällt. Ihre Leidenschaft war die Landwirtschaft und die Familie. Was ein Urlaub ist, kannte Mama nicht. Dafür hatte sie ein Wissen rund um das Bauernleben, das man in vielen Jahren Landwirtschaftsfachschule nicht zu erlernen vermag. Dabei war sie gar nicht die „Ertlbäurin“ (Hausname) am Zintberg, sondern die Schwester des Bauern. Dem Jüngsten, der neun Ertelhofgeschwister. Aber Mama war der Boss. Ein Unfall hat dies beendet. Später hat sie eine schwere Krankheit in eine eigene Welt katapultiert. Aber dies konnte sie nicht unterkriegen. Bis zuletzt bekam sie lediglich eine einzige Tablette am Tag. Ihre Ausdauer, die eigene Leidenschaft so lange auszuüben wie es irgendwie geht, ist mir von ihr gegeben. Darum habe ich diesen Fanview trotz Tränen in den Augen vollendet. Es bleibt mir lediglich, ihr eine gute Reise zu wünschen. Mama verschwindet nicht hinter dem Horizont, sondern kommt dort an und wird von vielen schon erwartet. DANKE! 

Fotos: Alex Pauli

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Autor: Rudolf Tilg

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