
Autor: Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung
Sport macht mobil - und angesichts der herrschenden Corona-Maßnahmen in doppeltem Sinn. Denn die organisierte Vereinsszene harrt der Lockerungen, von der Schulöffnung erhoffen sich die Verantwortlichen viel.
Innsbruck - Als Landesoberhaupt des Burgenlands sicherte Hans Niessl der Sozialdemokratischen Partei Österreichs eine Bastion. Mittlerweile tritt der 69-Jährige als Patron der Vereinssportler auf, die im Zuge der Corona-Pandemie zum Nichtstun verurteilt sind. Der ehemalige Lehrer stellt dabei weniger die Notwendigkeit der Maßnahmen als deren Schärfe und Umsetzung in Frage: "Es geht um die Balance und einen guten Maßnahmen-Mix, um einerseits den 15.000 Vereinen mit ihren zwei Millionen Mitgliedern wieder Perspektiven zu geben und andererseits das Infektionsrisiko auf ein Minimum zu reduzieren." Einige Kernpunkte des gestrigen Medientermins im Überblick:
1 Um Vereinssport ermöglichen zu können, solle der organisierte Sport "Teil der staatlichen Teststrategie" werden. Neben den strikt einzuhaltenden bestehenden Präventionskonzepten der Verbände (Hygiene, Abstand, Klein-Gruppen etc.) sollten nun zusätzlich Tausende Tests (Antigen-Selbsttests) hinzukommen.
2 Schülern, die wöchentlich in ihren Schulen getestet würden, müsste auch das Vereinstraining mit Schulbeginn am 8. Februar erlaubt werden. Die Forderung wurde von der Regierung nicht gehört. Niessl: "Es ist schade, dass der Vereinssport, insbesondere jener für Kinder und Jugendliche, noch nicht gleichzeitig mit den Schulen geöffnet wird." Zusätzlich solle es Gratis-Vereinstests geben. Contact-Tracing sei im Vereinssport leicht durchzuführen (bisher keine Cluster, Teilnahme-/Kontaktlisten würden geführt).
3 Die dafür nötigen (und weiterhin freiwilligen) Vereinstests müsste der Staat gratis zur Verfügung stellen. Als Gegenleistung erhielten dafür die Gesundheitsbehörden nach Meinung der Sport Austria "einen engmaschigen Überblick über das Infektionsgeschehen". 15.000 Sportvereine "wären somit auch Teststationen". Niessl argumentiert: "Ich möchte auf keinen Fall eine verlorene Sportgeneration haben, weil das nachhaltigen Schaden für die Gesundheit bewirken und zusätzliche Kosten für den Gesundheitsbereich verursachen würde."
4 Ausübung von Sportarten, die kaum ein Infektionsrisiko bergen würden (im Freien, mit entsprechendem Mindestabstand und unter Einhaltung sämtlicher vorgeschriebener Hygienemaßnahmen und Präventionskonzepte), sollte mit Schulstart wieder erlaubt werden.
5 Michael Eschlböck (Sport- Austria-Vizepräsident) beharrt auf einer Sonderrolle des Sports: "Der Sport hat bereits bewiesen, dass er mit der Situation und der damit einhergehenden Verantwortung sorgsam und professionell umgeht. Präventionskonzepte wurden ausgearbeitet, die die Gruppengrößen im Training definiert haben, die Abstandsregeln berücksichtigten, die Nutzung der Garderoben streng regelten und auch auf das gestaffelte Betreten und Verlassen der Sportstätten Rücksicht nahmen. Es sind den Verbänden keine auf unmittelbare Sportausübung zurückzuführende Cluster bekannt!"
6 Umweltmediziner Hans-Peter Hutter warnt vor Leichtsinn: "In den folgenden zweieinhalb Wochen wird man die Auswirkungen der Öffnung sehen. Wenn wir nicht alle zusammenhalten und die Zahlen gehen wieder nach oben, dann müssen wir uns über neue Öffnungsschritte (in Kultur und Sport, Anm.) keine Gedanken machen."
7 Wie zuletzt schon ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel und ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sprach sich auch Niessl dafür aus, Spitzensportler, die Österreich bei Olympischen Spielen, WM und EM vertreten, rechtzeitig davor zu impfen. "Ich denke, dass sie dort auch Repräsentanten der Republik sind und es ist für mich klar, dass man auch in entsprechender Form eine Impfung bekommt, damit man daran teilnehmen kann." Es sei davon auszugehen, dass das Impfen bei diesen Wettkämpfen eine wesentliche Voraussetzung sein werde.