Von künstlicher Aufregung und viel Historie
Als Hobbyfotograf ist es mir bereits passiert, dass der Akku des Apparats nicht vollständig aufgeladen war. Wenn es am interessantesten wird, könnte einem vorzeitig der Saft ausgehen. Darum sollte man (nicht nur beim Apparat) rechtzeitig die Batterien aufladen und sich regenerieren. Denn aus schwarz-grüner Sicht wird es demnächst sehr interessant werden. Zusätzlich hat mich im Umfeld des SC Mils etwas doch sehr gewurmt und so habe ich stattdessen den SC Schwaz gegen Imst besucht. (0:1). Wenn man es so nennen möchte, eine „Umvereinnug“ für einen Tag…
Aufregung mit zweierlei Maß
Aus Mils gibt es keinen Bericht und keine Fotos von meiner Seite. Dafür bitte ich um Verständnis! Meine „Entwurmung“ für das Spiel in Mils wollte ich eigentlich auch nicht sonderlich thematisieren. Aber nach einem Spruchband eines unserer Fanclubs wusste Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger nichts Besseres, als in den sozialen Medien ein Fass zu öffnen. Prost! Stellen wir den Inhalt dieses ominösen Spruchbandes (ohne das zu beurteilen) diversen Aussagen von Protagonisten dieser Partei gegenüber, schießt er gerade mit Kanonen auf Spatzen. Wer sich derart echauffiert sollte sich aber schon auch bei der eigenen Nase nehmen, wie so manche Ausdrücke im österreichischen Parlament zeigen. Meinungsfreiheit hat überall zu gelten. Dass ein Spruchband mit Anspielung auf FPÖ-Abgeordneten Peter Wurm (dessen parlamentarischen Äußerungen sind in den Medien mannigfaltig dokumentiert) ausgerechnet in Mils präsentiert wurde , hat einen Grund. Herr Wurm ist in Mils Obmann-Stellvertreter und grinst am dortigen Sportplatz prominent von einem Werbetransparent. Dass nun aber gegen den Verein FC Wacker Innsbruck kampagnisiert wird ist absolut unverständlich, da es sich hierbei um eine Meinungsbekundung eines Fanklubs (Wacker Unser) handelt. Auf den Inhalt von Transparenten der Fanszene hat kein Fußballverein auf der ganzen Welt Einfluss. Der FC Wacker Innsbruck hat sich seit Menschengedenken nicht politisch geäußert, seine Fans als mündige Bürger aber sehr wohl!
Vor einem halben Jahrhundert
Kommen wir aber zu erfreulicherem: Am Dienstag, den 27. Mai, jährt sich zum 50-Mal der Tag meines ersten Tivoli-Erlebnisses. Das Hinspiel im „Mitropa-Cup-Finale“ gegen Honved Budapest.
Vor 50 Jahren wurde der kleine Rudi mit zarten 13 Jahren zum ersten Mal in das Tivoli Station nach Innsbruck mitgenommen. Rädelsführer war damals mein großer Bruder Herbert. Mit Tati seinem VW-Käfer 1302 und einem Freund ging es vom Zintberg bei Schwaz in die „große“ Stadt. Damals habe ich in Tirols Metropole lediglich das Sanatorium Kettenbrücke (der Arbeitsplatz meiner Tante) und leider Gottes auch die Innsbrucker Klinik gekannt. Ansonsten war sie für mich damals größer als das Universum. Wie man sich doch täuschen kann!
Branco Elsner war zu der Zeit Trainer der Schwarz-Grünen. Mit dem legendären Trainerurgestein wurde Sparkasse Swarovski Wacker Innsbruck 1975 nationaler Double-Sieger (in der Meisterschaft mit Riesenvorsprung auf VOEST Linz). Mein erstes Spiel am Tivoli war jedoch das Hinspiel im Mitropa-Cup-Finale gegen Honved Budapest gegen Ende dieser Saison. So habe ich zum wackeren „Tripple“ am Ende auch noch etwas „beigetragen“. Die Spiele des FCW in der Gruppenphase: NK Rijeka – SSW Innsbruck 1:3. SSW Innsbruck – Tatabanya Banyasz 4:1. Tatabanya Banyasz – SSW Innsbruck 0:1. SWW Innsbruck – NK Rijeka 0:0. Das Hinspiel im Finale fand am 27. Mai 1975 im Innsbrucker Tivoli statt. Da empfingen die Schwarz-Grünen den ungarischen Spitzenklub Honved Budapest.
