Pressespiegel - 15.07.2025
Zündstoff im Nachwuchs
Autor: Daniel Lenninger, Medium: Tiroler Tageszeitung

Hinter den Kulissen des Tiroler Fußballs brodelt es. Die Innsbrucker Stadtvereine üben massive Kritik am FC Wacker – der Club weist die Vorwürfe zurück.
Innsbruck – Die Übertrittszeit im Fußball-Nachwuchs endet am 31. August. Man könnte annehmen, die Nachwuchsleiter ließen aktuell an einem Strand die Seele baumeln und der Fußball spiele nicht die Hauptrolle. Bei einigen Clubs aus Innsbruck ist das Gegenteil der Fall. Es brodelt. So stark wie lange nicht mehr.
Die Clubs sind verärgert über die Arbeitsweise der Nachwuchsabteilung des FC Wacker. Der wollte zuletzt von ihnen ausgeliehene Nachwuchskicker weiterverpflichten. Legitim, finden die Stammvereine. Was mancherorts jedoch die Emotionen hochkochen lässt, ist die Art und Weise.
Der FC Wacker wollte einige Nachwuchsspieler unbefristet weiterverpflichten. Was einen Wechsel des Stammvereins bedeuten würde. Das stellt Wacker-Präsident Hannes Rauch nicht in Abrede. Er sieht aber nichts Negatives: „Überall in der Fußballwelt ist eine fixe Verpflichtung besser als eine Leihe. Und es ist der Wunsch der Eltern, dass die Kinder fix beim Wacker sind.“
Rauch glaubt allerdings, dass persönliche Befindlichkeiten in dieser Frage eine Rolle spielen würden. Und er wehrt sich: „Ich finde die Aufregung nicht nur übertrieben, ich finde sie falsch. Mir ist schon klar: Jetzt rennt es beim Wacker wieder gut, dann muss man ihm ans Bein pinkeln. Es ist eine Neidgesellschaft – wir halten es aus.“
Anders wird die Situation in einem Schreiben von Bezirks- obmann Wolfgang Weiler dargestellt. Adressiert an den FC Wacker: „Mit dieser Vorgangsweise wurde das Fair Play zwischen den Vereinen auf das Gröbste verletzt.“
Hannes Rauch wundert sich über diese Stellungnahme: „Es ist für mich kein offizielles Schreiben des Tiroler Fußballverbandes, sondern ein Schreiben vom Salzamt an das Salzamt. Ich habe TFV-Präsident Josef Geisler das Schreiben übermittelt, er hat es nicht gekannt.“ Rauch ist erstaunt über die Vorgehensweise von Weiler: „Schließlich bin ich es gewohnt, direkt zu kommunizieren.“
Treffen der Stadtvereine
Wegen Beschwerden „von einigen Vereinen“ hatte Weiler, der als Nachwuchsleiter der Union ähnliche Erfahrung gemacht hat, eine Sitzung mit Stadtclubs und anderen Vereinen aus der Region abgehalten. Die Vorwürfe hätten sich erhärtet, sagt Weiler.
Die Clubs sind sauer, weil Transferanfragen für einen unbefristeten Wechsel „ohne vorherige Absprache“ in das Meldesystem des Tiroler Fußballverbandes gestellt worden seien. „Damit schauen die Wacker-Verantwortlichen von oben auf die Vereine herab. Die Kommunikation ist der springende Punkt“, vermisst Veldidena-Obmann Günter Glieber den Respekt. „Ich erwarte mir zwischen allen Vereinen Fair Play, insbesondere vom FC Wacker als eines der Aushängeschilder“, betont auch der betroffene Stubai-Obmann Ramon Ram.
Nicht alle Clubs betroffen
Wacker-Nachwuchskoordinator Manfred Angermann versteht die Aufregung nicht, „da es um Nachwuchsspieler jüngeren Alters geht, die über ein Jahr bei uns spielen und eine Rückkehr zum Stammverein ausschließen. Ohne mit der Wimper zu zucken, haben wir in dieser Altersstufe schon Spieler kostenlos und unbefristet freigegeben.“
Auf Nachfrage der TT ergibt sich ein differenziertes Bild. Vereine wie die Reichenau haben etwa keine unbefristeten Anfragen erhalten. Das bestätigt Nachwuchsleiter Thomas Wöber. Von den kursierenden Vorkommnissen zeigt sich aber der Großteil der Clubs zumindest irritiert.
Andere Clubs wiederum verweisen darauf, sie hätten Nachrichten von Wacker-Trainern an Eltern vorliegen, wonach eine weitere Leihe nicht geplant und eine Wacker-Zukunft nur mit unbefristetem Wechsel möglich sei. Die Vereine werten das so, als würde der Wacker die Eltern als Spielball benutzen und sie schlecht aussehen lassen. Obwohl eine befristete Freigabe kein Thema sei.
„Es geht darum aufzuzeigen, wie Eltern unter Druck gesetzt werden. Diese Vorgehensweise schockiert mich, kommunizieren müssen die Vereine“, so IBK-West-Nachwuchsleiter Andreas Lanza.
FC Wacker reagierte
In Weilers Schreiben heißt es weiter: „Nach der Ablehnung (der unbefristeten Anfrage) wurden die Eltern darauf hingewiesen, sich selbst um die kostenlose Freigabe vom Verein kümmern zu müssen bzw. die Ausbildungsentschädigung selbst begleichen zu müssen.“
Weiterer Vorwurf: „Die Abmeldung der Spieler wurde von Seiten des FC Wacker den Eltern als Druckmittel suggeriert.“ Bei Abmeldungen darf man mindestens ein halbes Jahr nicht spielen.
Ein Elternteil betonte, es hätte das Gefühl gehabt, im Falle eines nicht möglichen unbefristeten Wechsels das Kind gegen eine Gebühr ablösen oder abmelden zu müssen. Es stimme laut Rauch überhaupt nicht, dass man Eltern als Spielball benutze. Und dass man Eltern ermutigt hätte, Spieler abzumelden, höre er zum ersten Mal. Rauch: „Es geht darum, dass Kinder Spaß haben. Auf ihren Rücken muss man keine Transfergeschäfte machen, sondern tun, was Kinder und Eltern wollen.“ Und man hätte mit TFV-Boss Geisler ein Prozedere vereinbart, an das man sich halte. Zuletzt sollen nur befristete Anträge gestellt worden sein.