„Mia Oberlandla fölsafescht“
Die Begegnung zwischen dem SC Imst und dem FC Wacker Innsbruck am vergangenen Samstag, ein Spitzenspiel der Regionalliga West, hat die in sie gesetzten Erwartungen bei weitem übertroffen. Vor 3860 (!) begeisterten Zuschauern konnten sich die favorisierten Innsbrucker mit einem knappen 1:0-Erfolg gegen die gastgebenden Imster durchsetzen. Zweitliganiveau? Am Spielfeld durchaus. Das Drumherum hatte schon etwas Bundesligaflair inmitten einer malerischen Landschaft der Lecht- und Ötztaler Alpen und der Mieminger Kette. Leben, du bist so schön.
Kleinod im Oberland
Den Tiroler Printmedien zufolge lag der bisherige Zuschauerrekord in der Velly Arena bei einem Ligaspiel gegen Austria Salzburg bei 2500 Besuchern. Diesen Rekord hat der FC Wacker Innsbruck regelrecht pulverisiert. Auch mithilfe einer tollen Zusatztribüne auf der Südseite der Arena. Die Tivoli Nord ganz im Süden. Beim Betreten des Geländes ist man zunächst von diesem kleinen, aber feinen Fußballstadion in Imst beeindruckt. Die Organisation bei diesem Schlagerspiel darf man als sehr gut bezeichnen. Nach drei herausragenden Jahren in den Tiroler Unterhausligen, die sich mittlerweile auf die angrenzenden Bundesländer ausgedehnt haben, spielt Imst in Sachen Spielstätte ganz vorne mit. Es gab zum Speisen zwar nur Bratwürste, mit oder ohne Pommes, aber was benötigt man denn mehr? Zillertal Bier gab es. Ist das ein Beweis dafür, dass die Zillertaler die besseren Geschäfte machen als die regionalen Starkenberger? Den Heimischen zufolge sollten etwa 1400 Schwarz-Grüne in der Velly Arena ihrem Team die Daumen gedrückt haben. Ob sie sich da nicht massiv verrechnet haben? Im gesamten Areal waren reichlich Wackerianer anzutreffen – nicht nur im Süden. Eine sehr starke Botschaft präsentierte der Fanclub „Wacker Inventar“ zum „Europäischen Tag der Depression“ am 5. Oktober 2025 (siehe Foto). Der „Europäische Tag der Depression“ wurde zunächst von 2004 bis 2019 am 1. Oktober begangen. Seit 2020 findet er am ersten Sonntag im Oktober statt.

Hart erkämpfter Sieg
Trotz weniger Torchancen war die Stimmung und Atmosphäre im einstigen „Gurgltalstadion“ ausgezeichnet. Statt eines Spektakels bekam das Publikum Rasenschach und Zweikämpfe geboten. Aber war es anders zu erwarten? Der optischen Überlegenheit der Hausherren zum Trotz erzielten die Gäste den Führungstreffer. In der 22. Minute erreichte ein Diagonalpass Lorenz, welcher den Ball flach in die Mitte spielte. Krasniqi entzog sich unbemerkt der Deckung und versenkte die präzise Hereingabe mit einem wuchtigen Schuss zur Führung im Tor. Zu jenem Zeitpunkt belief sich der Rückstand des SC Imst in der Tabelle auf beachtliche acht Punkte, und dies bei einem absolvierten Spiel mehr als die Innsbrucker. Das von der „Tivoli Nord“ angeführte Publikum wurde im Folgenden Zeuge eines Kampfspiels.

