Schwarz-grüne Maiandacht
Es heißt, alles neu macht der Mai. Stimmt ja gar nicht. Der FC Wacker Innsbruck ist weiterhin ungeschlagener Tabellenführer in der Regionalliga Tirol und liebt jetzt die Zahl 10. Zehn Tore in den letzten beiden Spielen. Fünf im Viertelfinale des TFV-Cups in Kundl und fünf in der Meisterschaft am Tivoli gegen den SV Fügen. Macht in Summe zehn Tore und in der Meisterschaft 10 Punkte Vorsprung auf den SK. St. Johann. Der Fanclub „Wacker-Inventar“ liebt hingegen die Zahl fünf. Fünf-Jahres-Choreografie beim 5:0 Sieg gegen den SV Fügen. Um den Kitsch zu vollenden, sind die Zillertaler Fünfte in der Tabelle.
Der Tag der Arbeit
Der Tag der Arbeit hat seinen Ursprung im Jahr 1886, als Arbeiter in Chicago für bessere Arbeitsbedingungen und kürzere Arbeitszeiten kämpften. In vielen Staaten ist der 1. Mai der Tag der Arbeit und ein Feiertag. Gewerkschaften und Arbeiterbewegungen riefen zu sogenannten Maiaufmärschen auf. Eine Unsitte politischer Parteien will es, dass dieser Tag der Arbeit auch für politische Propaganda missbraucht und der ursprüngliche Gedanke des 1. Mai regelrecht vergewaltigt wird. Ganz anders war der 1. Mai dieses Jahres aus schwarz-grüner Sicht. Schon in allerhergottsfrüh wecken einen die gefiederten Freunde mit dem lauten Gesang der Natur. Ich liebe dieses Vogelgezwitscher und sollte das einmal verstummen, dann sind wir jenseits von Eden. Alljährlich kommt an diesem Tag die Blasmusikkapelle unter meinem Fenster vorbeimarschiert und das mit Pauken und Trompeten. Zumindest das Wetter war an diesem Maifeiertag schon einmal kaiserlich und viel Schlaf wird ohnehin überbewertet. Ein paar Wagemutige versuchten auf den glitschigen Maibaum zu kraxeln. Der Großteil der Feierwütigen beim Maifest in Schwaz am Knappenanger wartete den halben Vormittag brav in der Schlange stehend, auf die Zillertaler Krapfen, um diese dann in brütender Hitze zu vertilgen. Kein Graukäse war aber das Cup-Viertelfinale in Kundl. Da saßen oder standen nur die Einheimischen in der Hitze im gleißenden Sonnenschein. Auf den Plätzen der Schwarz-Grünen war die frühsommerliche Temperatur wesentlich erträglicher. Ja, beinahe kuschelig. Dafür war die Stimmung in den schattigeren Sektoren umso heißer. Und nach dem „Cupfight“ hieß es: „Halbfinale, wir sind dabei!“
Wie viele Zuschauer waren es im Kundler Achenstadion? Auf jeden Fall waren extrem viele Kinder in der schmucken Anlage. 2100 Zuschauer hat der Stadionsprecher durchgegeben und hatte sich damit wohl verhaspelt. Aber die offizielle Zuschauerzahl steht auch unter einem Fragezeichen. Man braucht für diese These nur die Bilder mit denen vom Herbst vergleichen. Aber lassen wir das. Im Grunde ist es egal. Alle erlebten ein Maifest der Extraklasse. Es wurde viel getan, um allen eine tolle Veranstaltung zu bieten. Gelobt wurde auch viel. Die schwarz-grünen Anhänger zum Beispiel und natürlich die vielen fleißigen Helferlein. Geackert haben auch die Spieler am Feld und nichts am grünen Rasen anbrennen lassen. Die Kundler haben zwar auf ein Cup-Wunder gehofft, aber man blamiert sich halt nur einmal. 1985 wurde Hansi Müller und Co von den Kundlern mit einem 6:2 aus dem ÖFB-Cup gepfeffert. Dieses Mal war es jedoch eine einseitige Angelegenheit. Für das Halbfinale brauchen die Schwarz-Grünen nicht weit zu reisen. Entweder es kommt zu einem Innsbrucker Stadtduell (IAC, SVG Reichenau), oder es gibt ein Wiedersehen mit den WSG-Juniors.
Strahlende Augen

Auf Initiative des „Benefizvereins Reini Happ“ wurden Kinder und Erwachsene mit Down-Syndrom oder mentaler Einschränkung dazu eingeladen, mit den Mannschaften des SV Fügen und unseres FC Wacker Innsbruck auf das Spielfeld zu laufen. Neben „Happ und Freunde“ gab es hierbei viele Helferlein. Unter ihnen mit Sylvia Tschenett eine der treuesten Schwarz-Grünen. So wie ich feierte Sylvia 50 Jahre Wacker. Diese 100 Jahre werden wir noch gemeinsam feiern!

