Der Schock von Altach
Der FC Wacker Innsbruck beschließt das Pflichtspieljahr 2025 mit einem 2:2-Unentschieden gegen die SCR Altach Juniors. Sportlich war das vergleichsweise Magerkost mit einer skandalösen Schiedsrichterleistung. Doch das ist alles Nebensache, denn was sich nach dem Spiel im Schmuckkästchen Schnabelholz abgespielt hat, ist einfach nur indiskutabel.
Zum sportlichen
Erneut wurde eine Regionalligabegegnung des FCW mit einer Choreografie anlässlich des Jubiläums des Wacker-Fanclubs „Wacker Unser“ angepfiffen. Der prall gefüllte Gästeblock im Schnabelholz bot nicht nur einen beeindruckenden Anblick, sondern überzeugte ebenso durch eine sensationelle akustische Atmosphäre. Unsere Mannschaft ging programmgemäß mit 1:0 in Führung, um im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. Mit einem 1:2 aus unserer Sicht ging es in die Kabinen. Nach dem Seitenwechsel wurde das intensive Regionalligaspiel immer mehr zum Powerplay der Schwarz-Grünen. Der Ausgleich schien lediglich eine Frage der Zeit zu sein. In der 72 Minute traf Adrian Lechl zum längst überfälligen Gleichstand. Da war noch an die 20 Minuten Zeit das Spiel wieder zu drehen. Das wäre dann auch gelungen. Der Schiedsrichter dieser Begegnung, Stefan Macanovic, (hatte schon unser ÖFB-Cupspiel gegen den SK Rapid geleitet) hatte wohl etwas gegen dieses Vorhaben. Gleich drei wackere Tore wurden wegen Abseits aberkannt. Die erste Entscheidung mag noch akzeptabel sein, die zweite ist fragwürdig, wohingegen die dritte unmissverständlich als Fehlentscheidung zu werten ist. Gleichermaßen wie das für jedermann im Stadion ersichtliche Handspiel eines Spielers von Altach im eigenen Strafraum. So endete die Herbstsaison mit einem Remis bei SCR Altach und lediglich einer einzigen Niederlage zum Saisonauftakt gegen den SV Seekirchen. Das bedeutet für das Frühjahr acht Punkte Vorsprung auf die Seekirchner und elf Punkte auf den SV Kuchl (auch der zweite Tabellenrang würde zum Aufstieg in die 2. Liga ausreichen). Doch wird diesbezüglich das so positive Jahr im Nachgang der Begegnung in Altach überhaupt eine Erwähnung finden?

So etwas habe ich noch nie erleben müssen
Ungefähr eine Viertelstunde nach dem Abpfiff der Regionalligabegegnung der SCR Altach Juniors und des FC Wacker Innsbruck zogen über dem Schnabelholz dunkle, gewitterträchtige Wolken auf. Wie vom Blitz getroffen, gingen Fußballanhänger aufeinander los. Ist es nun angemessener, die Berichterstattung nur noch auf die sportlichen Aspekte zu beschränken oder sich auch mit den Unruhen zu beschäftigen? Ich verfasse an dieser Stelle Fanviews und keine Spielberichte und habe mich überdies noch niemals des Totschweigens „schuldig“ gemacht. In der zweiten Halbzeit entwickelte sich auf dem Spielfeld ein hitziges Geschehen. Dieses Spiel zeichnete sich durch intensive Zweikämpfe und einen unerbittlichen Kampf bis zum Schlusspfiff aus. Danach wurden die Spieler vor dem Auswärtssektor gebührend verabschiedet. Soweit so gut.
Als man sich schon am Weg zum Ausgang machte, kam es zu einer inoffiziellen „dritten Halbzeit“ zwischen Fans der Schwarz-Grünen und Anhängern der Altacher. In Ermangelung von Kenntnissen über die genaue Entstehung dieser äußerst unerfreulichen Vorkommnisse im Schnabelholz kann ich lediglich über Aussagen von Augenzeugen und den unmissverständlichen Inhalt von Videos aus dem Netz berichten.
