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Nur kein Unfug

Allerorts neigt sich der Fußball dem Ende zu. Der spanische Cup endet mit einem Sieg der Katalanen gegen die Madrilenen, ein Gefühl, das Schwarz-Grün vor 55 Jahren im Europapokal der Pokalsieger auch mitnehmen durften. Die österreichische Ausgabe bringt einen neuen Cupsieger, Wolfsberg darf erstmals den Pokal in die Höhe stemmen, 55 Jahre nach dem ersten wackeren Erfolg in diesem Bewerb. Wunderschöne Vergangenheit, die Gegenwart heißt aber Regionalliga Tirol, heißt Fügen. Heißt auch: Konzentration, nur keinen Unfug machen. Sechs Runden noch…

Fügen

Fügen, der Ort, hat seinen Namen vielleicht von den Fokunaten, dem alten Stamm, der hier siedelte. Und die wiederum ihre Bezeichnung vom focus, dem Feuer, dem Schmelzofen. „Fügen“ heißt aber auch, etwas passend zusammensetzen, wie einst schon das althochdeutsche „fuogen – ineinanderpassen“. Ein bisserl scheints, als würden alte Innsbrucker Gene ganz gut in Fügen funktionieren, ineinanderpassen. Die Zillertaler haben ein dichtes Netz an Spielern, die zu einem guten Teil noch nie ein anderes Trikot getragen haben als das rote Jersey des SV, und dazu ein paar Udernser, Stummer, Zeller. Ein Verein aus der Region, ergänzt mit Talenten wie Bischofer, Hussl, Kuen, die es bei der WSG nicht in den A-Kader geschafft haben, aber Teamluft, etwa im Pokal, geschnuppert haben. Und zwei Spielern, die das Trikot des kommenden Gegners nur zu gut kennen. Rupert Wildauer, für Wacker II einst in 35 Regionalliga-West-Spielen im Einsatz, ist auch im Zillertal zum Stammspieler mutiert und hat in dieser Saison trotz Rotsperre schon 21 Pflichtspiele in den Beinen. Und dann gibt es natürlich den Teamleader, derzeit die personifizierte Torgefahr in Rot. Einst 262 Spiele für Schwarz-Grün, 58 Tore, 27 Assists. Mit der Erfahrung von 24 Bundesliga- und 195 Zweitliga-Auftritten eine wertvolle Leitfigur im Zillertaler Gefüge. Dort ist Alex Gründler jetzt schon die dritte Saison im Einsatz, hat Cupschlachten gegen Salzburg hinter sich wie auch solche gegen Wacker. Das erste Aufeinandertreffen nach dem Wechsel nützte Alex, um mit seinem Tor die Wende in der TFV-Pokal-Partie einzuleiten. Im April 2023 lag Innsbruck schon in Halbzeit eins mit 2:0 in Führung, in der 62. gelang Gründler der Anschlusstreffer – und der FCW schied mit 2:3 aus dem Bewerb. Nicht das erste Tor für Gründler in Rot, und bei weitem nicht das letzte. 12 Tore in der laufenden Saison bewerbsübergreifend, in der Liga zusammen mit Kuen ein gefährliches Duo mit 21 Toren. Da hat sich was gefügt, was gefügt werden wollte.

Fügsam (oder nicht)

Das Fügener Gefüge hat seit Winter einen neuen Leiter. Und auch der ist nicht ganz unbekannt am Tivoli. Helmut Kraft, der Haller, hat schon früh den Weg des FC Wacker Innsbruck gekreuzt. Und beinahe wäre es schon vor 45 Jahren zum direkten Aufeinandertreffen gekommen, denn sein Stammverein, die Löwen haben ihn für die Saison 80/81 an die kurzlebige Spielgemeinschaft nach Innsbruck verliehen. Dort kam er von Runde 4 bis Runde 14 zu 8 Auftritten, doch gerade am zweiten November 1980 wollte das Schicksal ihn nicht im Kader sehen. Bei dem Spiel des Jahres. Innsbruck gegen Innsbruck, Wacker gegen SPG, Sparkasse gegen Raika. 14.000 Zuschauer drängten sich für diese Zweitliga-Partie ins Tivoli und sahen ein 1:1, aber eben keinen Helmut am Platz. Das holte er als Trainer nach, führte Wattens zweimal und Wörgl einmal im Cup gegen die Innsbrucker, 1989, 1990 und 1992. Drei Niederlagen, denen eine vierte in der Saison 2006 als Ried-Trainer folgen sollte. Aber dann reichte es Kraft mit dem Fügsam-Sein. Mit Ried wurde er zum unangenehmen Gegner für das Team, das er zwischenzeitlich selbst geleitet und in die Bundesliga zurückgeführt hat, um dann von Stani Cherchessov abgelöst zu werden. Die nächsten fünf Partien gab es für den FC Wacker nicht viel zu holen, Ried gewann drei, remisierte zweimal torlos, Innsbruck biss sich die Zähne aus an den Mannen von Helmut Kraft. Man traf sich noch mehrmals, mal im Büro und am Platz in seiner Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor, dann wieder bei Duellen mit Wiener Neustadt, dem LASK. Und zuletzt, in dieser Saison im Tivoli, als er mit Silz/Mötz ein bitteres 0:5 einstecken musste.

Fug

Die Voraussetzungen sind jetzt aber andere. Mit 66 Jahren suchte er im Zillertal ein neues, spannendes Kapitel. Und hat mit den Fügenern eine deutlich bessere Mannschaft bei sich als noch in der Wintersaison. Von sieben Ligaspielen wurden fünf gewonnen, manche so eindrucksvoll wie 4:0 gegen Kundl oder 7:0 gegen Kematen. Zuletzt stolperte man in Volders – aber man kann mit Fug und Recht sagen, aufstehen und wieder erfolgreich sein, das ist in für Heli Kraft nichts Außergewöhnliches.

Image by Gerd Altmann from Pixabay



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Autor: Stefan Weis

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