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Der Pokalbewerb

Irgendwie ist es ja die Möglichkeit auf eine Premiere. Der zehnmalige österreichische Meister, siebenmalige Österreichische Pokalsieger, zweimalige Mitropacup-Sieger, viermalige Intertoto-Gruppensieger und einmalige UEFA-Cup-Halbfinalist hat in seiner Erfolgsliste auch den Tiroler Pokalsieg stehen. Zweimal sogar. Und wie beim Gründungsdatum ist das ein bisserl so naja… Ein Sieg in Tarrenz könnte diese Lücke, die ja eigentlich gar nicht vorhanden ist, endgültig für alle Interpretationen schließen. Dabei fing für Wacker alles schon mit einem Finale an…

Turnen, Sport, Spiel

Und mit einer kleinen Notiz in den „Innsbrucker Nachrichten“, beinahe passend schon zum oftmals närrischen Treiben in diesem Bewerb am Faschingsbeginn, dem 11.11.1926, auf Seite 8.

„Pokalspiele. Am Freitag (Staatsfeiertag) finden auf dem städtischen Sportplatz an der Sill zwei wichtige Pokalspiele der A-Klasse statt. Vormittags kämpft der Sportverein Innsbruck mit dem F.C. Veldidena umm den Trostpreis, nachmittags um halb 3 Uhr der I.A.C. mit dem F.C. Wacker um den Pokal. Die Kämpfe versprechen einen interessanten Verlauf.“

Es war der erste Pokalbewerb auf Landesebene, das neue System holperte noch ein bisschen und wurde quasi nur als Finalrunde ausgetragen: die zwei Top-Mannschaften der Liga gegeneinander um den Titel, in einer Zeit, in der nur Innsbrucker Mannschaften in der Klasse am Werkeln waren. Oder, wie es die „Neueste Zeitung“ in der Rückschau ausdrückte:

„Pokalentscheidungsspiel: I.A.C. – F.C. Wacker 6:1 (1:1). Eine abschreckende Propaganda gegen den Fußballsport. Schwere Verletzung eines Wacker-Spielers. Die fairere Mannschaft verliert durch rohes Spiel der Gegner. Ein schöner Anfang und ein trauriges Ende.“

Na bumm. Das sind einmal Schlagzeilen. Die noch weitergehen.

„Man kommt fast in Verlegenheit, ob man dieses Fußballwettspiel als sportliche Veranstaltung oder als Kirchtagsrauferei bezeichnen soll. Wir haben schon öfter auf die zunehmende Verrohung im jetzigen Fußballsport hingewiesen, aber so weit ist es doch erst jetzt gekommen, dass Pokalspiele durch Knochenbrüche entschieden werden.“

Blumen wurden dem IAC nicht gestreut, als er vor 300 Zuschauern den ersten Pokalsieg der Landesgeschichte bejubeln durfte. „Die Niederlage war ein moralischer Sieg Wackers“, heißt es weiter, aber davon kauft man sich halt in der Statistik auch nichts. Der Kampf von Margreiter, den Brüdern Linser, Ortler, Busarello und Hauptmann blieb unbelohnt. Ossi Ortler „rücksichtlos hingedroschen“ und mit Schienbeinbruch vom Feld, der Tormann durch einen Tritt in den Rücken halb kampfunfähig, Wechsel noch nicht erlaubt. Kein Titel.

Kein Sieger, alle Sieger

Der erste Titel, der kam vier Jahre später. Mit drei Runden für Wacker, vier Spielen, aber nur zwei Gegnern. Der Cup hat seine eigenen Gesetze, das trifft für dieses Jahr ganz besonders zu. Da in der ersten Runde sechs Mannschaften teilnahmen und dies eine mathematisch im K.O.-System eine nicht ganz leicht zu lösende Aufgabe ist, entschloss man sich, das Semifinale mit den drei Siegern der Duelle und einem vierten, aus den drei Verlierern zu ermittelnden Team zu spielen. Wacker setzte sich in Runde eins gegen den SVI locker mit 3:0 durch und konnte sich zurücklehnen, um auf den Gegner zu warten, der nun aus den unglücklichen Mannschaften des Auftakts ermittelt werden sollte. Und bekam erneut den SVI zugelost. Kein Problem für die Schwarz-Grünen, diesmal wurde der Sportverein mit 2:0 geschlagen, das Finale lockte. Allerdings mit einer nicht gerade angenehmen Erinnerung. Die Athletiker waren es wieder, die Holzacker des ersten Endspiels, die aus dem Spiel mit dem gebrochenen Schienbein. Also dem einen von vorhin, denn schwere Verletzungen waren wohl nicht ganz so außergewöhnlich, findet sich ja im Mai 1930 wieder ein Eintrag zu Wacker in der „Neuesten Zeitung“, diesmal aber in der Gerichtszeitung. Eine Verhandlung zwischen Spielern des FC Veldidena und des FC Wacker vor dem Bezirksgericht um ein gebrochenes schwarz-grünes linkes Wadenbein endete im Freispruch.

