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Knock on wood

Viele Überschneidungen mit dem nächsten Gegner gibt es ja nicht. Kuchl, 1954 gegründet, fand sich erst in den 1980ern erstmals in der höchsten Landesliga Salzburgs, in den 2020ern in der Regionalliga und in Folge im ÖFB-Pokal. Dass Richard Kitzbichler und Thomas Eder im Alter für einen kurzen Karriereausklang im Tennengau vorbeischauten und der Kurzzeit-Zweitligaspieler Christoph Kobleder vor der Akademie dort kickte, ist schon das höchste der Gefühle. Dabei wäre Kuchl fast zum engen Partner von Innsbruck geworden.

Stolz auf Holz

Kuchl hat nämlich etwas, was Innsbruck nicht hat. Also außer einer Erwähnung in der Tabula Peutingeriana, der Abschrift einer spätrömischen Straßenkarte, die „Cucullae“, also die Poststation der Römerstraße Virunum-Iuvavum, erwähnt. Eine Raststation an der Tauernautobahn, würde man heute sagen, vielleicht ein Verkehrsknotenpunkt, blickt man nach Berchtesgaden. Und natürlich außer einer Häufung von Heiligen. Der Italiener Severin stresst die Einwohner rund um die Poststation mit seinem Kerzenwunder, der Ire Rupert missioniert 200 Jahre später gleich nochmals den letzten Rest, vom restlichen Heiligengewimmel in Salzburg ganz abgesehen. Nein. Kuchl hat Kompetenz. Nicht im Spielaufbau, aber im Holzbau. Das zeigt schon der Blick in die Sponsorenlandschaft des Vereins. Fünf Hauptsponsoren, dabei Untha mit seiner Technologie u.a. für Holzschreddern, Holz Stefl, und selbstverständlich das Holztechnikum Kuchl. Von den kleineren wie Kuchler Blockhaus und Tischlereien gar nicht zu reden. Im Tennengau ist man Stolz auf Holz. In den 1940ern begann man mit einer Professionalisierung in diesem Bereich und einem Schulungskurs für Sägelehrlinge. Es folgten Lehrwerkstätten, Schul- und Internatsgebäude, HTL, Fachhochschule, Interessenvereine und Netzwerkorganisationen. Wer was mit Holz lernen will, der geht in Absam oder Lienz in die Berufsschule. Und dann nach Kuchl. Der Ort zählt knapp 7500 Einwohner – und 1200 Schüler und Studenten in Holzmanagement, Forstwirtschaft, Sägebearbeitung, Inneneinrichtung, Werkmeister, Maschinentechnik, einfach allem rund ums Holz. Das hätte man fast brauchen können an der Sill.

Holzweg

Fast. Denn während die einen groß träumten, wurden die anderen schnell aus allen Hoffnungen gerissen. Da präsentierten Hamburger Unternehmenssprosse aus Bremervörde einen eigenen Stadtteil, 1000 Studentenappartements und ein völlig neues Stadion, das statt Beton und Stahl die beruhigende Wärme von Holz ausgestrahlt hätte. Vielfältig nutzbar, ökologisch, Holzbauweise, finanzstark. Ein bisserl erinnerten die Worte an den Watzmann von Ambros, Tauchen und Prokopetz, waren sie doch auch so groß und mächtig, schicksalsträchtig. Und es waren überall die Nebelschwaden, die einen Durchblick verhinderten. Oder vielleicht doch das Brettl vorm Kopf. Jedenfalls zeigte sich bald, dass man sich am Holzweg befand, dass ein Kontakt zur Holzkompetenz in Kuchl nicht nur verfrüht, sondern unnötig wäre. Was dann geschah, brachte Innsbruck auf die schönsten Pfade durch Wald und Flur, quer durch die Tiroler Spielorte. Und heuer auch wieder an die Holzstraße im Ländle. Oder zu den Holzbauern aus dem Tennengau. Die Grundidee, ein Stadion aus Holz zu errichten, ist aber nicht nur in Tirol en vogue. Zaha Hadid Architects, mit Innsbruck ja schon im sportlichen Bereich eng verbunden, planen für die Forest Green Rovers in der englischen National League mit dem niedrigsten CO2-Fußabdruck. Ihrer Ideologie folgend – Trikots und Schienbeinschoner bestehen aus Bambusfasern, das Bier ist vegan, das Essen auch, und „versehentlich“ sponserte der Clubchef auch die Klimaproteste in der Premierleague – soll das neue Stadion völlig aus Holz sein. In Teilen ist dies ja schon mehrfach der Fall, etwa auch in Lustenau, im neuen Reichshof der Austria. Es wäre möglich.

Klopf auf Holz

Am Sonntag geht’s in Kuchl aber nicht um Holz, sondern um Punkte. Und dass man die nicht gerade einfach kriegt, das haben heuer schon so manche erlebt. Der SV des letzten Jahres positionierte sich am Ende der Saison im Mittelfeld. Und das schien den Kuchlern nicht zu reichen. Aber so gar nicht. 11 Abgänge waren vor Saisonbeginn zu verzeichnen, 10 Neuzugänge, unter anderem von der Salzburger Austria, Liefering oder aus Serbien zeigen, dass die Ambitionen höhere sind. Zum Saisonauftakt konnte sich die Austria aus Lustenau in letzter Sekunde, in der Nachspielzeit mit 3:2 im ÖFB-Cup durchsetzen, es folgten im Ligabetrieb sechs Siege und ein Remis für die Tennengauer. Und seit ihrer letzten Niederlage gegen die Reichenau stehen erneut vier Siege zu Buche. Da kann man nur auf Holz klopfen, dass sie diese Serie gegen Wacker nicht fortsetzen können…

Bild: KI generiert

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Autor: Stefan Weis

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