
Autor: Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung
Wacker-Präsident Joachim Jamnig sieht die Schwarz-Grünen in einer Tiroler Lead-Rolle. Der Mieminger über Kader-Adaptierungen, den bescheidenen Herbst und den Aufstieg.
In den vergangenen Monaten ging es im Verein rund, der neue Partner aus Hamburg war auch schon beim Innsbrucker Bürgermeister vorstellig.
Joachim Jamnig: Nicht nur bei ihm, auch bei der Landesspitze, bei Günther Platter und Josef Geisler.
Corona brachte so manches Budget ins Wackeln.
Jamnig: Nicht bei uns. Wir haben auch in der Krise einen Partner, da gab es nie eine Anspielung auf die schwierige Situation.
Im sportlichen Bereich scheint angesichts des Wacker-Budgets und der Erwartungen in Liga zwei Luft nach oben gegeben. Sind Sie mit dem Trainer dennoch zufrieden?
Jamnig: Sehr, denn es gibt einen Plan. Wir wollen nachhaltig und stabil arbeiten.
Vermeintlich kleinere Teams wie Lafnitz liegen weit vorne, der Kreis der Abstiegskandidaten ist nicht weit vom FC Wacker entfernt. Und Spiele wie jenes gegen BW Linz (0:4, Anm.) tragen nicht zur Hoffnung bei, dass das Team Aufstiegspotenzial hat.
Jamnig: Zu den Aufstiegsplätzen ist es auch nicht weit. Es geht nicht um das eine oder andere Spiel, es geht um den Weg. Wir rufen nicht den Flaschengeist und - schnipp - passiert was. Wir wollen die Mannschaft entwickeln.
Aber die Ansprüche sind an einen Hauptstadtverein doch andere als an kleine Teams.
Jamnig: Man kann nicht irgendwelche Vergleiche heranziehen, auch Austria oder Rapid haben andere Voraussetzungen. Entweder habe ich einen Weg vor mir oder nicht. Es muss nicht beim ersten Mal klappen, es ist eine Reise mit 1000 Schritten. Da geht es um Kontinuität.
Es heißt, Trainer Daniel Bierofka würde den Kader im Winter durchforsten.
Jamnig: Alfred Hörtnagl und Daniel Bierofka analysieren, sie entscheiden, wo wir nachschärfen. Adaptierungen, also an Stellschrauben zu drehen, das ist normal. Das wird auch passieren.
Verfügt der Verein über den entsprechenden finanziellen Spielraum?
Jamnig: Wir verfallen nicht in Aktionismus, ein unkontrolliertes Nachschießen von Geld gibt es nicht.
Das Trainingszentrum in Mieming liegt auf dem Tisch, dem Vernehmen nach wird jedoch vom Hamburger Partner ein Standort in Innsbruck favorisiert.
Jamnig: Mieming ist nach wie vor die Nummer eins, die Pfeiler für einen Baurechtsvertrag stehen. Aber wir schauen trotzdem: Was ist in Innsbruck möglich? Der Grund hinter dem Tivoli gehört einem Privaten, aber auch das Tivoli-Areal lässt sich bespielen. Für uns spielt die Entwicklung des gesamten Stadtteils eine Rolle.
Hat man sich eine Frist gesetzt?
Jamnig: 2021 soll es losgehen, wir stehen mit den Projekten an der Startlinie.
Eines davon betrifft den Zweig E-Sport, der Ihrem Hamburger Partner so wichtig zu sein scheint.
Jamnig: Das ist für ihn ein Riesen-Thema und befindet sich seit Dienstag in einer eigenen GmbH. Wir haben für diesen Bereich mit Felix Kozubek einen eigenen Vorstand, eigene Athletik- und Mentaltrainer, dazu zwei Spieler aus den Top 30 der Weltrangliste. Das bietet uns Möglichkeiten der Vermarktung und entwickelt sich unglaublich, wir sprechen hier nicht von einem Marketing-Gag.
Auch das Thema Damen-Fußball soll forciert werden.
Jamnig: Auch bei den Damen wollen wir richtig Gas geben. Ein Fünf-Sterne-Haus begnügt sich nicht mit gutem Essen und guter Unterkunft, da muss alles passen.
Die WSG Tirol verliert Hauptsponsor Swarovski. Sollte man im Tiroler Fußball nicht an Synergieeffekte denken?
Jamnig: Zur WSG-Situation möchte ich nichts sagen. Wir reichen prinzipiell jedem die Hand, die Rolle muss jeder für sich finden. Aber wir haben den Anspruch, den Lead zu übernehmen. Wir sind die Lokomotive! Es ist an der Zeit, dass wir im Westen endlich etwas aufstellen.
Das Verhältnis zur WSG ist historisch vorbelastet.
Jamnig: Wir sind in einem guten Austausch, zum Sieg gegen Rapid habe ich Köcki (Sportmanager der WSG, Anm.) gratuliert.
Wenn ich Sie frage: Sollte der Aufstieg in dieser oder in der kommenden Saison passieren - was würden Sie antworten?
Jamnig: Wir befinden uns in einem Übergangsjahr. Sollten wir es heuer schaffen, sagen wir nicht Nein.