Drei Jahre hintereinander wurden die Schwarz-Grünen zurecht immer wieder dafür gelobt, dass sie mit ihrer Begeisterung und Leidenschaft jedes Wacker-Spiel zu einem besonderen Erlebnis machen. In ihren jeweiligen Berichterstattungen waren sämtliche Medien deshalb regelrecht bestrebt, einander zu übertreffen. Wurde demzufolge das „Risiko“ eines Spiels im Stadion eines Rivalen abzuhalten unterschätzt? Wie ist es zu erklären, dass ausgerechnet bei einer Begegnung in einem Bundesligastadion, so etwas passieren konnte? Der Fansektor des SCR Altach (gegenüber des Gästesektors) war, abgesehen von wenigen Kindern, unbesetzt. Ist es so unbemerkt geblieben, dass gegen Ende der Begegnung auf der Südtribüne eine zunehmende Personenzahl (Anhänger des SCR und anderer Vereine) zu verzeichnen war? Aus welchen Gründen erfolgte wegen dieser Gegebenheiten keine zeitgerechte Räumung des unmittelbar daneben liegenden Sektors der Gästefans und wurden die wenigen Verbliebenen nicht unverzüglich zu ihren Bussen geleitet? Es wäre unzutreffend, zu behaupten, dass der Bundesligist SCR Altach und die Vorarlberger Exekutive keinerlei Erfahrung im Umgang mit auswärtigen Anhängern hätten. Wer sich im heimischen Fußball nur ein wenig auskennt, wird wissen, dass sich vor allem während der Länderspielpausen nicht nur heimische Fußballfans in den Stadien und auf den Plätzen im Unterhaus befinden. So haben auch die Fans von Altach Verbindungen ins nahe Ausland. Diesbezüglich läge keine gänzliche Unkenntnis vor. Vor allem nicht in Vorarlberg, wo es erst im Juli bei der Stadioneröffnung in Lustenau heftig gekracht hat. Diese Fragen wird man sich im Ländle stellen. Das soll aber keineswegs von den Vorkommnissen in Altach ablenken oder gar diese Gewaltexzesse rechtfertigen!
Warum ein Teil der Innsbrucker (und befreundeter Fans aus dem Ausland) nach dem Spiel nicht gleich zu ihren Bussen sind, gilt es abzuklären. Altach war ein guter Gastgeber. Alle waren freundlich und zuvorkommend. Ich traf ausnahmslos auf hilfsbereite Vorarlberger Burschen. Über 90 Minuten verhielten sich die Schwarz-Grünen im Auswärtsblock an sich vorbildlich. Die Polizei agierte zurückhaltend. Alles verlief so, wie es eigentlich sein sollte. Anders als es beispielsweise bei unserem Auftritt in Saalfelden war. Da wurde eine Hundertschaft samt Drohne immens kritisiert (auch meinerseits). Die Repressalien der Polizei werden mitunter berechtigterweise angeprangert. Am Samstag war lediglich eine begrenzte Anzahl an Beamten zugegen. Ob ausgerechnet das dazu führte, dass jegliche Zurückhaltung auf beiden Seiten der Fanlager entfiel? Ich weiß es nicht – und es darf auch keine Begründung für dermaßen beschämendes und untolerierbares Verhalten sein!
Keine Rechtfertigung!
Im Anschluss an Vorkommnisse in Stadien oder auf kommunalen Sportstätten finden sich unter Medienberichten stets die gleichen stereotypen Aussagen. So etwas gäbe es nur beim Fußball. Es stünden hinreichend Beispiele zur Verfügung, um dieses Vorurteil zu entkräften. Die publizierten Aufnahmen in sozialen Netzwerken und den Medien der Ausschreitungen vom Samstag lassen indes absolut keine zwei Meinungen zu! Sich derart danebenzubenehmen, ist für mich im höchsten Grad verstörend und lässt mich als eingefleischten Schwarz-Grünen entsetzt und beschämt zurück. Es sei jedoch erwähnt, dass sich unter den 1000 Zuschauern im Schnabelholz schätzungsweise 700 Anhänger des FC Wacker Innsbruck befanden. Zum Zeitpunkt des Beginns der genannten Ausschreitungen hatten sich die allermeisten unserer Anhänger bereits außerhalb des Stadions oder schon auf dem Heimweg befunden.
Die vergangenen drei außerordentlich positiv verlaufenen Jahre sind gegenwärtig nicht mehr von Belang. Weggewischt durch das Verhalten einiger weniger wurde unser über Jahre hinweg unermüdliches Engagement für den FC Wacker Innsbruck einstweilen zunichte gemacht. Diese laut Berichten 15 – 20 Leute sind für die kommenden wohl weitreichenden und bislang nicht absehbaren Konsequenzen für den FC Wacker Innsbruck und uns Fans verantwortlich. Erste Auswirkungen hat der Verein schon zu spüren bekommen. Beim Imageverlust wird es aber nicht bleiben. Erste Ankündigungen von Exekutive, Verband, und wohl auch der Veranstaltungsbehörde und Sponsoren Richtung Verein gab es schon. Es wird wesentlich teurer und ungemütlicher. Wieder hat es eine kleine Gruppe geschafft uns allen zu schaden. Das gehört aufgearbeitet, reinigende Gespräche müssen geführt und letztlich auch Konsequenzen gezogen werden. Dafür ist in der langen Winterpause Zeit, die jetzt endgültig angebrochen ist.
Aber eines will ich noch loswerden: Die normalerweise positiven und erfreulichen Beurteilungen über den FC Wacker Innsbruck und dessen Anhängerschaft entstammen ja nicht meiner Fantasie, sondern stellen eine unbestreitbare Gegebenheit dar. Wenn es anders wäre, wäre ich nicht schon ein Vierteljahrhundert mittendrin. Denken wir daran und lassen uns nicht zum wiederholten Male von einer winzigen Minderheit hinunterziehen.