Entscheidung liegt in eigenen Händen
Mit dem Schlusspfiff zwei Punkte zu verlieren tut weh. Auf dem Telfer Emat blies Sonntagnachmittag ordentlich der Wind. Aber weit mehr Gegendwind bläst den Wackerianern jetzt aus Wattens entgegen. Durch den Punkteverlust bei Schretis Buam und dem 7:0-Kantersieg der WSG Juniors bei Streiters Prügelknaben FC Volders am Sonntagvormittag, scheint das Momentum plötzlich aufseiten der Jungkristalle übergesprungen zu sein.
Auf Fußball konzentrieren
Wie kann man sich auf Fußball konzentrieren, wenn man zwei Tage vorher seine Mama beerdigen muss? Zudem wäre der Spieltag gegen den SV Telfs ihr 93. Geburtstag gewesen. Die Antwort lautet, man kann es nicht, aber man muss es. Mama hätte mir wohl einen kräftigen Tritt in den Hintern verpasst, wenn ich zu Hause grübeln würde. Ich höre sie förmlich sagen, ich komme dadurch doch nicht zurück. Aber ein Verkriechen der Hinterbliebenen würde den Abschied sehr viel schwerer machen. Würde jene Frau sagen, die „boaniger“ war, als so mancher Actionheld auf der Leinwand.

Auf Fußball hätte sich besser Wackers Hintermannschaft in der 94. Minute in Telfs konzentriert. Mit einer 2:1 Führung gegen die in Unterzahl spielenden Hausherren im Rücken, sollte da normalerweise nichts mehr anbrennen. Es dürfte in dieser Phase gar nicht zu dem Eckball in der Schlussminute kommen. Dieser Eckstoß aufs kurze Eck wäre dann nahezu verhungert und trotzdem ist der Telfer Dretvic zum Abschluss gekommen. Und die „Säbelzahntiger“ hatten – dem Jubel nach zu schließen – erneut die Champions-League gewonnen. Ein Fußballspiel ist erst zu Ende, wenn der Schiedsrichter unter der Dusche steht. Herr Staudinger, der Schiedsrichter, hatte noch die Winterzeit auf der Uhr. Fünf Minuten Nachspielzeit wären angesagt, aber es waren deren vier und dies trotz ausgiebigen Torjubels.
Zuvor war das eine hart umkämpfte Partie, mit mehr Kampf und Krampf als Fußball. Wobei bei den Innsbruckern einiges an Pech an den Fußballstiefeln kleben blieb. Nach der verdienten Führung der Schwarz-Grünen glichen die Hausherren, ohne eine Torchance zu haben, aus. Mit den Hands im Strafraum ist es ein ewiges „Gfrett“. Kopp wurde vom Telfer Angreifer auf den angelegten Ellbogen geschossen. Und das, als sich der Verteidiger umdrehte. Den Elfer hat dann ausgerechnet Steko verwandelt, der eigentlich schon längst nicht mehr am Feld stehen hätte dürfen. Schiedsrichter Staudinger beließ es bei seinem Kopfstoß gegen Lorenz bei einer mündlichen Verwarnung. Für solche Aktionen gibt es normalerweise Rot. Auch das zweite Gegentor war an Unnötigkeit kaum zu überbieten. Allein, dass es überhaupt zu diesem Eckball kam, war schon völlig unnötig und dann kullerte der Ball auch noch abgefälscht durch viele Beine ins Tor…
Wacker hätte allerdings mehrmals die endgültige Entscheidung am Fuß oder Kopf gehabt. Es wurden zu viele Fehlpässe gespielt, zu ungenau und zu kompliziert agiert. Dazu kam noch, dass ein schöner Treffer von Owusu wegen Abseits aberkannt worden ist. Telfs hat gekämpft, mehrmals auf der Linie gerettet und ohne Torchancen aus dem Spiel heraus dem großen Favoriten aus Innsbruck wieder zwei Punkte abluchste.
Sensationelles Ambiente
Das groß angekündigte Duell des SV Telfs gegen unseren FC Wacker Innsbruck lockte laut Stadionsprecher 2052(!) Zuschauer an. Der Emat platze aus allen Nähten. Inmitten einer imposanten Bergwelt und einer mehr als abenteuerlichen Anfahrt waren beide Längsseiten inklusive der Tribünen rappelvoll. Einerseits die Schwarz-Grünen und andererseits auf der Gegenseite die Heimischen. Und das zum Teil auf Sitzen aus dem altehrwürdigen und legendären alten Tivolistadion. Eine fantastische Atmosphäre und ein atemberaubendes Ambiente unter der Hohen Munde.

Eigentlich hätte die Tivoli Nord eine Choreografie auf der großen Tribüne im Westsektor geplant. Die Benutzung dieser Tribüne wurde ihnen aber überraschend verwehrt. Die Fanclubs gingen davon aus, dass sie diese benutzen dürfen. Stattdessen wurden ihnen kleine Tribünen daneben hingestellt. Nicht wenige verzichteten dann auf den Konsum im Stadion. Die Botschaft lautete dann: „Heute melkt sich die goldene Kuh selbst.“ Am Spieltag stand diese Tribüne dank Marcel Schreters Intervention (Telfs Trainer und Wackerlegende) aber dem Schwarz-Grünen Anhang doch zur Verfügung. Wenn man etwas bekritteln kann, sind es die Verpflegungsstände, wo es doch zu langen Wartezeiten kam und lediglich ein Dixiklo für derart viele Fans sind dann doch zu wenig. Aber viel besser sah es auf der anderen Seite bei den Heimischen ja auch nicht aus. 2052 Zuschauer beuteten Rekordbesuch auf dem Emat. Als Fazit bleibt zu sagen, der Anhang hüben wie drüben sah beileibe keine hochklassige Partie, aber ein extrem spannendes Schlagerspiel der Regionalliga Tirol.

High Noon am Freitag
Freitagabend, Flutlicht und der Duft des Rasens, dazu kommen noch Hochspannung, Dramatik und ein Gegner, der ein Prestigeduell wittert. Da verliert man seit weit über 500 Tagen nicht und muss trotzdem zittern. In der Liga ist der FCW seit Anfang November 2023 ungeschlagen. Den letzten Tiefschlag mussten die Schwarz-Grünen vor beinahe einem Jahr im TFV Cup-Viertelfinale, im Elfmeterschießen gegen die SVG Reichenau hinnehmen. Und dennoch geht es am kommenden Freitag (19.30 Uhr) um die Wurst. Da bei Punktegleichheit in der Tabelle das direkte Duell zählt, ist für den FCW ohne Wenn und Aber verlieren VERBOTEN. Wacker befindet sich in der Situation, die Meisterschaft in der eigenen Hand zu haben. Die WSG-Juniors werden auf Sieg spielen müssen. Alles andere bringt ihnen nichts. So gesehen, haben die Wattener die Tabellenführung und somit den Aufstieg eben auch noch in der eigenen Hand. Aber bei einer Niederlage im Hexenkessel Tivoli beträgt der Rückstand auf die Innsbrucker sechs Punkte, bei einem schwarz-grünen Ausrutscher wären beide Teams punktgleich. Wattens hätte das direkte Duell gewonnen und wäre Tabellenführer. Der Tivoli wird am Freitag beben und brennen zugleich! Es kribbelt jetzt schon.
Fotos: Daniel Schönherr, Rudolf Tilg