Die Hausherren versuchten alles, um das Ruder in ihre Richtung zu bringen. Das sollte nicht mehr gelingen. Abgeklärt und im Stile eines Meisterschaftsanwärters brachten die Schwarz-Grünen das knappe Ergebnis über die Zeit. Das war ein sauberer und kein dreckiger Sieg der Wackerianer. Die Heimischen nannten ihn jedoch „glücklich“ und liegen damit gleich daneben, wie die ungefährlichen Abschlüsse ihrer Kicker. FCW-Tormann Lukas Tauber musste lediglich in der 1. Hälfte einmal eingreifen. In der zweiten klärte ein Abwehrspieler die einzig wirklich brenzlige Aktion. Das war es aber auch schon. Da musste sich auf der anderen Seite der Imster Tormann schon weitaus öfter ins Zeug legen, machte das aber vor allem beim Abfangen des letzen Passes auf diverse Einschussbereite Wackerianer ausgezeichnet. Es war ein Spiel auf Augehöhe beider Teams mit enormen Spannungsfaktor. Die wackeren Ballesterer haben getroffen, die Oberländer nicht. Aber wie sagt man so schön da „oba doba“? „Mia Oberlandla fölsafest“. Und das waren sie auch.
Verständlicher Frust
Dass nun der Frust bei so manchem „Imschter“ in den Sozialen Medien groß ist, ist nachvollziehbar. Wer, wenn nicht wir Wackerianer können das verstehen?! Da spricht Clubmanager Martin Schneebauer – seit inzwischen gut und gerne sechs Jahren, zunächst hinter vorgehaltener Hand und seit drei Saisonen ganz offensiv – vom Aufstieg in die 2. Liga, man stellt sich dementsprechend auf und dann fehlt einmal ganz viel, einmal ganz wenig zum ersehnten Ziel. Das kennen wir doch auch zur Genüge! Man denke nur an die verzweifelten Versuche immer wieder in die Bundesliga zurückzukehren. Wieviel Häme und Besserwisserei mussten wir damals aus diversen Richtungen ertragen? Allerdings ist es inzwischen schön, dass diese Besserwisser nun zum Teil am eigenen Leib spüren, dass doch nicht alles so einfach ist…
Ein fast perfektes Wochenende
Die Damenmannschaft des FC Wacker Innsbruck errang gegen den SV Hirter Kraig einen 3:1-Sieg. Überaus spannend machte es das 2. Damenteam des FCW und erreichte beim SV Angerberg ein 2:2. Hingegen machte der FC Wacker Innsbruck II mit der Zweitvertretung des FC Längenfeld kurzen Prozess und holte sich mit einem 3:0 Heimsieg drei wichtige Punkte.
Schwaz und der FCW
Ob der FC Wacker Innsbruck am kommenden Freitag (19 Uhr) mit dem SC Schwaz ebenso kurzen Prozess machen kann, wird sich weisen. Am Sonntag besiegten die Silberstädter den FC Kitzbühel mit einem Tor in der Nachspielzeit. Der FC Wacker Innsbruck und Schwaz passen mehr oder weniger zusammen. Nein, nicht meinetwegen, auch wenn ich aus der Silberstadt bin und gerne dort lebe.
Der SC Schwaz war der Gegner bei der Stadioneröffnung des altehrwürdigen Tivolis https://history.tivoli12.at/Posting/tivoli-stadion/das-altehrwuerdige-tivoli. Im Sommer des Jahres 1953 resultierte diese Begegnung in einem 6:2-Sieg für die Schwarz-Grünen. 1986 wechselte der Name der Profis in FC Swarovski, später Capilaris, FC Tirol bla bla bla… Erst am 1. Juli 2007, nach einem langwierigen und kräftezehrenden Ringen, konnte unter dem Motto „Back to the Roots“ die Rückkehr des Gründungsnamens zelebriert werden. Endlich war der FC Wacker Innsbruck wieder auf der Fußballbühne vertreten. Der erste Auftritt erfolgte am 4. Juli 2007 im Sportzentrum von Schwaz in einem Testspiel gegen Dynamo Kiev. Die Vorstellung der neuen Vereinshymne fand zuvor im Planetarium der Silberstadt statt, wo dem FCW das „Himmels-W“ des Sternbilds Kassiopeia gewidmet wurde.
Fotos: Rudolf Tilg