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Die im Regen stehen

Das Schicksal des FC Kufstein mag durchaus Mitleid hervorrufen. Doch im Fußball zählen die Punkte. Und da kennen Kufsteins Gegner seit nunmehr einem Jahr wenig Gnade. Auch der FC Wacker Innsbruck nicht. In der „Waschkuchl“ Grenzlandstadion – neudeutsch Kufstein Arena – setzte sich der Tabellenführer aus Innsbruck mit 2:0 verhältnismäßig überlegen durch.

Von Kuchl in die Waschkuchl

Der befürchtete Starkregen setzte am Sonntagmittag ein. Annähernd präziser prognostiziert als die Bahnverbindung über das Deutsche Eck. 1:0 für den Wetterdienst. Wenn er sich mal irren sollte, tat er das zum Leidwesen der offiziell 1700 Zuschauer (!) am Sonntag im „Grenzlandstadion“ nicht. Der letzte Sieg der Hausherren liegt fast genau ein Jahr zurück. Am 7. November 2024 gewannen die Festungsstädter gegen den SC Röthis zum bislang letzten Mal. Im gleichen Zeitraum hatte der FC Wacker Innsbruck lediglich das Elfmeterschießen im TFV-Cupfinale gegen die SVG Reichenau und den Saisonauftakt gegen SV Seekirchen verloren. Das sollte im Grenzlandstadion doch eine klare Sache werden. Im Fußball ticken die Uhren allerdings gelegentlich anders. Da kann ein Spiel des Tabellenführers gegen den Tabellenzweiten einfacher werden als gegen das Schlusslicht. Die verteidigen mit Mann und Maus und versetzen ihre Festung gar vom Hügel herunter ins Grenzlandstadion.

Die Anfangsminuten der Begegnung hatten es dann tatsächlich in sich. Der Torschrei war den Gästen aus Innsbruck mehrmals auf den Lippen. Aber auch die Kufsteiner konnten eine Großchance verbuchen. Das könnte noch heiter werden… Was heißt heiter? Es hat geschüttet wie aus Kübeln und für eine lange Zeit war es das aber, mit der Aufregung an der Grenze zu Bayern. Als dann nach einer Stunde mit Okan Yilmaz und Raphael Gallé neue Kräfte bei den Wackerianern ins Spiel kamen, sollte sich das schnell bezahlt machen. Den viel umjubelten Führungstreffer von Mouhamed Sy kann man getrost als Nudelei bezeichnen. Tor ist Tor, egal ob Nudel oder Ei. Kurz darauf entschied der eingewechselte Okan Ylmaz diese Partie, womit sich das Trainerteam mit dem Mut zur Offensive selbst belohnte. Wenn man sich die Gegner der vergangenen Runden vor Augen führt (Kuchl, Hohenems, Kufstein) hatten die zusammen keine drei hochkarätige Torchancen. Ohne Mut und bloß mit Beton anrühren sollte schon ein Otto Rehhagel auf der Bank sitzen, um etwas mehr als bloße Erfahrung zu gewinnen.

Für größere Besorgnis sorgte indes ein von Philipp Viertler weggeschlagener Ball, der unglücklich einen jungen Zuschauer im Gesicht traf. Philipp, die Ordner und einige Wacker-Fans sorgten sich jedoch rührend um das Kind. Was vom Publikum überdies mit großem Beifall gewürdigt wurde. Dafür durfte der Bursche dann im Jubelkreis der Mannschaft den verdienten Auswärtssieg feiern und Viertlers Dress mit nach Hause nehmen. Die Spieler des FC Kufstein hatten zuletzt mit erheblichen Personalsorgen zu kämpfen. Inzwischen kommen die Verletzten aber wieder zurück und es dürfte nicht mehr lange Dauern, bis der FCK wieder über einen Sieg jubeln darf. WENN sie ähnlich leidenschaftlich wie gegen den FCW auftreten.

Zusätzlich möchte sich das tivoli12 Team beim FC Kufstein für die Gastfreundschaft bedanken. Überhaupt hätten sich die Hausherren ein weit besseres Wetter verdient. So kamen sie buchstäblich vom Regen in die Traufe. 

Herbstmeister? Wacker Innsbruck heißt er!

