
Autor: APA, Medium: Tiroler Tageszeitung
Nach den am Montag veröffentlichten Corona-Maßnahmen zu Stadionbesuchen keimte seitens der Fußball-Bundesliga Kritik auf. Das Sportministerium wehrt sich: Die Regelung sei vergleichsweise "liberal".
Wien - "In der jetzigen Phase der Pandemie gilt es grundsätzlich, große Menschenansammlungen, wann immer es geht, zu vermeiden. Mit maximal 1500 Zuschauern befinden wir uns in Österreich am oberen Ende der Bandbreite", erklärte gestern ein Sprecher des Sportressorts. Die Regelung sei noch immer vergleichsweise liberal. Zu Sportevents in geschlossenen Räumen dürfen in Österreich künftig 1000 Besucher statt 1500 kommen. Speisen und Getränke dürfen nicht mehr ausgeschenkt werden, zudem gilt für die Veranstaltungsdauer die Maskenpflicht - auch auf dem jeweils zugewiesenen Platz.
Man wolle so viel ermöglichen, wie es die Gesundheitssituation gestattet. "Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass wir das auch einlösen." Tatsächlich sind die Regeln vielerorts restriktiver als die 1500 im Outdoor-Bereich, die in Österreich am Freitag rechtsverbindlich werden sollen. Nicht nur in England und Spanien, auch in den Niederlanden, Griechenland und Portugal sind etwa gar keine Fans in den Stadien erlaubt.
Tschechien hat seinen Ligabetrieb ausgesetzt, in Russland dagegen ist mittlerweile wieder eine 50-Prozent-Auslastung der Stadien erlaubt. In Deutschland sind die zugelassenen Zuschauer von der so genannten Sieben-Tage-Inzidenz - Corona-Fälle binnen einer Woche pro 100.000 Einwohner - abhängig.
Der Profifußball einigte sich auf 35 als kritischen Wert. Weil der mittlerweile fast überall klar überschritten wird, sind in den meisten Stadien höchstens einige hundert Zuschauer erlaubt. Das letzte Wort haben die lokalen Gesundheitsbehörden.
In der Schweiz gelten vorerst ebenfalls noch von der Gesamtkapazität abhängige Kontingente. Die Clubs dürfen zwei Drittel der Sitzplätze besetzen, die Bewilligung kommt aber von den lokalen Behörden im jeweiligen Kanton. Diese bewerten die Situation ähnlich wie in Deutschland anhand der aktuellen Coronavirus-Inzidenz. In Basel waren zuletzt 17.000 zugelassen, in St. Gallen 10.000. Inzwischen hat etwa der Kanton Bern die Zwei-Drittel-Regel gekippt, somit dürfen ins Stadion Wankdorf der Young Boys nun wieder nur höchstens 1000 Besucher.
In Italien gibt es grünes Licht für 1000 Zuschauer, diese Zahl könnte aber bald weiter gesenkt werden. In Frankreich, wo in manchen Städten am Abend Ausgangssperren in Kraft sind, dürfen je nach Beginnzeit und Ort der Partie bis zu 5000 durch die Stadiontore. Die UEFA würde für internationale Spiele in ihren Clubbewerben 30 Prozent der Maximalkapazität erlauben.
"Ich bin selbst ein Anhänger davon, das nach Stadiongröße zu handhaben und beispielsweise 30 Prozent der Sitzplätze zu besetzen. Aber es geht ja vor allem um Bereiche wie Toiletten, die Anzahl und Beschaffenheit der Ein- und Ausgänge sowie Gastronomiestände", hatte Sportminister Werner Kogler (Grüne) am Wochenende in einem Gespräch mit mehreren Tageszeitungen erklärt. Die Regierung müsse hierbei "auch die internationale Entwicklung im Auge haben", so der Vizekanzler.
Als Folge der neuen Situation hat gestern indes der Eishockey-Club Red Bull Salzburg die Auflösung der Abokarten für die laufende Saison bekannt gegeben. Der Eishockey-Club reagierte damit auf die Verschärfung der Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie vom Vortag. Tickets für die Heimspiele der Salzburger in der ICE Hockey League sind ab sofort nur noch im Einzelverkauf erhältlich. "Bislang waren die Red Bulls in der glücklichen Lage, jedem Abokarteninhaber einen Sitzplatz in der Salzburger Eisarena zuweisen zu können. Mit der neuen behördlichen Verordnung, die nicht mehr als 1000 Zuschauer im Stadion zulässt, ist das nicht mehr möglich. Da in näherer Zukunft keine Lockerungen der Maßnahmen zu erwarten sind, werden alle Abokarten für die laufende Saison mit sofortiger Wirkung aufgelöst", begründete der Verein den Schritt.