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Souverän in der Idylle der Landeshauptstadt

„Nur Schwarz-Grün gegen Violett-Weiß macht das Derby heiß.“ Im Innsbrucker Stadtderby ging es zwar gegen Violette, aber heiß war lediglich der Frühlingstag am ASKÖ inmitten der Hochhäuser in Innsbrucks Reichenau. Es ging auch gegen den IAC und nicht gegen einen Erzrivalen. Wackers 4:0-Auswärtssieg war in den 90 Minuten des inneren „Stadtkampfs“ nie ernsthaft gefährdet. Das war ein erneutes Fußballfest vor einer tollen Kulisse auf einem kleinen Fußballplatz.

Nachwehen

Nach großen Siegen in wichtigen Spielen ist schon so mancher Fußballklub unmittelbar danach gescheitert. Den Schalter nach Highlight-Spielen in Richtung Ligaalltag umzulegen, ist gar nicht so einfach. Von welchem Ereignis schreibt denn der tivoli12-Redakteur denn da? Kann ein Spiel in der Regionalliga Tirol (4. Liga) denn ein derartiges sein? Nun ja, dem Tiroler Fußball wurde nachgesagt, mausetot zu sein. Ein Schrotthaufen, wie ein Kleinwagen nach einem Frontalcrash mit 150 km/h. Dem FC Wacker Innsbruck wurde unter anderem vorgeworfen, verbrannte Erde hinterlassen zu haben. Und dann brannte ganz etwas anderes lichterloh. Der Tivoli bebte ausgerechnet gegen die WSG II. Beinahe 6000 Zuschauer bedeuten einen absoluten Rekord in Tirols 4. Liga. Die überwältigende Stimmung am Tivoli gegen die Grün-Weißen wird wohl für immer und ewig im Tiroler Unterhaus einzigartig bleiben. Im österreichischen Blätterwald hat es richtig geraschelt. Bundesweit wurde über dieses Spiel in den Gazetten, TV und in den wichtigsten Sportplattformen berichtet und mit Blick auf die erschütternde Bundesligakulisse nur einen Tag später an selber Stelle verglichen. 

Auch wenn solche Ereignisse der geschundenen Wacker-Seele gut tun und so manchen FCW-Hatern die Wut ins Gesicht und in ihren Artikeln/Newslettern/Kommentaren geschrieben stehen, es ist nun an der Zeit beim FC Wacker Innsbruck Bescheidenheit zu zeigen. Unser Verein ist erst am Anfang seines Weges zurück ins Profigeschäft. Je weiter man nach oben kommt, desto steiniger wird es werden. Dann ist es notwendig das Niveau und die Konzentration zu halten, um die angepeilten Ziele zu bewältigen. Es gilt weiterhin den Ball flach zu halten und uns auf unsere Hausaufgaben zu konzentrieren! Von denen gibt es genug.

Fußball und Gefühle

Wer welche Nummer ist, ergibt sich aus dem Interesse der Bevölkerung. Da mag man sportlich vielleicht die Nummer 1 sein, doch das sagt über den Stellenwert rein gar nichts aus. 17 nationale und zwei Internationale Titel haben die Bedeutung des FCW aufgeladen. Der Name ist Auszeichnung aber auch Verpflichtung in einem. Er schürt Erwartungen. Doch die Gegenwart heißt Regionalliga Tirol, vielleicht bald Regionalliga West. In der Vergangenheit haben wir Spiele in den Profi-Ligen mit Licht und Schatten erlebt. Das hat an den Nerven gezerrt. Seit nunmehr zweieinhalb Jahren reisen wir quer durchs Tiroler Landl und erleben ein Fußballfest nach dem anderen. Mit dem bisherigen Höhepunkt des Schlagerspieles gegen die WSG-Juniors vor knapp 6000 Zuschauern. 