An einem Allerseelentag warf einst der FC Wacker Innsbruck den schottischen Spitzenklub Celtic Glasgow aus dem Europapokal der Meister (Salzburg-Lehen 1977). Damals galt eine Veranstaltung am Allerseelentag quasi als Blasphemie. Im heiligen Land Tirol undenkbar. Aber nach Salzburg musste man wegen eines anderen Grundes ausweichen… Stichwort Schiedsrichter-Insultierung durch FCW-Fans (im vorherigen UEFA Cup-Spiel).

Genau vor einem Jahr sicherte sich der FC Wacker Innsbruck mit einem 3:0-Auswärtssieg in Kematen die Winterkrone. Es war das letzte Spiel im Herbst. Heuer führen die Schwarz-Grünen zwei Runden vor der Winterpause nun mit sieben Punkten Vorsprung auf den SV Seekirchen die Tabelle an. Somit ist der FCW Herbstmeister! Weiter geht es am kommenden Samstag um 15.30 Uhr gegen den TSV St. Johann.

Die Damenmannschaft des FC Wacker Innsbruck lieferte gegen die Tabellenführerinnen aus Wien-Hütteldorf eine bärenstarke Leistung ab. Die Damenmannschaft des SK Rapid wurde mit einem 3:2 Heimsieg regelrecht niedergerungen. Die Schwarz-Grünen liegen in der 2. Frauen-Bundesliga jetzt sechs Punkte hinter den SVK Wildcats auf dem fünften Tabellenplatz.

Hingegen kam die zweite Herrenmannschaft bei der SPG Arlberg Stanzertal in der zweiten Halbzeit ordentlich unter die Räder und verlor nach einem 2:2 zur Pause, mit 6:2 das Spiel und die Tabellenführung. 

Alex Gründler hängt die Fußballschuhe an den Nagel

Der Schwazer Alexander Gründler spielte 11 Jahre im Dress des FC Wacker Innsbruck. Ab 2011 war Gründler zunächst Bestandteil der zweiten Mannschaft der Schwarz-Grünen, ehe er sich einen Stammplatz in der ersten Mannschaft des FCW erarbeitete. Alex absolvierte in seiner Zeit 24 Bundesliga-, 143 Zweitligaspiele und 24 ÖFB-Cuppartien. Er erzielte dabei 23 Treffer für die Wacker-Kampfmannschaft. In der zweiten schwarz-grünen Mannschaft aber ein vielfaches davon. Der Leitwolf unserer zweiten Mannschaft und verlässliche Backup der Profis wechselte 2017 zum Konkurrenten SC Wiener Neustadt. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga, nur eine Saison später, holte der FC Wacker Innsbruck den Schwazer wieder an die Sill zurück. Allerdings wiederum als Leitwolf für die zweite Mannschaft.

Die stand mit einem Durchschnittsalter von knapp über 19 Jahren und 94 % Tirolern in der 2. Liga eine lange Zeit auf dem sensationellen 3. Tabellenplatz. Die schwarz-grünen Youngsters spielten beim späteren Aufsteiger WSG Wattens Remis und schossen die Nachbarn beim Retourspiel mit 3:2 aus dem Tivoli. Daneben lieferten man dem Topfavorit SV Ried zweimal wahrlich heroische Fights. Die zuvor bemerkenswerte Leistung der Zweitligamannschaft ließ erst nach, nachdem Trainer Thomas Grumser zu den abstiegsbedrohten Profis beordert wurde und bis zu sechs Akteure der zweiten Mannschaft – darunter Alexander Gründler – in der ersten Mannschaft den drohenden Abstieg abwenden sollten. Extrem schade, dass diese optimale Konstellation durch den Abstieg der ersten Mannschaft flöten gegangen ist.

In der darauffolgenden Saison stellte das genannte Zweitligateam als Kampfmannschaft den jüngsten Profikader der Vereinsgeschichte und qualifizierte sich im Elferkrimi gegen Bundesligist St. Pölten (nachdem schon Wolfsberg aus dem Bewerb geworfen wurde) für das Halbfinale des ÖFB-Cups. Unvergessen bleibt, wie Gründler den entscheidenden Elfmeter verwandelte und daraufhin wie eine Rakete über das gesamte Spielfeld in Richtung der Wacker-Fans düste. Gründler wechselte im Sommer 2022 zum SV Fügen, wo er nun seine Fußballer-Karriere beendete.

Alex, wir danken Dir für diese Momente, und auch deine Rolle als Führungsspieler unserer zweiten Mannschaft kann nicht genug gewürdigt werden!

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Autor: Rudolf Tilg

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