Nach dem Rausch kommt der Kater
Wie ist das Gefühl, eine Niederlage in der Liga zu erleben? Seit Freitagabend wissen das nun auch die Schwarz-Grünen wieder. Die letzte davor fand vor einer gefühlten Ewigkeit statt und ereignete sich Anfang November 2023 in Natters (vor 636 Tagen). Nach der 0:2 Niederlage gegen den SV Seekirchen zum Auftakt in die Regionalliga West muss man von einem wackeren Bauchfleck schreiben.
Darauf muss man sich einstellen
Es ist eingetreten, was von einigen befürchtet wurde. Nach dem gemeinsamen Hochgefühl während des Cupauftakts gegen den SK Rapid, tritt jetzt die Ernüchterung nach dem ersten Heimspiel in der Regionalliga West ein. Auf den Rausch folgt der Kater. Von Innsbrucker Helden wurde etwa da geschrieben. Ein Sprichwort besagt ja „Helden sterben früh“. Aber wer jetzt nach der ersten Runde vom sterben redet, leidet wohl unter Schwermütigkeit. Der Salzburger Aufsteiger in die RLW, der SV Seekirchen, war in der Salzburg-Liga eine Maschine. Mit 113 Treffern in 30 Ligaspielen eine äußerst gewinnbringende „Torfabrik“. Das erste Spiel der Saison führte die Aufsteiger vom Wallersee ins legendäre Tivoli-Stadion, wo sie gegen den FC Wacker Innsbruck antraten, einem Verein mit einem der markantesten Namen im österreichischen Fußball, mit einem Publikum, das von Anzahl und Verhalten Bundesliganiveau hat. Bedarf es zusätzlicher motivierender Worte? Das genügt als Motivation, und der Rest der Konkurrenz wird sich auch nicht unterscheiden. Wackers Trainergespann hat davor ausdrücklich gewarnt und deutliche Worte an die Mannschaft gerichtet.

Vom Präsidenten bis zum Trainerteam kommt die Zielsetzung Aufstieg. Auch wenn Spieler behaupten, diesen Druck nicht zu spüren, ist er dennoch nicht unerheblich. Das ist mir sogar aus persönlicher Erfahrung bekannt. Das war tatsächlich der Fall. Der junge Rudl ist von klein auf mit dem Rodeln am Berg vertraut gewesen. Mein Verwandter Alfred Kogler war mehrmals Welt- und Europameister im Naturbahnrodeln und beinahe meine gesamte Familie beherrschte das Rodeln beinahe virtuos. Ich war einst ein Ragazzi di (coperto di neve)Strada und Held der steilen, vereisten Hohlwege. Bremsen wurde im wahrsten Sinn des Wortes überbewertet. Wenn aber ein Rennen (C-Klasse) anstand und die Konkurrenz in ihren Rennanzügen, mit modernsten Renngeräten und mehreren Paar Kufen im Gepäck zu sehen waren, rutschte dem zweimaligen Tyrolit Jugendmeister Rudl das Herz in die Hose. Und so kann ich mich auch in Spieler hineinversetzen. Sport spielt sich im Kopf ab. Damit muss man umgehen lernen und daran arbeiten. Beides kann man. Dafür gibt es auch Experten, die man hinzuziehen kann. Unsere Spieler haben es in den letzten beiden Jahren großartig geschafft und sie werden es auch in dieser Saison schaffen.
Eine Halbzeit zum vergessen
Die Reaktionen auf das Cup-Spiel gegen den SK Rapid war voller Superlative. Dieses Spiel steigert aber auch das Anspruchsdenken im Lager des FCW, des Umfeldes und der medialen Berichterstattung. Der SK Rapid hatte im Europacup und zum Ligaauftakt am Sonntag wesentlich weniger Probleme als beim Auftritt gegen unsere Regionalligamannschaft. Am Freitag schien es jedoch so, als ob unsere Mannschaft gedanklich noch bei dem überwältigenden Erlebnis des ausverkauften Cup-Spektakels verweilte.
Es ist nicht gelungen, den Schalter vom Highlight auf Alltag umzustellen. Beim Ligaauftakt stand es nach kurzer Zeit 0:1 für die Gäste aus Salzburg, und ein weiterer folgenschwerer Fehler im Spielaufbau führte zu einem verpatzten Start in die neue Saison. Schon in der ersten Halbzeit hätte Seekirchen das Spiel für sich entscheiden können. Die Salzburger waren giftiger, schneller und entschieden dazu noch die Zweikämpfe für sich. Die Pausenansprache der FCW-Trainer hätte ich gerne gehört, denn in der zweiten Hälfte war es ein anderes Spiel. Nach der Pause spielte die Mannschaft von Wacker Innsbruck erheblich besser als zuvor. Das Kombinationsspiel wurde forciert, das Tempo erhöht und plötzlich dominierte man das Spielgeschehen. Gescheitert sind die Schwarz-Grünen dann an den vergebenen Torchancen. Der FCW mobilisierte in der Offensive all seine Mittel, um den Spielstand irgendwie noch zu drehen. Es reichte aber schlussendlich nicht. Zu schlecht war das Visier bei den Abschlüssen eingestellt. Seekirchen verteidigte mit Mann und Maus und warf alles hinein, was man hatte. Den FCW-Spielern war nach dem Spiel anzusehen, dass sie ernüchtert waren. Hoffentlich werden die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Dann war es eine Ohrfeige zur richtigen Zeit.

