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Alkohol und Psychopharmaka

„Wenn wir jetzt so weitermachen“, meinte einst ein Kanzler im Wahlkampf, „dann gibt es für euch nur zwei Entscheidungen nachher: Alkohol oder Psychopharmaka.“ Es gab viel Schelte dafür, doch ganz ehrlich: wenn man sich so umschaut, nicht die schlechteste aller Varianten. Und warum oder? Na, Gott sei Dank gibt’s Feiertage. Und den Fußball. Das kann als Ventil dienen, wenn alles andere nicht mehr will. Am Donnerstag zum Beispiel den Tiroler Cup, Viertelfinale.

Prösterchen

Für Kundl hätt’s beinahe schon zu Saisonbeginn die im nahem Alpachtal präsentierte Kanzlersche Doppelmischung geben müssen. Und man würd‘ ja auch an der Quelle liegen. Also, `tschuldigung, man würd‘ an der Quelle gelegen sein. Denn von der 1658 von Bartlmä Plank gegründeten Brauerei ist leider nicht viel übriggeblieben. Dabei wurde ein massiver Stollen in den Berg südlich von Kundl getrieben und Hopfen, Wasser und Malz in bezauberndes „Kundler Bier“ verwandelt. Aus dem Betrieb wurde ein Aktienunternehmen, Jenbacher wurde aufgekauft und eingestellt, dann kam die Brau AG, die vorher schon das Innsbrucker Bürgerbräu geschluckt hatte und übernahm die Vereinigten Brauereien Kundl-Jenbach. Und jetzt gibt’s keines mehr. Kein Jenbacher, kein Kundler, kein Bürgerbräu. Und wehe, jemand sagt, er hätte das Bürgerbräu grad erst mal getrunken. Da brauchst Psychopharmaka, um das wiederaufgelegte Produkt zu überstehen. Gut, dass am Standort der damaligen Brauerei heute ein Pharmaunternehmen seinen Sitz hat. Die haben da sicher was im Portfolio. Etwa auch für die Kicker, die noch vor Ligabeginn in Runde eins des Tirol-Cups gegen den mittelständischen Bezirksligisten Kössen schon fast den Bewerb beendet und sich erst durch ein souveränes Elfmeterschießen in die nächste Runde retten konnten. Volders putzte die Kundler dann gleich in der ersten Ligapartie, in der dritten unterlag man dem FC Wacker, in der fünften dem FC Ebbs, in der siebten dem Völser SV, die ungeraden Zahlen waren den Blau-Weißen nicht gerade Freund. Und dann gabs bis zum Staatsfeiertag gleich gar keinen Sieg mehr aus Unterländer Sicht, so ein Antidepressivum wär da schon ganz recht gekommen.

Kummernummer

Gut, dass es da zumindest den Pokalbewerb gibt. Und Gebietsligisten. Da kann man sich ein bisserl dran aufbauen. Den SV Weerberg ließ man zwar mehrfach gefährlich vor’s Tor kommen und erlaubte ihnen auch zwei Treffer, konnte sich am Ort der raunenden Motoren und ehemaligen Bergrennen aber mit 5:2 durchsetzen. Und zum Neustart in den Frühling durften die Hippacher herhalten, ein glattes 2:0 war es dann nur am Papier, denn bis zur 91. Minute lag man nur mit einem Tor in Führung. Das Fußballerleben wäre da ganz schön gewesen, wären da nicht die lästigen Partien gegen die ungleich stärkeren Regionalligisten zwischen den Cuppartien. Wie passend, dass am Fuße der Kundler Burgruine, einst von den Kummersbruckern ausgebaut, das Ballestern zur Kummernummer wurde. 10 Spiele daheim, nur drei Siege. Und auswärts sah es da bislang auch nicht besser aus. Am Tivoli etwa war’s ein nie wirklich spannendes 0:2 vor über 2800 Zuschauern. Fast wär‘ man wieder angestanden bei der Sandoz und hätt‘ nachgefragt, ob’s da nicht was gibt, das die Laune heben könnte. Doch glücklicher Weise kam das Auswärtsspiel beim Tirol-Ligisten Mayrhofen gerade noch rechtzeitig, ein 2:1-Erfolg auf fremdem Terrain, wieder eine Runde weiter im Cup. Es geht doch, wenn man will.

Bittere Pille

Man hat sich mit den Aufgaben gesteigert. Ja, in der Liga ist der 11. Rang jetzt nicht gerade eine Offenbarung. Aber wenn man weiß, dass man punktegleich mit dem 8. Rangiert, auf den 13. jedoch 9 Zähler Vorsprung hat, dann ist das ganz beruhigend. Käme da nicht der überlegene Tabellenführer auf ein drittes Stelldichein in dieser Saison. Es könnte eine ganz bittere Pille werden. Hoffentlich für die, die da gleich an der Quelle sitzen. Alkohol und Psychopharmaka, nicht vergessen…

Foto by howerla from Pixabay

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Autor: Stefan Weis

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