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Schwarz-grüner Schlussakkord

Akkordarbeit ist eine Arbeitsform, bei der die Leistung bezahlt wird, die nach der Anzahl der erzeugten Stücke gemessen wird. So leisteten Bright Owusu und Co am Freitagabend bei der SPG Silz/Mötz wohl einen Akkord. Einen solchen leistete vor einer Woche auch der FC Tarrenz als Veranstalter des TFV-Cupfinales. Über die beiden Schlusspunkte der Saison 2024/25 der ersten Mannschaft erzählt dieser Fanview. Und das gänzlich ohne Akkordarbeit.

Einmal mehr quer durchs Paradies

Die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ blockierte am Freitag mit einer großangelegten Demo die Inntalautobahn rund um Innsbruck. Rund 700 Radfahrer:innen strampelten genau zu der Zeit, als ich ins Oberland zu meinen Schwarz-Grünen wollte, auf der A12 Richtung Wiltener Tunnel. Und was steht denn da über dem Tunnelportal, weiß auf schwarz-grün in großer Schrift: „FC WACKER INNSBRUCK SEIT 1913“. „Fridays for Future“ hätte das Ziel dieser Kundgebung nicht besser wählen können. Ich war aber nicht sonderlich verärgert über diese Demonstration. Sondern über den Grund, warum die Bürger überhaupt auf die Straße gehen müssen. So verdiente eben die ÖBB mit mir. Der Fahrscheinautomat war für mich zwar wie eine Ergotherapie und die schwierigste Aufgabe dieses Tages. Immer mehr Fußballfans reisen mit der Bahn zu den Auswärts- und Heimspielen ihrer Mannschaft. Etwas, was für mich aus gesundheitlichen Gründen schwieriger ist. Aber wo ein Wille, da ist auch ein Weg und der Saisonabschluss ist auch soetwas wie eine Ehrensache.

In Mötz angekommen, erwartet einen erneut eine atemberaubende Umgebung, mit dem eindrucksvollen Locherbodenkircherl und einem imposanten Bergmassiv dahinter. Böse Zungen behaupten, das Oberland läge am Ende der Welt. Aber nein, das liegt mitten im Paradies. Aber auch von der Mellach abwärts bis nach Ebbs braucht niemand beleidigt zu sein. Unser „Paradies“ ist groß und heißt Tirol. Müsste ich mal fort von hier, würde ich Tag und Nacht wie die Zillertaler Schürzenjäger singen: „mein Tirol, ich vermisse dich.“ Doch kehren wir zum runden Leder zurück. Das Schönste an Tirol ist doch der FC Wacker Innsbruck. Dieser gastierte zum Saisonabschluss bei der SPG Silz/Mötz, dem Tabellenschlusslicht in der Regionalliga Tirol. Allerdings wurde erwartet, dass bei den Schwarz-Grünen die Luft sowohl beim Anhang als auch in der Mannschaft draußen sei. Mitnichten.

Im „Innstadion“

Das „Stadion“ (dann wäre mein Planschbecken für den Hund ein See) lag in der brütenden Sonne. Allerdings mit freundlichem Personal. Sogar ein Getränk war im Eintrittspreis inbegriffen. Von wegen, die Luft wäre draußen. Die schwarz-grünen Fans laut wie eh und je und die Mannschaft spielte sich in einen Rausch. Die agierte wie aufgezogen. Besonders Bright Owusu, für den es noch um den Torschützenkönig in der Regionalliga Tirol ging. Beim Stand von 0:1 aus Sicht der Heimischen fand deren Torhüter Klaunzner während einer Trinkpause Zeit für einen „Ratscher“. Er hätte erst fünf Spiele für die Kampfmannschaft absolviert. Wacker spielt auf ein Tor und dies sei anstrengender als die hochsommerlichen Temperaturen. Ob der sympathische Bursche nun Albträume von Owusu und Co hat? Owusu (6x!!!), Lechl, Sadeqi, Yilmaz und Gstrein erzielten die Treffer beim 10:0-Kantersieg. So beendete der FC Wacker Innsbruck mit einem Torverhältnis von 95:8 und 15 Punkte Vorsprung auf die WSG Juniors und den SK. St. Johann, die 4. Liga. Was für eine Demonstration der Schwarz-Grünen! Vor der Siegesfeier vor unserem Sektor sollte ich einen Namen nennen. Lukas Tauber war wohl am Freitag am wenigsten beschäftigt. Wackers Tormann darf sich im zweiten Jahr in Folge über den „Goldenen Handschuh“ für den Schlussmann mit den wenigsten Gegentoren im gesamten Unterhaus freuen. Ich möchte aber betonen, dass ich nichts dafür kann, dass Lukas bei der Siegesfeier geduscht worden ist. In jedem Fall hat die Saison großen Spaß gemacht und es herrscht bereits Vorfreude auf die Regionalliga West. 

Cup-Nachwehen

Was war das für eine fantastische Reise durch den TFV Cup! Fließ, Patsch, Ebbs und Kundl. Dazu zwei tolle Heimspiele am Tivoli (Oberperfuss, IAC) und schließlich das Finale in Tarrenz. 38 erzielten Treffern stehen lediglich zwei Gegentreffer gegenüber. In der regulären Spielzeit blieb der FCW auch in diesem Bewerb ungeschlagen. Soll man wegen des verlorenen Elfmeterschießens im Finale verzagen? Mit Rami Tekir fehlte der Kapitän der Mannschaft. Hinzu kam, dass Lucas Scholl und Stefan Lorenz schon die ganze Woche angeschlagen waren und schließlich ausgewechselt werden mussten. Bright Owusu sollte den rot-gefährdeten Yilmaz ersetzen. Ein Zusammenstoß mit dem Tormann kam dem zuvor und Okan wurde vom Schiedsrichter in der 40. Minute unter die Dusche geschickt. Dem viel umjubelten Führungstreffer(77) ist prompt der Ausgleich gefolgt (81). Beide Mannschaften „retteten“ sich ins Elfmeterschießen, wo den Schwarz-Grünen nun gleich vier sichere und planmäßige Elfmeterschützen fehlten. Da hatte die Reichenau das glücklichere Ende für sich. Hauen wir den Hut drauf! Das Finale im Gurgeltal am Lenzenanger war für den FC Wacker Innsbruck ein Gewinn, der nicht an Zahlen und Ergebnissen zu messen ist. 

Die Organisation des Finaltages war ein logistisches Meisterstück des FC Tarrenz. Für die Parkplätze mussten die Bauern die Ernte bei Schlechtwetter einbringen. Hätte es am Spieltag geregnet, wäre ein Parken dort nicht möglich gewesen und es wäre ein zusätzlicher Shuttle-Service von Imst her erforderlich gewesen. Zwei riesige Aggregate und 40 Trafostationen wurden von ehrenamtlichen Helfern organisiert. Man kann sagen, „hurra, das ganze Dorf ist da.“ Vom Nachwuchs bis hin zu den Altherren, wie auch Dorfbewohner:innen machten aus dem Lenzenanger die beinahe größte Fußballbühne Tirols. An dem Ort, an dem meine Schwester bereits vor langer Zeit für ein Jungscharlager den Kochlöffel schwang, erzeugten weit mehr als die offiziell 3000 Fußballbegeisterten eine Finalstimmung, wie sie in Tirol noch nie zuvor erlebt wurde. 

Man kann nur den Hut vor der Organisation des FC Tarrenz ziehen!

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Autor: Rudolf Tilg

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