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Pressespiegel - 06.07.2025

Was sind Bestimmungen noch wert?

Autor: Daniel Lenninger, Medium: Tiroler Tageszeitung

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Fünf Vereine jubelten am späten Donnerstagabend über den Abstieg. Und zeitgleich sechs Teams über den Aufstieg. Oder die Möglichkeit dafür. Die Präsidiumssitzung des Tiroler Fußballverbandes hat alle Wünsche erfüllt. Das Unterhaus, ein Schlaraffenland. Hauptsache, alle sind glücklich. Und um ja keinen zu enttäuschen, spielt man jetzt eine Tirol Liga mit der unbeliebten 15-Teams-Variante. 

Man hätte nach Gewinnern Ausschau gehalten und versucht, Verlierer zu verhindern, hieß es mehrfach. Klingt vernünftig und gutmütig, hat aber auch Schattenseiten. Denn erstens erzeugt es ein chaotisches Bild, wenn eine Runde vor Saisonende völlig neue Auf- und Abstiegskonstellationen geschaffen werden. Vor allem in dieser Dimension. 

Und zweitens hat man sich mit Ausnahmegenehmigungen von Bestimmungen entfernt, die ansonsten zu Recht das ganze Jahr heilig sind. Auch für den ehemaligen Strafrichter und TFV-Präsidenten Josef Geisler. Der des Öfteren auch in ÖFB-Kreisen an die Einhaltung der Statuten erinnert. 

Natürlich stellt sich jetzt die Frage: Was sind die Bestimmungen noch wert? Sind sie maßgeblich oder dienen sie nur als Orientierung? Am Ende des Tages kann ein Beschluss im TFV-Präsidium alle Regeln für ungültig erklären. Ähnliche Fälle werden an diese Beispiele erinnern und dieselbe Behandlung einfordern. Fristen gewährleisten Planungssicherheit. Und Kompromisslösungen schaffen Angriffsfläche. 

Die Argumentation manchen Absteigers mag zu Verständnis animieren. Ob es aber für die allgemeine Gemengelage mehr Vorteile als Nachteile schafft, alle zufriedenzustellen, sei einmal dahingestellt.

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