Die perfekte (schwarz-grüne) Welle
Durch einen 5:0-Heimsieg gegen den SV Wals-Grünau segelte der FC Wacker Innsbruck am Freitagabend unter mäßigem Wellengang an die Tabellenführung in der Regionalliga West. 2753 Zuseher erlebten einen Himmel mit offenen Schleusentoren und ein Gästeteam, das ihr Tor ebenso geöffnet hatte.
Wellenreiter
Beim Wellenreiten ist das Ziel, die „perfekte Welle“ zu finden, um die Kraft des Meeres zu überwinden und auf dieser zu gleiten. Bei heftigem Seegang im und um das Tivoli rollte am Freitag eine Welle nach der anderen Richtung des Tores der Gäste aus Wals. Der Himmel versprühte ein unheimliches Dunkel. Tiefschwarze Wolken umschlangen sowohl den Patscherkofel als auch die Innsbrucker Nordkette. Beinahe hätte da einem Angst und Bange werden können. Aber mitten in diesem Unwetter leuchtete es heller als der Sonnenschein. Zu hören waren laute Gesänge, tosender Applaus und das schrille Pfeifen auf der Kommandobrücke, ähm, des Schiedsrichters. Hatten die Kicker aus Wals-Grünau dem schwarz-grünen Ansturm in den Anfangsminuten am Tivoli noch standhalten können, so hätten sie ab der 29. Minute, als Wackers Kapitän Rami Tekir den ersten Treffer erzielte, am liebsten unverzüglich den Anker gelichtet und das Weite gesucht. Das Fahnenmeer auf der Nordtribüne und die Beifallsstürme auf der Westtribüne fühlten sich wie eine dieser perfekten Wellen an. Ideal, um auf der Welle zu reiten.

Tribünengeflüster
Wie einst die stolzen Piraten, schienen die wackeren Ballesterer die Flotte aus dem Salzburgerland mit Haut und Haaren entern zu wollen. Bei dieser Regenschlacht am Tivoli konnte man mitunter zwischen Freund und Feind nicht unterscheiden. Die ähnlich dunklen Trikots beider Besatzungen am überflutenden Rasen führten mitunter zu kuriosen Spielszenen. Um nicht vollständig unterzugehen, begab ich mich mit meinem Enkel auf die Westtribüne des Tivolis. In der Folge erkundigte sich der „Lausa“ regelmäßig bei mir, wann der Regen denn endlich aufhören würde. Der Regen fiel nicht nur, sondern ergoss sich in Strömen, woraufhin ich erwiderte, dass wir – sollte dies anhalten – wohl oder übel den Heimweg per Schiff antreten müssten. Geehrter Großvater, uns steht ja gar kein Schiff zur Verfügung. Gell, Opa, das ist ein Schmäh? Kindermund ist durch nichts zu ersetzen und auf „seine“ erste Niederlage muss Raphi auch noch warten. Die Schwarz-Grünen schossen die Gäste mit 5:0 zurück in die Gegend der Schwarzenbergkaserne nach Wals. Die Atmosphäre auf der Westtribüne empfand ich als außerordentlich toll. Anders als in der Vergangenheit beteiligen sich die Anwesenden nun aktiv am Gesang und untermalen diesen durch rhythmisches Beifallklatschen. Einige Anhänger der Gastmannschaft beteiligten sich aktiv am Stadionerlebnis, indem sie grüne pyrotechnische Rauchtöpfe entzündeten. Grün ist doch eine schöne Farbe. Während der neunzig-minütigen „Seeschlacht“ führten einige redselige Quasselstrippen hinter uns angeregte, beinahe schon leidenschaftliche Konversationen. Abschließend erkundigte man sich bei mir nach der genauen Lage des Mundlochs am Tivoli. An jenem Ort fanden sich erneut zahlreiche Kinder ein, um mit ihrer Mannschaft zu feiern. Diesmal zwar nicht auf dem Rasen – man nimmt ja Rücksicht auf andere Mieter – aber trotzdem herzlich. Somit fand ein weiteres, abermals bemerkenswertes Spiel des FC Wacker Innsbruck am Tivoli seinen Abschluss. Es bereitet mir stets Freude, Anhänger des FC Wacker Innsbruck kennenzulernen, die ihr Leben lang den Vereinsfarben treu geblieben sind. Wie den Opa Herbert mit Familie. (Siehe Bild.) Am kommenden Sonntag heißt es dann erneut: „Gemma Wacker schaugn“. In der Gamsstadt Kitzbühel wartet der dort beheimatete FC auf den schwarz-grünen Tross zum Frühschoppen. Anpfiff im „Sportstadion Kitzbühel Langa“ wird um 11 Uhr sein.

Ein „heißer“ Herbst steht an
Seit gut zweieinhalb Jahren segelt der FC Wacker Innsbruck nun in ruhigeren Gewässern. Die Tatsache, dass die Schwarz-Grünen seit dem 3. November 2023 lediglich eine einzige Niederlage hinnehmen mussten, ruft beinahe eine Euphorie hervor. Jüngst verwandelte sich das Tivoli in der 1. Runde des ÖFB-Cups im Spiel gegen den SK Rapid in ein regelrechtes Partyschiff. Hierfür wäre sogar ein gigantisches Kreuzfahrtschiff erforderlich gewesen. Aber das tägliche und überlebenswichtige Brot ist die Liga. Nunmehr nimmt diese erst richtig Fahrt auf. Nach Verlustpunkten wäre der SV Kuchl an der Spitze der Regatta. Bei einem Spiel weniger beträgt deren Rückstand auf den FCW lediglich zwei Punkte. Am Sonntag geht es für die Schwarz-Grünen nach Kitzbühel und dann folgt ein spielfreies Wochenende (Ungerade Teilnehmerzahl der Liga). Im Anschluss an diese erzwungene Unterbrechung werden die nächsten beiden Auswärtsspiele in Vorarlberg gegen den FC Lustenau und den FC Lauterach (Bruno Pezzey Stadion) ausgetragen. Daraufhin steht das Heimspiel gegen den SK Bischofshofen an, der ebenfalls zu den Aufstiegsanwärtern gezählt wird. Und es wird noch wesentlich heißer, wenn Anfang Oktober der SC Imst in der Velly Arena Imst auf die Schwarz-Grünen wartetet und am 10. Oktober der SC Schwaz das Tivoli beehrt. Danach geht es zum SV Kuchl in die Andreas Wimmer Arena. Bitte nicht zu schwitzen beginnen – es wird ein heißer Herbst!
Schlussgeflüster
Im Traditionsduell der Wacker-Damen gegen die Damen des GAK kam es am Sonntag zur Punkteteilung (2:2). Wobei die Innsbruckerinnen eine starke Leistung geboten haben. Die zweite schwarz-grüne Damenmannschaft musste In Brixlegg Lehrgeld bezahlen, unterlagen die wackeren Mädels doch der SPG Alpachtal mit 2:4. Die zweite Herrenmannschaft gastierte bei SV Hall II auf der Haller Lend und fuhren einen 5:0-Kantersieg ein.
Fotos: Rudolf Tilg