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Pressespiegel - 25.07.2025

„Wacker-Los hat mich total gefreut“

Autor: Alex Gruber, Medium: Tiroler Tageszeitung

Von der Conference-League-Quali beim montenegrinischen Klub Decic (heute 21 Uhr) geht es zum Cup-Hit gegen Wacker (Sonntag, 17 Uhr) am Tivoli weiter. Die TT bat Neo-Rapid-Coach Peter Stöger zum Gespräch.

Sie kehren mit 59 Jahren als ältester Trainer in die Fußball-Bundesliga zurück. Was hat Sie nach der Fernseh-Pause (Sky-Experte) und dem Job als Admira-Sportdirektor dazu animiert, wieder auf so einem heißen Trainersessel Platz zu nehmen? 

Peter Stöger: Die private Situation erlaubt es mir wieder. Es sind meiner Frau Ulli und mir in den letzten zweieinhalb Jahren vier Leute weggestorben. Da war es das weit wichtigere Thema, sich um diese Menschen zu kümmern. Jetzt hat es verschiedene Möglichkeiten gegeben: als Admira-Sportdirektor weiterzumachen oder wie jedes Jahr den Wechsel nach Saudi-Arabien. Und dann ist Rapid aufgegangen. Da haben wir nicht lange überlegt, weil es einen unglaublichen Reiz hat. 

Hat sich die „Farben-Diskussion“ bezüglich Ihrer Austria-Vergangenheit nach den ersten Wochen bei Rapid schon gelegt? 

Stöger: Für mich war das nie ein Thema, weil sonst würde ich es ja auch nicht machen. Auch für den Verein war es nicht so ein großes Thema. Dass es intern fantechnisch diskutiert wird, wissen wir. Ich muss wieder Leistung bringen. Und wenn ich nicht überall erfolgreich gewesen wäre, dann wäre es auch wurscht, wo ich auftauche. Ich gehöre zu der erfolgreicheren Gruppe von der Austria- und Rapid-Seite. Vielleicht ergibt sich auch dadurch die Diskussion. Aber die halte ich in meinem Alter auch noch aus. 

Hat Ihnen der Ergebnisdruck in der Trainerpause vielleicht sogar gefehlt? 

Stöger: Das finde ich nicht, weil du den Druck auch als Sportdirektor mit großer Verantwortung für den ganzen Klub hast. Als Trainer wird man mehr an einzelnen Ergebnissen gemessen und ist leichter austauschbar. 

Wie soll Rapid unter Ihnen erfolgreich liefern? 

Stöger: Mit der Qualität der einzelnen Spieler das bestmögliche kollektive Resultat erzeugen. 

Sie haben schon viele Stationen, auch in Deutschland (Köln, Dortmund), hinter sich. Welche Werte und Tugenden waren und sind Ihnen immer wichtig? 

Stöger: Ein respektvoller Umgang mit Menschen, ein gewisses Maß an Vertrauen und von allen Seiten die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Natürlich auch gruppendynamische Aspekte wie Teamgeist, klarer Fokus und klare Aufgaben, aber trotzdem Handlungsspielraum in der Denke und in der Umsetzung von Dingen. 

Einige Spieler haben in der Vorbereitung bereits angemerkt, dass es auch „Freiheiten“ gibt. 

Stöger: Du kannst keine Kreativität verlangen, wenn alles eingeengt wird. Es gibt Grundtugenden, die vor allem die Defensive betreffen, die wir von allen einfordern. Aber am Ende hat jeder seine eigene Denke vom Fußball, es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern einen Erfolg oder einen Misserfolg. Dafür bin ich verantwortlich. 

Sie haben dennoch stets betont, wie sehr Sie das Privileg, im Profifußball arbeiten zu können, schätzen. 

Stöger: Klar. Man muss froh sein, wenn man in diesem Bereich unterwegs sein kann, in der Sport- bzw. Fußball-Blase. Wenn man solche Jobs ausüben darf, hat man ganz einfach Glück gehabt im Leben. Noch dazu wenn man jetzt auch so einen Verein trainieren darf wie ich. 

Für einige Fans ist Rapid so etwas wie der „Sinn des Lebens“: Wie gehen Sie mit dieser Situation um? 

Stöger: Wir hatten ein Testspiel gegen Union Berlin mit 20.000 Fans und haben jetzt gegen Wacker ein ausverkauftes Cup-Spiel am Tivoli, auf das sich die Innsbrucker freuen. Aber wenn jemand anderer gekommen wäre, wäre die Hütte nicht voll gewesen. Rapid hat eine unglaubliche emotionale Fanbase. Das merkt man. Wenn ich unterwegs bin, werde ich oft angesprochen, die Fans sind allgegenwärtig und ich sehe das sehr positiv. 

Die beiden Klubs trennen zwar zwei Ligen, sie teilen aber Tradition und ein treues Fan-Lager. 

Stöger: Deswegen polarisiert dieses Cup-Match auch so. Ich habe mich total über das Los Wacker Innsbruck und dann über ein volles Stadion gefreut. Wacker ist aufgestiegen und arbeitet gut. Es hätte sportlich gesehen und auch von den Rahmenbedingungen leichtere Aufgaben für uns gegeben, aber ein ausverkauftes Erstrundenmatch mit mehr Zusehern, als andere in einem Halbfinale haben, muss man genießen. 

Fliegen Sie nach dem Europacup-Match in Montenegro direkt nach Innsbruck? 

Stöger: Nein, zurück nach Wien und am Samstag mit dem Bus nach Innsbruck. Wir werden nicht im Cup mit zehn Spielern rotieren. Wir wollen in beiden Bewerben zum Saisonstart weiterkommen, das ist wichtig. 

Was wissen Sie über den FC Wacker Innsbruck 2025? 

Stöger: Wir haben schon ein bisschen was durchrennen lassen über ihr Team. Wir haben die Infos, die für uns wichtig sind, und haben ihre sehr coole Präsentation vom Trikot gesehen. Wir wissen, was auf uns zukommt. 

Im Endeffekt muss die Qualität einer Bundesliga-Mannschaft schlagend werden? 

Stöger: Wir müssen in den Spielen erst abliefern: Wenn wir im Europacup und Cup unsere Leistung bringen, sollten wir über beide Gegner drüberkommen. 

Sie haben seit geraumer Zeit ja auch einen Wohnsitz in Tux. Sind Sie schon ein halber Zillertaler? 

Stöger: Mittlerweile bin ich ganz gut vernetzt und es ist keiner mehr überrascht, wenn ich dort auftauche. Meine Frau ist natürlich viel mehr dort. Wenn die Trainergeschichte vorbei ist, werde ich auch im Zillertal sein. 

Haben Sie schon einen berühmten Zillertal-Witz erzählt bekommen? 

Stöger: Hab’ ich so nicht am Schirm. Und wenn, dann würde ich ihn nicht sagen (schmunzelt). Ich fühle mich im Zillertal sehr, sehr wohl. 

Neben Ihrer stoischen Ruhe schätzen Sie aber auch eine gewisse Art von Humor? 

Stöger: Natürlich, das Leben ist manchmal traurig genug. 

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