Noch ein Buch von dir über die Alzheimer-Erkrankung deines Papas Didi. Warum?
Weil die Reaktionen auf das erste Buch so positiv waren. Nicht nur von Fußball-Fans, sondern von den vielen Menschen, die von dieser Krankheit ebenfalls betroffen sind. Das erste Buch hat mit einer Diagnose geendet – doch eine Diagnose ist ja oft erst der Anfang. Im zweiten Buch beschreibe ich daher, wie ich jemanden begleite, der an Demenz erkrankt ist. Mit all den Fragen und Umständen, die sich daraus ergeben. Aus meiner Sicht vielleicht sogar das noch wichtigere Buch.
Wie geht es Didi?
Ich sag immer: den Umständen entsprechend, mal besser, mal schlechter. Es gibt Tage, da ist er müde, traurig, zweifelnd. Aber meistens wirkt er sehr zufrieden. Es ist halt auch schwierig zu sagen, weil er sich verbal nicht mehr ausdrücken kann. Papa kann nicht mehr viel sagen, spricht wenig. Floskeln, kurze Sätze. Aber ausdrücken kann er sich schon noch – man merkt sehr wohl, wie es ihm geht.
Erkennt er die Familie?
Die meistgestellte Frage. Und ich muss sagen: Ja. Aber ob er immer weiß, dass ich seine Tochter bin, da bin ich mir nicht sicher. Das Erkennen basiert auf einer emotionalen Schiene. Er lacht, freut sich auch, wenn ihn Freunde besuchen, wie etwa Heinz Peischl (Anm. Ex-Cotrainer Nationalteam). Jüngst war Max Gartner (Ex-Mitspieler, ehemaliger kanadischer Ski-Präsident) da. Er hat plötzlich gesagt: „Hallo Max!“
Du bist zweifache Mutter. Weiß er, dass er Opa ist?
Er wird sehr damit konfrontiert, ich nehm die Kinder immer mit. Bei der Erstgeborenen war das intensiver, jetzt lebt er halt schon sehr in seiner eigenen Welt.
In einem Pflegeheim?
Ja. Es war nötig. Der Weg dorthin war jedoch schwierig. Und gar nicht von Freiwilligkeit geprägt. Warum? Wieso? Aber wir haben ihn anfangs hingebracht und untertags wieder heimgeholt. Die Strategie ging auf.
Interessiert sich Didi noch für Fußball?
Nein, das ist kein Thema mehr für ihn. Vor einem Jahr haben wir noch alle seine Kindercamps besucht, die jetzt Andreas Schiener betreut – heuer nicht mehr.
Fußball auch nicht im Fernsehen?
Nein. Das hat leider auch mit der Demenz zu tun, dass die „visuelle“ Verarbeitung in Bezug auf das Folgen von Geschehnissen im TV nicht mehr funktioniert.
In deinem jüngsten Buch geht es auch ums Verlernen, im Gegensatz zum Lernprozess eines Kleinkindes ...
Genau. Das Verlernen meines Vaters ist in gegenseitiger Richtung zu meiner Erstgeborenen verlaufen. Es gab den Punkt, da war meine Tochter kognitiv und motorisch weiter. Und dieses Verlernen ist etwas, das man als Angehöriger erst lernen muss, zu akzeptieren. Auch dass Demenz nicht nur ein geistiger Abbau ist, sondern auch das körperliche Areal massiv angegriffen wird. Man verlernt Dinge wie z. B. die Hand zuzumachen.
Schreiben war eine Hilfe?
Eine große. Die vielen positiven Rückmeldungen aufs erste Buch auch. Und dass mein Vater trotz aller Probleme bis heute dieselbe Persönlichkeit geblieben ist. Wenn es im Heim irgendwelche Probleme gibt, dann will er immer helfen. Nach wie vor.