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Pressespiegel - 06.07.2025

„Das ist eine Verhöhnung des Sports“

Autor: Florian Madl/Alex Gruber, Medium: Tiroler Tageszeitung

Die angekündigte Lockerung der Corona-Maßnahmen im Sport stieß bei Tiroler Sportverantwortlichen auf Unverständnis. Weder den Zeitpunkt (15. März) noch die anhaltenden Einschränkungen will man verstehen.

Innsbruck - "Das war gar nichts, das war nicht einmal Makulatur", kommentierte Peter Schröcksnadel den Auftritt der Bundesregierung am Montag. Der Präsident des Österreichischen Skiverbands sieht sich als Patron des Sports ("Einer muss das ja tun"), der Sport gehört nach Meinung des 79-Jährigen "endlich freigeschaltet". Dafür findet der Tiroler markige Worte: "Es ist eine Verhöhnung des Sports." Denn eine bedingte Öffnung für Nachwuchssportler ab dem 15. März, sollten es die Infektionszahlen zulassen, sei keine wirkliche Lockerung. Und noch ist nicht definiert, wie diese Neuerung überhaupt aussieht. Denn welche Nachwuchssportler sind gemeint? Und was dürfen diese unter welchen Voraussetzungen tun?

Der Tiroler Philipp Trattner, Sektionschef im Sportministerium, verweist auf die erst am Freitag veröffentlichte Verordnung, die eine gesetzliche Grundlage für das am Montag angekündigte Paket darstellt. "Wir müssen erst schauen, dass wir den Nachwuchs entsprechend eingrenzen." Dabei gehe es etwa um Lehrlinge und deren Einbindung in die aktive Sportausübung.

Es zeichnet sich vorerst ein kontaktloses Sporttreiben ab, natürlich mit Abstand. Die Personenanzahl sei indes noch nicht definiert, es muss nicht zwingend eine Kleingruppe sein. Was fix ist: Der Amateur-Fußball rollt nicht. Das stößt etwa der österreichischen Spielergewerkschaft und Vereinigung der Fußballer (VdF) rund um Ex-FC-Tirol-Profi Oliver Prudlo auf, der spricht von einer "existenzbedrohenden Ignoranz für den Amateursport", dass es seitens der Politik für erwachsene Sportler im Amateurbereich unter Einhaltung entsprechender Teststrategien und Hygienekonzepte weder Perspektiven noch Zeitfenster gibt.

Es gilt augenblicklich als wahrscheinlich, dass in allen Tiroler Fußball-Ligen nur die Hinrunde fertiggespielt werden kann und diese über Auf- wie Absteiger entscheidet. Besonders bitter wäre das u. a. für den IAC, der im Vorjahr als Tabellenführer der Landesliga West mit fünf Punkten Vorsprung ausgebremst worden ist und diese Saison ohne eine einzige Niederlage noch von Prutz/Serfaus (ein Spiel weniger) wegen des schlechteren Torverhältnisses ausgebremst werden könnte. "Natürlich hätten wir uns im Herbst eines der vier Remis sparen können, aber wir wären zum zweiten Mal hintereinander die Betonierten", harrt IAC-Trainer Michael Messner der Dinge und schickt wohl stellvertretend für viele Club-Vertreter nach: "Es ist traurig, dass die Bundesregierung dem Breitensport so wenig Anerkennung und Interesse entgegenbringt. Die Vereine bemühen sich und investieren genauso wie die Spieler, wo man aufpassen muss, dass einige nicht die Lust verlieren."

Individualtraining führt derzeit beispielsweise Landesligist SPG IBK/West wie das Regionalliga-Team des FC Wacker Innsbruck aus. Wackers Geschäftsführer Sport, Alfred Hörtnagl, nennt das Kind beim Namen: "Der Druck, alle unter kontrollierten Bedingungen und auch aus sozialpolitischen Gründen wieder auf den Platz zu bringen, steigt. Denn sonst wächst die Gefahr, dass dies unkontrolliert passiert." Der Profibereich habe bewiesen, wie sehr sich die Präventionskonzepte bewähren.

Auch Tirols Fußballverbandspräsident Josef Geisler findet dazu klare Worte und widerspricht damit als Vizepräsident des ÖFB auch seinem Chef Leo Windtner. Während der Oberösterreicher nämlich seiner Freude über die Öffnung für den Nachwuchssport Ausdruck verlieh, zeigte sich sein Tiroler Kollege enttäuscht. "Ich bin fassungslos, aber nicht sprachlos", urteilte der Zillertaler über die seiner Meinung nach ungerechtfertigte Hintanstellung des Unterhaus-Fußballs.

Nicht viel anders ergeht es Walter Seidenbusch, dem Präsident des Tiroler Tennisverbands. Der Tiroler ortete angesichts der kryptisch angekündigten Lockerungen sogar eine Verunsicherung innerhalb seiner Aktiven. "Wir bekamen gestern viele Anrufe und E-Mails, weil die Leute nicht wissen, was sie nun überhaupt tun dürfen." Die Unsicherheit soll besagte Verordnung am Freitag klären, den Wiener Tenniskollegen sei das Warten mittlerweile zu viel. "Die haben die Hallen geschlossen, weil sie nicht wissen, ob sie heuer überhaupt noch aufsperren dürfen."

So viel sei also weiter sicher: Ein Tennis-Einzel im Freien dürfe stattfinden, ein Doppel indes nur, wenn die beiden Partner aus dem gleichen Haushalt kommen. Das Mixed-Doppel sollte so gesehen an Ansehen gewinnen, könnte man meinen ...

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