Aber diesmal waren es andere Voraussetzungen, fairere. Und dennoch wurde der IAC, der Meister, der seine Mannschaft aus Spielern von gut einem halben Dutzend anderer Teams zusammengeholt hatte, als klarer Favorit gesehen. Pustekuchen! Wacker dominierte den IAC zunächst nach Belieben, wenn auch ohne zählbaren Erfolg. Die Violetten kamen auf, gingen in Führung, durften einen vergebenen Strafstoß der Buben von der Sill bejubeln und sich selbst beinahe als Seriensieger, wäre es doch der vierte Erfolg in Folge gewesen. Doch knapp vor Ende ein Kopfball, bauschendes Netz – Ausgleich durch Wacker. Eine Verlängerung, die kein Ergebnis brachte, Elfmeterschießen war noch nicht bekannt. Also musste ein Wiederholungsspiel her, nochmal das ganze von vorne. Wacker geht in Führung, die Athletiker gleichen aus, es blieb ein Spiel auf Augenhöhe. Man blieb etwas ratlos. Und entschloss sich, beide Vereine zum Pokalsieger zu erklären. Also endlich ein Titel? Da müsste man in den Archiven nachkramen, denn vermeintlich wurde das Nicht-Ergebnis als inoffiziell gewertet, jedenfalls der Pokalbewerb für Jahre eingemottet.

Der Sieger ohne Bewerb

Und dann wird es kompliziert. Die eine Zählung geht davon aus, dass im Rahmen des Bundesländer-Cups der Wettbewerb in Tirol zwischen 1949 und 1953 wieder ausgetragen und dann erst als Anton-Nöhrer-Cup in der Saison 1982/83 wiederbelebt wurde. In dieser Neuzeit des Bewerbs verirrten sich die FCT-Amateure 1999 ins Finale, die FCW-Amateure 2009 und 2011, jeweils ohne Erfolg im Endspiel. Und dann gibt es halt das Archiv, das im Sommer 1958, vor Meisterschaftsstart, einen Tiroler Landescup findet, in welchem Wacker zwei Runden am Feld steht – als Arlberg-Liga-Verein musste man erst in der vierten Runde einsteigen, in welcher man den SVI mit 4:2 besiegte, im Viertelfinale gegen Wattens jedoch mit 0:2 nach Verlängerung ausschied. Warum das erwähnenswert ist? Weil im Jahr darauf ebenfalls im Sommer ein Landespokal durch die Medien schwirrt. Wacker schlägt den ESV Austria, putzt die Landecker mit 8:2 vom Feld, triumphiert über Haiming mit 9:4 und trifft im Finale auf den ISK. Doppepack Ernst Jäger, früh im Spiel, alles schien klar. Oder wie es die „Tiroler Tageszeitung“ schrieb:

„Pokalverteidiger überließ dem Gegner kampflos das Mittelfeld, operierte mit sechs Verteidigern und vier Stürmern und verzichtete somit auf seine größte Stärke: den zielstrebigen Aufbau.“

Wacker holte seinen Titel und qualifizierte sich damit auch für den darauffolgenden ÖFB-Pokal. Erstmals. In der Vorrunder ging es an den Rhein, Austria Lustenau ging mit dem ersten Angriff in Führung, Spielertrainer Turl Brinek glich Minuten später aus, das war es dann mal. Das Rückspiel wurde von den Vorarlbergern nicht wahrgenommen, Wacker war eine Runde weiter und traf auf die Admira aus Wien, den Staatsligisten, den großen Favoriten. Vor rund 2000 Zuschauern war das aber gar nicht so leicht zu erkennen, Spielmann wirbelte durch die Wiener Defensive, doch den Innsbruckern wollte kein Tor gelingen. Das erzielte die Admira und rettete ein 1:0 über die Zeit.

Zum ersten dritten Titel

In Tarrenz geht es jetzt also um den dritten Titel. Oder den ersten. Jedenfalls um das Double in der laufenden Saison, die den Weg zurück in den ÖFB-Pokal ebnen sollte. Die manchmal so ungeliebten Pokalbewerbe sind für unterklassige Vereine das Sprungbrett ans Rampenlicht, das K.O.-System der Freund der vermeintlich kleinen Teams. Finaaaale, ooooh!

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Autor: Stefan Weis

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