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Pressespiegel - 24.10.2025

Der grüne Rasen ist Sylvias Luxus

Autor: Daniel Lenninger, Medium: Tiroler Tageszeitung

Vom Slum in Nairobi zu den Wacker-Damen: Seit drei Jahren in Tirol, lebt sich Sylvia Makungu (22) nicht nur auf dem Fußballplatz immer besser ein.
 
Innsbruck – Der Winter naht. Sylvia Makungu würde ihm am liebsten davonsprinten. So wie ihren Gegenspielerinnen auf dem Fußballplatz. „In Afrika ist es nie kalt. Wenn ich friere, bin ich gestresst“, sagt die 22-jährige Kenianerin der Wacker-Damen und setzt ihr herzliches, ansteckendes Lächeln in Gang. Und sie dürfte das einzuschätzen wissen, in ihrer Heimat gibt es ganz andere Probleme als niedrige Temperaturen in der 2. Frauen-Bundesliga: Bandenkriminalität, Drogen, Gewalt, unerfüllte Grundbedürfnisse. 

„Das Leben in Kenia war nicht leicht. Und der Fußball ist eine Chance, die man nutzen muss“, blickt Makungu zurück. Sie wuchs im Korogocho-Slum, einem der größten Elendsviertel in Nairobi, auf. Die Aufnahme in die von Österreichs Ex-Nationalspieler Helmut Köglberger und Sohn Stefan gegründete Fußballakademie Acakoro war ein erster Schritt aus der Armut. Statt auf der Müllkippe nach verwertbarem Material zu suchen, bekam Makungu eine schulische Ausbildung – und eine Perspektive. 

Und weil bei Acakoro auch der Außerferner Lukas Mott in federführender Rolle fungiert, landete die Offensivspielerin vor drei Jahren beim FC Wacker. Was lange ein Problem war, führt Wacker-Damen-Sportboss Michael Kunzer aus: „Sylvia fehlte das Visum und sie musste alle drei Monate zurück nach Kenia fliegen. Das hat den Anpassungsprozess erschwert.“ Besserung ist mit dem Familienvisum in Sicht: Makungu fand in Tirol neben einer neuen Heimat mit Ehemann Alexander auch ihre große Liebe. 

Der Fan von Manchester City schätzt die Wahlheimat: „Verglichen mit Kenia ist in Europa alles unter Kontrolle.“ Angefangen beim grünen Rasen. Hierzulande für viele eine Selbstverständlichkeit – für Sylvia ein Luxus. „Eine schöne Geschichte, wie hier eine Brücke zur Integration geschlagen wird. Ich glaube, dass sie jetzt so richtig angekommen ist“, betont Kunzer und wurde zuletzt mit einem Traumtor bestätigt: Die vierfache Saisontorschützin traf für den Tabellenfünften ins Kreuzeck. „Sie kann Bundesliga spielen“, lobt Kunzer. 

Eine rührende Aktion: Zu Makungus Anfangszeit in Innsbruck sammelten Spielerinnen und Fans Spenden, um Sylvia das Leben zu erleichtern, und regelmäßig werden Trikotsätze oder Trainingsbekleidung nach Kenia geschickt. „Sie ist ein Vorbild für alle Kinder aus dem Korogocho-Slum“, verfolgt Mott bei Acakoro die Entwicklung der Spielerin mit der Nummer sieben, die in Tirol die kenianische Nationalspeise Ugali kocht, das Wiener Schnitzel dennoch verehrt und schon bald Interviews auf Deutsch geben möchte.

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