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Banzai!!!

Warum man sich sowas anschaut, keine Ahnung. Also jetzt in der Nachbetrachtung. Damals, so um die Zeit, als am Tivoli Meistertitel gefeiert wurden und man sich kaum noch einen Platz auf den Tribünen sichern konnte, während oben in den Büros am 386er zu den Klängen von Anton aus Tirol bei Altavista nach dem Begriff Cross-Boarder-Leasing gesucht wurde – da war es für viele selbstverständlich. 100 Japaner, die senkrechte Wände überwinden, Schlammlöcher durchqueren oder mit vollem Schwung gegen Mauern laufen, die mehr oder weniger bruchfähig sind. Alles nur, um eine kleine Burg zu erobern. Schräges TV-Spektakel.

„… und wieder bricht ein Tag auf der Burg des Fürsten Takeshi an.“ 

Wie ich da drauf komme? Assoziationskette. Es tut mir leid, mit geht es so, wenn ich das Wappen des IAC sehe. Die einen denken beim Kollegen aus Innsbruck nur an die Farben und spüren, wie sich ihr vegetatives Nervensystem meldet und die Haarfolikel sich aufstellen. Ich muss ans neue, alte Wappen der Athletiker denken. Und dann gleich an die Kyokujitsuki. Die japanische Militärflagge, die der aufgehenden Sonne. Wahrscheinlich einmal zu so Klassiker wie Midway geschaut mit Henry Fonda, Charlton Heston, James Coburn, Robert Michum. Für manche ein Alptraum, da hat jeder seinen eigenen Splen. Welcher Alptraum aber den Grafiker in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geritten hat, die Strahlen aus dem Kürzel des IAC brechen zu lassen, frag ich mich bei jedem Duell mit den Violetten. Zu viel nach Villingen zum FCV08 geschaut, oder nach Schwabmünchen zum TSV 1863? Hielten sie sich für die aufgehende Sonne im Osten des Tiroler Fußballverbandes, der 1919 als Gauverband nur von Innsbrucker Vereinen gegründet wurde? Oder gar, wie auch das japanische Kaiserhaus, für Abkömmlinge der Sonnengöttin Amaterasu? Während ich dann so überleg, schießt es mir plötzlich, dass das Wappen dann ja doch eine verdächtige Ähnlichkeit mit dem eines anderen Innsbrucker Vereins hat, der diese Variante in den 30ern des letzten Jahrhunderts verwendet hat. Nämlich dem des nächsten Gegners des IAC, des FC Wacker Innsbruck. Denn auf wenigen Unterlagen, Fotos, Pins findet man es noch, das rechteckige Logo, in der linken Ecke die Buchstaben FCW im Kreis, davon ausgehend schwarze Strahlen auf grünem Grund. Und gerne mit goldenen Begrenzungen. Und dann, muss ich sagen, passt das ja schon wieder gut in die kleine Traumwelt hinein.

„Auch heute wird er sich der Eindringlinge erwehren müssen, die versuchen, seine Burg zu stürmen.“

Gerne wär man am ASKÖ-Platzl in der Radetzkystraße Takeshi. Aber man ist dann doch öfter Tani. Denn so, wie General Hayato Tani fast immer klägllich an der Eroberung von Takeshi’s Castle scheitert, erging es auch dem IAC, damals noch als Arbeiter-, Turn- und Sportvereins Innsbruck, im ersten Aufeinandertreffen mit Wacker. 0:8 ging man am 14. September 1919 unter, und es war im Gründungsjahr noch nicht einmal die bitterste Pleite. Sechs Spiele, kein erzieltes Tor, mit einem 0:9 gegen Germania gestartet, 0:57 gesamt. Mentsu war angesagt, die typisch Japanische Verhaltensweise, in einer beschämenden Situation so zu tun, als würde man sie übersehen. Und so der Person helfen, die Würde zu bewahren. Das war so einige Male nötig. Im September unterlag man den Schwarz-Grünen im Tivoli mit 0:5, die höchste Niederlage der Athletiker in dieser Saison. Dass man nur auf Rang 11 liegt, hat aber nur bedingt damit zu tun. Eher ist es die Nervenschwäche, wenn es um den Sieg geht. Kein anderes Team hat weniger gewonnene Spiele, keine andere Mannschaft mehr Remis. Gegen Kematen lag man in Führung, genauso gegen Silz/Mötz, gegen Volders eine Viertelstunde vor Schluss sogar mit zwei Toren. Gegen Kundl ging man früh mit 1:0 in Front, zweimal blieb es beim torlosen Unentschieden. Was dann für den IAC spricht? Im letzten Remis zeigte man, dass man dann doch fähig ist, das Spiel herumzureißen. Ausgleich in der 90. Minute im zweiten Aufeinandertreffen gegen Silz/Mötz, die damit auf Distanz gehalten wurden. Und noch etwas darf nicht übersehen werden: der IAC ist noch im Cup dabei, gegen Natters geht es um den Einzug ins Viertelfinale.

Allerdings hält Takeshis Abwehr dagegen. Takeshi ist vorbereitet.

Davor muss aber vor 999 Besuchern der Tabellenführer gebändigt werden. Keine leichte Aufgabe. Dass man mit dem Druck umgehen kann, zeigte man im letzten Heimspiel gegen den FC Wacker im August 2022. Früher Führungstreffer, nach zwei Gegentreffern Ausgleich nach eineinviertel Stunden. Und nur gebrochen durch das späte 2:3 von Dionis Ramaj in der 91. Minute. Ein bisserl wie beim echten Takeshi’s Castle. Nur, dass man selbst daheim nicht der Fürst, sondern der vergeblich angreifende General ist…

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Autor: Stefan Weis

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