Pressespiegel - 06.11.2025
Die zweite Liga kostet Substanz
Autor: Alex Gruber, Medium: Tiroler Tageszeitung

Das Aus beim SV Stripfing offenbart auch die Probleme in der zweiten österreichischen Fußball-Liga. Die WSG Tirol darf nicht runter, Wacker Innsbruck muss schnell durch.
Das Zweitliga-Match des SC Amstetten gegen Stripfing wird am Freitag (18 Uhr) nicht mehr über die Bühne gehen können, nachdem alle Spieler den zahlungsunfähigen Gäste-Verein verlassen haben und die mündliche Meldung bei der Bundesliga eingegangen ist, dass der Spielbetrieb eingestellt wird. Für weitere Schritte seitens der Liga ist aber die schriftliche Rückzugserklärung vor dem wohl unausweichlichen Insolvenzverfahren notwendig. Der Gesamtschaden bleibt auch am österreichischen Profi-Fußball hängen.
Mit so einem drastischen Untergang binnen weniger Tage sei nur der Fall des SV Braunau vor 21 Jahren vergleichbar. Alle anderen Clubs wie auch der FC Wacker Innsbruck, der nach finanziellen Turbulenzen 2022 keine Lizenz mehr für die 2. Liga erhielt und bei dem ein Insolvenzverfahren über die Profi-GmbH eingeleitet wurde, konnten zumindest fertig spielen.
„Leichtere“ Zulassung
„Es ist schon verwunderlich, dass ein Verein so früh aus dem Ligabetrieb aussteigen muss, wenn man daran denkt, wie viele Unterschriften wir für das Lizenzierungsverfahren benötigen“, merkt WSG-Tirol-Sportmanager Stefan Köck an. Wohl wissend, dass die Zulassungskriterien in der 2. Liga nach der Aufstockung auf 16 Vereine heruntergefahren wurden, um auch Amateurclubs an Bord holen zu können. Die WSG hatte 2020 als sportlicher Absteiger davon profitiert, dass nach dem Bekanntwerden eines Bilanzskandals bei der Commerzialbank Mattersburg der SV Mattersburg einen Konkursantrag einreichen musste. „Es gibt sportliche und wirtschaftliche Spielregeln, an die man sich halten muss. Und wir haben diese Auflagen immer erfüllt“, erinnert Köck daran, dass bei der WSG, die sich in der siebten Erstliga-Saison befindet, auf allen Ebenen sauber gearbeitet wird.
Dass ein Abstieg in die 2. Liga ein Horror-Szenario wäre, hat der Langzeit-Sportmanager auch oft betont, zumal man dann ohne das Fernsehgeld von Rechte-Inhaber Sky leben müsste. Nach dem neu unterschriebenen Vertrag werden das ab der neuen Spielzeit weniger als knapp zwei Millionen sein, was auch Auswirkungen auf die 2. Liga haben dürfte, die nicht mehr mit einem (großen) Solidaritätsbeitrag von den Erstligisten rechnen darf. Zudem geht nach der anstehenden Liga-Reform auch eine hohe fünfstellige Zahlung verloren, die die Clubs bislang als „Schadenersatz“ für drei Fixabsteiger erhalten haben. „Die 2. Liga ist ganz schwierig und wird immer schwieriger für einige Clubs“, erklärt Ex-Wacker-Profi Thomas Pichlmann, der in seiner Rolle als younion-Gewerkschafter Einblicke in die Abläufe um Stripfing hat.
Planungen für zweite Liga
Womit man auch die Brücke zum FC Wacker Innsbruck schlagen kann, der als überlegener Tabellenführer der Regionalliga West den vorerst letzten Direktaufstieg in die 2. Liga lösen dürfte. Die Planungen dafür laufen rund um das Innsbrucker Tivoli-Stadion bereits auf Hochtouren. „Wir sind noch nicht durch, aber alles andere als der Aufstieg wäre natürlich eine Enttäuschung. Es geht schon klar in Richtung Proficlub, zumal wir ja in der zweiten Liga gleich eine gute Rolle spielen wollen“, erläutert Wacker-Präsident Hannes Rauch, der Duelle mit Vereinen wie Admira, Vienna, St. Pölten, Lustenau und natürlich dem heißen Westderby gegen Austria Salzburg als „attraktiv“ bezeichnet.
Mit Kooperationspartner LA FC sind die Schwarzgrünen gut aufgestellt. Berufstätige Routiniers (Tauber, Tekir, Yilmaz, Joppich ...) müssten ihr Arbeitspensum reduzieren, sofern sie in den Kader-Planungen vorgesehen sind und den Weg nach oben mitgehen wollen. „Unser mittelfristiges Ziel, die Rückkehr in die Bundesliga, ist bekannt. Fünf Jahre wollen wir uns nicht in der zweiten Liga aufhalten“, bestätigt Rauch.