Das Finale des Vorgängers des UEFA-Cups fand vor beinahe 10.000 Besuchern statt. Meine Heimatstadt Schwaz hatte vor 50 Jahren kaum mehr Einwohner. Der Tivoli wurde für mich zur Faszination pur. Mein erstes Spiel war also im „Mitropa-Cup“. Spieler nannten diesen europäischen Bewerb auch ziemlich respektlos, den „Putzendopler-Cup“. Nach der Wiener Fußball-Legende Franz Putzendopler, der einem Amateur-Pokalbewerb in der Bundeshauptstadt diesen Namen gegeben hatte. In der heutigen Zeit löst der Begriff „Mitropa-Cup“ eher ein ungläubiges „Was bitte?“ aus.
Mitropa was?
Der Mitropacup war der Vorläufer des heutigen Europacup-Bewerbes. Als erster „grenzübergreifender“ Wettbewerb für Fußballvereine wurde im Jahre 1897 der Challenge-Cup geschaffen. 1927 wurde dann zum ersten Mal der „Mitropa-Cup“ ausgespielt. Dieser war in der Zwischenkriegszeit die wohl wichtigste Trophäe im mitteleuropäischen Klubfußball. Bis zum Jahr 1940.
1954 wurde dann der europäische Fußballverband (UEFA) gegründet und ein Jahr später der Mitropa-Cup offiziell wieder anerkannt (auch von der FIFA). Kurze Zeit später wurde der Mitropa-Cup durch die Einführung des Europapokals der Landesmeister stark abgewertet. In den 70ern war die Bedeutung dieses Bewerbs schon sehr gesunken. Der SSW Innsbruck gewann 1975 mit dem Mitropa-Cup aber als erstes österreichisches Team nach dem Zweiten Weltkrieg einen europäischen Titel und konnte diesen ein Jahr später erfolgreich verteidigen.
Schwarz-grünes Blut in meinen Adern
Was am 27. Mai 1975 als Tiroler Klub erreicht wurde, war damals kaum jemandem bewusst. Die Schwarz-Grünen legten mit einem 3:1-Heimsieg über Honved die Basis für den späteren Triumph. 14 Tage später wurde er mit einem 2:1 in Budapest vor 12 000 Zuschauern durch Tore von Pezzey und Schwarz fixiert. Was für Schwarz-Grün in diesem Jahr auch das einzige „Triple“ der Klubgeschichte bedeutete. „Doch selbst das“, erinnert sich Kapitän Werner Kriess „war damals kein großes Thema!“
MITROPACUPFINALE HINSPIEL 1975
27. Mai 1975: SSW Innsbruck – Honved Budapest 3:1 (2:1). Tore: Rinker (26.), Flindt (32.), Welzl (86.).
SSW Innsbruck: F. Koncilia; Kriess, Kordesch, Pezzey, Eigenstiller (65. Bajlicz); Flindt, P. Koncilia, W. Schwarz; Rinker, Welzl, Metzler (46. Oberacher).
Rückspiel, 11. Juni: Honved Budapest – SSW Innsbruck 1:2 (0:0). Tore: Kocsis (52. Elfmeter); Pezzey (58.), Schwarz (83.).
Für mich war das alles kein Thema und alles ziemlich egal. Seit diesem Zeitpunkt fliest aber in meinen Adern schwarz-grünes Blut. Ich leide seit diesem Tag an einem ganz besonderen „Gen-Defekt.“ Ich muss zum WACKER gehn. Gegen diesen Virus ist selbst die Wissenschaft ratlos. Einmal Wacker, immer Wacker – ein Leben lang. Das ist ja dank meiner Inventarler auch so auf einer Ruhebank auf dem Weg zum Schwazer Silberwald verewigt.
Am Samstag wird’s historisch
Auch am Samstag wird es (wiedereinmal) historisch am Tivoli: Nach langen Jahren im „Exil“ auf der Westtribüne kommt die Tivoli Nord endlich wieder zurück. Bei unserem letzten Heimspiel in dieser Spielzeit, am 31. Mai, mit Anpfiff um 18 Uhr, gibt es wieder Support von der Nordtribüne und das „pünktlich“ zur Meisterfeier des Tiroler Traditionsvereins.
Bereits ab 16 Uhr öffnen die Stadiontore und wohlbekannte Klänge werden uns die Zeit bis zum Anpfiff vertreiben.
Also: Packt eure Freunde ein, nehmt die schwarz-grünen Schals mit und teilt diese Botschaft in eurem Umfeld, denn: DIE INNSBRUCKER SIND WIEDER DA! (Quelle: Tivoli Nord Innsbruck)