Fußball in Tirol lebt
Im schwarz-grünen Lager ist wieder Ruhe eingekehrt. Die Mannschaft bereitet sich auf die bevorstehende Westligasaison vor, und die sportliche Leitung ist nach wie vor auf Stürmersuche. In Rekordzeit waren alle Karten für das Cup-Spiel gegen den SK Rapid vergriffen. Marco Arnautović wird am Tivoli nicht zu sehen sein. Das Interesse von Rapid scheiterte am lieben Geld. Eventuell handelte es sich um ein Missverständnis, und Marco wollte den SK Rapid kaufen? Uns kann das egal sein.
Finger davon lassen
Peter Stöger (41 Einsätze und 9 Tore für Innsbruck) und seine Grün-Weißen wird in Innsbruck ein heißer Tanz erwarten. Trotz der klaren Außenseiterrolle von Wacker Innsbruck werden 14.000 Anhänger des Westligaklubs und 1.500 Anhänger der Hütteldorfer im Stadion für eine „Europacup-Atmosphäre“ sorgen. Die Vorfreude auf dieses traditionelle Duell ist sowohl hier als auch dort groß. In Tirol waren noch nie alle im freien Vorverkauf erhältlichen Tickets innerhalb von 24 Stunden ausverkauft. Nur die Europacup-Spiele der Achtzigerjahre gegen Spartak Moskau, den AC Torino und IFK Göteborg (UEFA-Cup-Halbfinale) könnten damit verglichen werden. Früher war es jedoch erforderlich, stundenlang Schlange zu stehen, um die begehrten Karten zu bekommen. Der Online-Verkauf hat aber nicht nur Vorteile. Im Internet werden Karten zu überhöhten Preisen angeboten, und nicht alle Verkäufer handeln dabei aufrichtig. Lasst tunlichst die Finger davon. In den meisten Fällen handelt es sich um Gaunereien. Dann könnte es passieren, dass man bei den Eingängen ins Tivoli nur den Fehlerton zu hören bekommt – und draußen bleiben muss.
Die Euphorie um den FC Wacker Innsbruck
Hat die Tour durch Tirol, die in den letzten drei Spielzeiten des Unterhauses stattfand, zu einem Umdenken bei den Fußballanhängern im Land geführt? Zu sehen waren lässige Spiele mit Bundesligaatmosphäre zum Tarif des Unterhausfußballs. Als die letzten 1.000 Tickets für das Spiel gegen die Grün-Weißen freigeschaltet wurden, dauerte es 180 Sekunden – und dann war Ende im Gelände: endgültig ausverkauft. Das kann nicht erklärt werden. Es bedarf zweifellos entsprechender Ergebnisse in jüngster Zeit sowie einer positiven Berichterstattung, die eine solche Euphorie auslösen kann. Der Umstand, dass die Schwarz-Grünen am 27. Juli in der Auslage stehen werden, aber auf vieles nahezu keinen Einfluss haben, stellt auch ein gewisses Risiko dar. Das Catering im Stadion betreibt die „Olympiaworld“. Um die Kioske zu entlasten, sollte der „Wacker-Kiosk“ – wie beim Spiel gegen die WSG Juniors – schon während des Spiels seine Pforten öffnen dürfen. Die Reinigung der ansonsten leer stehenden Tribünen dürfte ebenso eine Herausforderung sein. Darüber hinaus reichen die Parkplätze in der Tiefgarage eines ausverkauften Tivoli nicht aus. Es heißt also: so früh wie möglich die privaten Boliden starten, um ein Chaos bei den Eingängen ins Tivoli zu vermeiden. Am besten wäre die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Standort des Stadions – auch wenn man das Tivoli berechtigterweise wegen einiger Fehler kritisieren kann – ist perfekt gelegen. Aber: Innsbruck wird das schaffen. Wacker wird das schaffen. Wir schaffen das …
Die Aura dieser Begegnung sollte nicht täuschen. Es ist ratsam, die richtigen Schlussfolgerungen aus dem Spiel zu ziehen. Wenn man hart arbeitet, wird man einmal belohnt. Doch der Beginn der Liga am 2. August ist wesentlich bedeutender als das „zusätzliche“ Spiel im ÖFB-Cup. Ein ausverkauftes Stadion ist wunderbar – jedoch noch wertvoller wären zahlreiche zusätzliche „selbstbestimmte“ Mitglieder als Souverän des Klubs (den Link zum Mitgliedsantrag findet man auf dem Ticket für das Pokalspiel). Wäre nicht das entschlossene und jahrzehntelange Engagement der Mitglieder und Fans des FC Wacker Innsbruck gewesen, wären wir höchstwahrscheinlich nicht mehr existent. Zumindest nicht mehr in dieser Form.
Fußball in Tirol
Der FC Wacker Innsbruck hatte im letzten Jahrzehnt mit einem horrenden Zuschauerrückgang zu kämpfen. Selbst mit der Bundesligasaison 2018/19 konnten die Schwarz-Grünen – bis auf wenige Ausnahmen – nicht zufrieden sein. Und die WSG Tirol spielt in der Bundesliga vor leeren Rängen. Die Zeitungen fühlten sich veranlasst zu berichten, dass der Fußball in Tirol gestorben sei. Sorgt der FC Wacker Innsbruck jetzt gar für einen „Lazarus-Effekt“?
Wie ist es möglich, einen Sport als „tot“ zu bezeichnen, wenn in Tirol ungefähr 15.000 Personen aktiv in Vereinen Fußball spielen? Und im Bundesland (Osttirol gehört fußballerisch zu Kärnten) werden pro Saison über 11.700 Meisterschaftsspiele absolviert. Etwa 150 Verbandsschiedsrichter leiten diese Spiele. Es gibt über 9.000 Nachwuchsfußballer:innen im Verband. Zudem etwa 4.800 Trainer, die die rund 1.000 Mannschaften des Landes trainieren, und etwa 3.000 (ehrenamtliche) Funktionäre, die den Fußball in Tirol lebendig halten. Dazu zählen auch die 800.000 (!) Fußballfans, die jede Saison an den Spielen der 160 Fußballvereine teilnehmen. Das sind nicht die Zahlen eines toten Sports. Und über allen sollte ein „Aushängeschild“ thronen:
„Die Legende lebt – und der Fußball in Tirol lebt.“