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Pressespiegel - 05.07.2025

Zwei Legenden umrahmen Schlager

Autor: Alex Gruber, Medium: Tiroler Tageszeitung

Das Zweitliga-Spitzenspiel zwischen Austria Klagenfurt und dem FC Wacker bietet morgen (20.25 Uhr) auch etwas für Tiroler Fußball-Romantiker, wenn sich Manfred Linzmaier und Alfred Hörtnagl gegenüberstehen.

Innsbruck - Zumindest etwas ältere Semester werden sich noch daran erinnern, als es im alten Tivolistadion in den 80ern und Anfang der 90er -Jahre begeisterte "Linzmaier, -maier, -maier"-Sprechchöre gab. Der "Linzi", seit Sommer Chefscout bei Austria Klagenfurt, war lockiger Antreiber und Kultfigur. Die "Ali-pack-die-Sensen-aus"-Rufe hallten in Richtung Alfred Hörtnagl auch noch durchs neue Tivoli. Und auch Wackers Geschäftsführer Sport trieb die Kugel an und räumte Gegner wie Titel ab.

Der "Linzi", nach seiner aktiven Karriere Co-Trainer von Kurt Jara (FC Tirol, HSV, Kaiserslautern ...) wie Chefscout (von 2006-2015 für neun Jahre bei Red Bull Salzburg, danach beim FC Ingolstadt), agiert(e) lieber aus der zweiten Reihe. Deswegen hält er auch in der Gegenwart fest: "Ich arbeite in Klagenfurt zu und bin unterstützend tätig. Der Ali ist beim FC Wacker in einer anderen und tragenden Entscheidungsrolle."

Über die zweite Liga, in der die beiden Titel(mit)favoriten nach neun Runden auf Platz drei (Klagenfurt/16 Punkte) und fünf (Innsbruck/15) gerade einmal ein Zähler trennt, hat sich der 25-fache ÖFB-Teamspieler dennoch schon ein Bild gemacht: "Die Liga ist spannend genug. Unterschätzt Lafnitz (aktuell Zweiter/19 Pkt.) nicht, die gefielen mir bislang am besten." Seine Prognose fürs Spitzenspiel? "Das wird ein Match auf Augenhöhe, in dem auch die Tagesverfassung und womöglich ein Quäntchen Glück entscheiden werden."

Ob Austria Klagenfurt im Spielstil einen "kleinen" und jüngeren Linzmaier habe? "Der Greil (Patrick) geht in meine Richtung, aber es hat sich doch so viel verändert. Heute trainieren sie bei manch einer U12 vielleicht schon taktisch mehr als wir früher in der Bundesliga. Der Branko (ÖFB-Teamchef Elsner, Anm.) hatte schon Ahnung vom modernen Fußball und wollte dem Toni (Polster) erklären, wo er hinrennen soll. Der Toni hat gesagt: ,Trainer, ich muss doch Tore schießen?", schmunzelt Linzmaier und hält im selben Atemzug fest: "Ich hatte nach meiner aktiven Karriere nie ein Problem damit, dass keiner mehr weiß, wer ich als Kicker war." Mit Klagenfurt-Trainer Robert Micheu spielte er noch beim LASK (1993-95).

Dass taktische Organisation und Athletik heutzutage großgeschrieben werden, weiß Linzmaier, der beim Generationenwechsel noch einen Blick in den Rückspiegel wirft: "Heute kann sich ein Messi, wenn er sich gut bewegt, zwischen den Linien anbieten und aufdrehen. Ich kann mich an einige Spiele erinnern, bei denen ich Manndeckung und 90 Minuten einen an den Fersen kleben hatte. Das war mit Abstand das Schlimmste. Heute würden jene, die früher einen Maradona abgeklopft haben, in einem Match vermutlich fünfmal die Rote sehen."

Der "Ali" fuhr früher öfter erfolgreich die "Sense" aus. Ansonsten sagt Wackers 54-jähriger Sportchef in Anspielung auf glorreiche alte Zeiten: "Viele reden noch gerne von der FC-Tirol-Zeit. Aber jetzt ist jetzt. Und wir haben in einer spannenden zweiten Liga, in der man Teams wie Lafnitz, BW Linz oder den GAK nicht unterschätzen sollte, zurück in die Spur gefunden."

Der 27-fache ÖFB-Internationale nennt "Biss, Wille, Leidenschaft und Mentalität" als Schlüsselfaktoren - Attribute, die er früher selbst auf den Platz brachte und die auch jetzt bei allen taktischen Planspielen absolut notwendig sind. Im aktuellen Kader gefällt Hörtnagl beispielsweise, wie ein Tiroler Eigengewächs wie Raphael Gallé die Ärmel hochkrempelt.

Dass der Zweitliga-Schlager zwar wichtig, aber noch nicht vorentscheidend sei, betonen beide Tiroler Fußball-Legenden. Morgen heißt es nicht "Linzi gegen Ali", sondern im Mittelfeld Greil gegen Gallé oder an vorderster Front Markoutz gegen Ronivaldo. Wobei Hörtnagl betont: "Es darf nicht alles an Roni hängen. Wir sind mit Viteritti und Zaizen, der seit Saisonbeginn trifft, offensiv variabler geworden."

Der Treffpunkt heißt morgen in jedem Fall Wörthersee-Stadion. Wer hat im Titelrennen vorerst die bessere "Next Generation"?

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