Als Schwarz-Grüner durfte ich aus jeder Epoche tolle Erlebnisse mitnehmen. Egal wie gut oder schlecht es unserem Verein gerade ging. Mit Blick auf die letzten 20 Jahre bleiben für mich die Spiele in der Relegation 2003 von der Regionalliga in die 2. Liga unvergessen. Gegen den SV Schwechat vor mehr als 14.000 Zuschauern am Tivoli. Ebenso bleibt der Aufstieg in Pasching, das Wunder von Wolfsberg und der High Noon vor vollem Haus gegen den SV Horn in schöner Erinnerung. Die Cupschlachten unter Thomas Grumser führten bis ins Halbfinale, wo nach dem bitteren Abstieg einige Monate zuvor so viele Schwarz-Grüne das Reichshofstadion zur Filiale des Tivoli machten. Als eine der emotionalsten Momente meiner 50 schwarz-grünen Jahre empfand ich den spontanen Marsch von mehr als 1500 Wackerianern, wegen des drohenden Aus. Das war im Mai 2022. Nun genieße ich jedes Spiel im Amateurfußball. Ein Slogan von Fußballfans besagt: „Vereinsliebe kennt keine Liga.“ Ich setze da noch einen drauf: Fußball und mein Verein sind ein so starkes Gefühl, dass nur eine höhere Macht oder eine Krankheit dem ein Ende zu setzen vermag. Darum braucht man von einer Nummer 1 oder einer Nummer 392 nicht zu sprechen.

Ein Derby mit Traumtoren

4:0 siegte der FC Wacker Innsbruck am ASKÖ-Platz des IAC. Ein Tor war schöner als das andere. Das Schönste vielleicht von Lucas Scholl. Dessen zweites Freistoßtor einem Eckball glich, wie ihn einst Hansi Müller direkt in den Maschen des Gegners versenkte. Bei herrlichem Frühjahrswetter und sommerlichen Temperaturen wurde das bestbesuchte Fußballspiel in Tirol (trotz Bundesliga am Tivoli!) zum Fest. Kulinarisch hatte der IAC auf dem ASKÖ-Platz zudem einiges zu bieten. In Sichtweite auf die malerischen Ortschaften rund um Innsbruck und die Nordkette auf der einen, den Patscherkofel und den Glungenzer auf der anderen Seite, konnten die Zuschauer zwei Spiele erleben. Die Zweitbesetzungen beider Vereine spielten im Anschluss an selber Stelle. Offiziell waren 952 Anhänger am ASKÖ erschienen. Sehr zur Freude der Bewirtung waren es dann wohl doch etwas mehr. Der IAC hat alles unternommen, um ein tolles Innsbrucker Derby zu organisieren. Sogar eine Zusatztribüne für die wackeren Fanclubs wurde aufgestellt. Alles hat bestens geklappt! Man sah ein gutes Spiel mit schönen Toren, bester Stimmung und vielen glücklichen Gesichtern. Es war sehr schön. Es hat uns sehr gefreut!

Am Osterwochenende geht es am Tivoli wieder rund. Am Karfreitag um 19.30 Uhr empfängt der FC Wacker Innsbruck den SK. St. Johann. Nach dem Punkteverlust der WSG-Juniors gegen starke Telfer am Sonntagvormittag könnten die Schwarz-Grünen beinahe befreit aufspielen. Aber aufgepasst, die Unterländer verfügen über einen starken Kader! Am Ostermontag (16 Uhr) gilt es im TFV-Cup dem Tabellenführer der Tiroler Liga, dem SV Oberperfuss, ein paar Ostereier ins Nest zu legen. Die Oberperfer haben in diesem Spiel nichts zu verlieren und geben so einen gefährlichen Außenseiter ab. Aber wie sagte ein berühmter ehemaliger Formel-1-Pilot immer: „Man hat ja nichts zu verschenken.“

Fotos: Rudolf Tilg, Alexander Pauli

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Autor: Rudolf Tilg

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