Bleiben wir beim Positiven und das war die Stimmung im Tivoli. Die Nordtribüne war gut gefüllt und wie gewohnt lautstark. Es war deutlich zu hören, dass es im Vergleich zu den Vorjahren einen Unterschied gab, als nur die Westtribüne zur Verfügung stand. Obwohl die erste Halbzeit schlecht war, wurde im Tivoli nicht gepfiffen. Das wackere Publikum hat gezeigt, dass es auch geduldig sein kann. Manche hätten sich mehr Zuschauer erhofft. Jedoch liegen die 3123 über dem Durchschnitt der vergangenen Saison. Besonders positiv war jedoch, dass die Rettungseinsätze während des Spiels auf den Tribünen sich als nicht dramatisch erwiesen. Den wackeren Kassier dürfte die lange Schlange vor der Abokasse gefreut haben. Werdet ebenso ein Teil des Mythos FC Wacker Innsbruck und besorgt euch ein solches Abo zu sehr fairen Preisen. Nie mehr an der Kasse anstehen: https://fc-wacker-innsbruck.at/2025/07/19/ein-abo-fuer-fast-alles/
Manche haben sich über die Transparente der Nord gewundert (bezüglich Golddetail des Adidas-Logos auf Aufwärmtrikots). Allerdings ein Spezielles hat für viel Zuspruch gesorgt. In letzter Zeit hat sich ein Unding in der Kommunikation des Vereins eingeschlichen. Plötzlich wurde man nämlich vor Saisonstart nicht mehr über die vereinseigenen Kanäle zuerst informiert, nein, Neuigkeiten wurden über die Printmedien verbreitet. Dass dies vielen sauer aufstößt, ist nicht verwunderlich. So eine Phase der Vereinskommunikation gab es schon einmal. Schon damals wurde dies nicht goutiert, und auch heute ist es nicht anders.

Rückspiegel
Kommen wir ein letztes Mal zum Rapid-Spiel zurück. Ein ausverkauftes Stadion (erstmals seit 2010) bedeutet nicht nur tolle Stimmung. Es zeigte einmal mehr, dass es beim inzwischen 25 Jahre alten Tivoli auch diverse Schwierigkeiten gibt. So herrschte bei den Eingängen des Stadions teils übermäßiges Gedränge. Auf Rückfrage hat der Stadionbetreiber (Olympiaworld) Verbesserungen angekündigt. Nach den Beschwerden wird diesbezüglich mit der Behörde und mit dem Veranstalter FC Wacker Innsbruck über entsprechende Maßnahmen (wie Vorsperren/Schleusen/Absperrgitter usw.), gesprochen, um zukünftig eine verbesserte Eingangssituation herbeizuführen.
Der Stadionbetreiber musste auch erheblichen Aufwand betreiben, da die Instandsetzung der Bier- und anderer Getränkeleitungen zu bewältigen war. So wie die Wiederinstallation von über 60 Registrierkassen, die teilweise in den anderen Locations wie Olympiahalle und TIWAG-Arena abgebaut und im Tivoli wieder aufgebaut wurden. Schwierig gestaltete sich auch die Akquisition von rund 150 Mitarbeitern für den Kioskbetrieb und für Tätigkeiten wie Parkplatzeinweisung etc. (Sommerferien der Studierenden).
Zusätzlich war der wackere Gastro Bereich vor und nach der ersten Halbzeit geöffnet. Und wem es aufgefallen ist, war dieser beim Ligaauftakt gegen den SV Seekirchen durchgehend geöffnet. Das soll ab nun auch so bleiben. Viel Arbeit für unser ehrenamtliches Team. Der FC Wacker darf sich jedoch über zusätzliche Einnahmen freuen und sehr zur Freude der Tivoli-Besucher kommt es so zu kürzeren Wartezeiten an den Kiosken.
Blick voraus
Am kommenden Samstag, 9. August (17 Uhr), kommt es zum Innsbrucker Derby in der Reichenau. Auch der Stadtnachbar hat seinen Ligastart verbockt. Außerdem haben wir Schwarz-Grüne mit der SVG Reichenau noch eine Rechnung offen. In den letzten zwei Jahren traf man jeweils im Tirol Cup auf die Reichenau. Beide Spiele endeten Unentschieden (0:0, 1:1), allerdings unterlag man in den anschließenden Elfmeterschießen. Wie man in der Reichenau gewinnen kann, haben die Jungs von FC Wacker Innsbruck II im Test am vergangenen Wochenende gegen die Alterskollegen der SVG Reichenau U18 vorgemacht. Da zeigte sich beim 0:8 Auswärtssieg, dass man schon recht gut in Schuss ist (Ligastart 17. August). Das Spiel am Samstag wird für die Kampfmannschaft auf dem kleinen Kunstrasenplatz in der Reichenau eine harte Nuss werden. Wir hoffen auf schwarz-grüne „Nussknacker“, denn die dritte Runde mit dem Heimspiel gegen den FC Dornbirn wird nicht einfacher.
Übrigens, die letzten Tickets fürs Reichenau-Spiel gibt es im Café Regent (Amraser Str. 82, Innsbruck) Mo. 4.8. bis Fr. 8.8. jeweils von 16 Uhr bis 21 Uhr.
Fotos: Daniel Schönherr, Rudolf Tilg