Innsbruck – Einen neuen Zuschauerrekord in dieser Saison dürfte der FC Wacker heute wohl nicht aufstellen. Immerhin strömten im Rahmen der 110-Jahr-Feier 3651 Fans zum Tirol-Liga-Heimspiel gegen Mayr- hofen. Direkt dahinter soll sich aber das Cup-Viertelfinale gegen die Reichenau einreihen. „Der Vorverkauf läuft gut, wir rechnen mit 2500 bis 3000 Zuschauern“, verspricht Präsident Hannes Rauch ein Fußballfest und bricht eine Lanze für den Tiroler Fußball im Allgemeinen und für den FC Wacker im Speziellen: „Es wird oft davon gesprochen, dass der Tiroler Fußball tot ist. Wir beweisen das Gegenteil. Fußball-Tirol lechzt nach der Marke FC Wacker.“
Das Selbstverständnis gibt vor, in puncto Strahlkraft die Tiroler Nummer eins zu sein. Sportlich macht man sich kleiner als Westligist Reichenau. Rauch: „Das ist der schwierigste Gegner, den wir bekommen konnten. Wir sind im Gegensatz zum Liga-Alltag krasser Außenseiter.“
In dieselbe Kerbe schlägt Wacker-Trainer Sebastian Siller, der vor seiner Profi-Karriere im Reichenauer Nachwuchs (2004 bis 2008) aufgelaufen war und erstmals als Trainer auf den Ex-Verein trifft: „Die Reichenau ist klarer Favorit, weil sie eine sehr hohe Kaderqualität hat und sich jede Woche auf Top-Niveau messen kann. Wir haben auch Spieler mit hoher individueller Qualität, aber ich würde uns nicht über die Reichenau stellen.“ Drohende Ausfälle von Wacker-Leistungsträgern verhindern wohl den überaus spannenden Vergleich in Bestbesetzung. Zwischen einem etablierten Westligisten und einem FC Wacker, bei dem sich Fußball-Tirol die Frage stellt, in welche Liga der überlegene Tirol-Liga-Tabellenführer – gemessen an der Kaderqualität – einzuordnen wäre.
„Einige werden zeigen können, dass sie in den vergangenen Wochen zu Unrecht nicht gespielt haben“, sieht Siller die Chance für Kicker mit zuletzt unerfüllten Stammplatz-Ansprüchen gekommen. Und die Bühne könnte nicht größer sein, wie auch Rauch schwärmend festhält: „Das ist ein vorgezogenes Finale.“ Den Traum vom späteren Finale darf nur ein Stadtverein weiterträumen.
Innsbruck – Es lässt sich auch ein Vereinswappen der SVG Reichenau finden, das den Schriftzug „Wir sind Kult“ trägt. Die Rotschwarzen waren früher auch wegen der großen Party-Laune als Tiroler FC St. Pauli bekannt. Und (Ex-)Mäzen und TFV-Vizepräsident Adi Stastny lädt einige Vereinsmeier am 1. Mai wieder zu einer seiner schon legendären Geburtstagsfeiern.
Zurück zur Mannschaft, die auf Platz fünf der Regionalliga West wie so oft viele Teams mit (weit) höherem Budget hinter sich lässt. „Das Erfolgsgeheimnis ist und bleibt die Geschlossenheit und Freundschaft in dieser Mannschaft“, untermauerte Langzeit-Coach Gernot Glänzer am Arbeitsplatz im Finanzamt und nach einem gemeinsamen Kaffee mit seinen Spielern Clemens Hubmann und Sebastian Pittl den verschworenen Geist, um mit einem Schmunzeln vor dem Cupkracher nachzureichen: „Unser Obmann (Gernot Amoser) ist schon sehr, sehr nervös.“
Glänzer bleibt cool und lässt sich nicht aus der Reserve locken, dass der schwarzgrüne Stadtrivale aus der Hypo Tirol Liga die vermutlich dickere Geldtasche hat: „Ich freu’ mich auf ein lässiges Spiel und auf ein Fußballfest im Tivoli. Wir sind der Favorit, weil wir augenblicklich zwei Ligen über ihnen agieren. Wir wissen natürlich, wie stark sie sind und dass sie schon den SC Imst eliminiert haben“, bekundet er seinen höchsten Respekt.
Beim 1:1 in Bischofshofen ließ Glänzer im Liga-Alltag am Wochenende mit Kapitän Hannes Wibmer, Lukas Caria, Florian Binder, Mario Kleinlercher und Mahmut Bozkurt zunächst fünf Mann auf der Bank, die heute wohl allesamt in der Startelf stehen werden, um den weiteren Weg Richtung Cup-Endspiel in Kematen (20. Mai) ebnen zu können. Zweimal (2002 und 2015/mit Glänzer-Sohn David) durfte die Reichenau den TFV-Pokal schon in die Höhe stemmen.
Die Einnahmenteilung am heutigen Abend bringt wohl zwei Sieger hervor. Der Aufsteiger ist zumindest für einen Abend die Nummer eins in einer Stadt, in der sich auch der IAC (
tt.com Regionalliga Tirol) in den letzten Jahren hochgedient hat.