Zur Überraschung vieler war auch der Bischof der Diözese Innsbruck, Hermann Glettler zugegen. Der Bischof ist mit Familien aus diesem Kreis befreundet und es kam auch zu herzlichen Umarmungen. Es kommt nicht alle Tage vor, dass der Bischof zusammen mit dem Bürgermeister der Stadt, Reini Happ und FCW-Präsident Hannes Rauch den Ehrenanstoß durchführt. Unter tosendem Applaus der 2.245 Zuschauer strahlten die Augen ganz besonderer Mitmenschen und die der übrigen Einlaufkinder des FCW und des SV Fügen.
5-Jahre Inventar

Der noch junge Fanclub ist auf „Rudls Stammtisch“ im Gasthof „Tippeler“ (ältester Gasthof von Schwaz) entstanden. Der Hintergrund: Mit den IFuriosi hatte Wacker und die Kurve 2018 einen Fanclub verloren. Vermehrt war ich dann mit meinen Landsleuten aus Schwaz auf den sehr, sehr weiten Fanreisen quer durch Österreich unterwegs. Dabei wurde schon die ein oder andere Idee angesprochen und auf den diversen Stammtischen dann intensiviert. Dieser kleine Kreis aus meiner Heimatstadt hat sich aufgrund der jahrzehntelangen Treue zum FC Wacker Innsbruck und unzähliger Fanfahrten während dieser Zeit in der eigenen WhatsApp-Gruppe „Wacker Inventar“ darüber verständigt. Den Namen „Wacker Inventar“ hat der Fanclub dann übernommen. Vom Corona-Virus eingebremst, war dann am 16. Mai 2020 auf einer legendären Grillfeier der Startschuss für den neuen Fanclub. Es hat aber noch über ein Jahr gedauert, bis das Transparent des Fanclubs vor der Nordtribüne zu sehen war. Der Grund hierfür war die coronabedingte Sperre der Nordtribüne und die Geisterspiele. Der Fanclub hat sich dennoch weiterentwickelt und bildet ein breites Spektrum unter seinen Mitgliedern ab. Zu jedem Inventar gehören auch junge und junggebliebene Exemplare. Auf noch hoffentlich viele Jahre mit ihnen!
Tom und Simi

Beim Spiel gegen den SV Fügen ist es rasch 2:0 gestanden. Da schien schon alles gelaufen zu sein. Doch die Zillertaler verzeichneten in dieser Phase auch zwei Lattenkracher. Dabei konnte sich Wacker Tormann Lukas Tauber sensationell auszeichnen. Und das alles unter den kritischen Augen meines Enkels Raphael, der direkt aus Italien kommend, beim Stadion abgesetzt wurde. Raphi scheint wirklich mein Nachfolger zu werden. Für den Höhepunkt des Sonntagnachmittags sorgten aber andere. In der Halbzeitpause machte Tom seiner Simi einen Heiratsantrag. Tom sticht bei jedem Auftritt des FCW mit seinem giftgrünen Hut aus der Menge heraus. Dieses Mal zwar mit Hut, aber nicht wegen des Hutes. Hat Simi ja gesagt? Auf jeden Fall! Ich ziehe meinen Hut vor dieser Romantik im nasskalten Tivoli. Dass dieses Spiel mit 5:0 für den FC Wacker Innsbruck endete, war bei all den Ereignissen beinahe Nebensache.
Dieser Nachmittag hatte so viel Schönes gebracht (bis auf das Wetter), dass dies erst einmal sacken muss. Neben vier wackeren Siegen (die Wacker-Damen feierten Auswärtssieg in Bürmoos und die FCW-Zweier-Teams haben Lechaschau besiegt) sind unsere Freunde aus Obermais gerade in die Serie D aufgestiegen.
Wir gratulieren dem frisch verlobten Paar und den Blau-Weißen zum Aufstieg und sehen uns am Samstag um 14 Uhr in Ebbs wieder.
Fotos: Rudolf Tilg